Mitanzusehen, wie sein Kollege von einem großen Felsbrocken, der durch eine Tür geflogen war, gegen eine Wand geschleudert wurde, hatte den letzten Kirchenritter lange genug abgelenkt, dass Amen es schon halbwegs durch das Loch in der Tür geschafft hatte, bevor der Leibwächter ihm entgegenkam. Knapp schaffte er es, einem Volltreffer zu entgehen, und Brigids Rapier stieß durch eine Schwachstelle im Schultergelenk der Rüstung des Kirchenritters, der unter Schmerzen zusammenbrach.
Der alte Bischof sah den Angreifer mit müden Augen an. An seinen tiefen Falten und der eingesunkenen Haltung konnte man klar erkennen, dass er auch ohne Beihilfe eines Attentäters das nächste Jorelion nicht mehr miterleben würde.
"Wenn du mich töten willst, dann tu es. Aber bitte..." Er sprach sehr langsam, noch langsamer als bei seiner Rede am Platz vor der Kathedrale. Der Stress des plötzlichen Angriffs hatte ihn ermüdet. Während er sprach, kam Florence auf leisen Sohlen aus ihrem Versteck hervor und näherte sich Oldemar von hinten. Der Bischof sprach also weiter, bis...
"Bitte, verschone das Kind, dass bei meinem Leibwächter Schutz such-kchkch-" Florence hatte eine lange Nadel aus ihrem Ärmel gezogen und diese von der Seite in den Hals des Bischofs gestochen, der jetzt unter Schmerzen röchelte, während seine Lungen sich langsam mit Blut füllten.
"Alter Langweiler. Ich mag's nicht, Schutz zu brauchen." murmelte Florence gelangweilt.
"Séamus hat in seinen Berichten von einem Tugendbold geredet. Bist du das? Jetzt brauchst du dir jedenfalls nicht die Hände schmutzig zu machen."
Auf Rhords Vorschlag hin streckte Korina ihren Schwertarm aus. Der Glasklumpen war zwar bei dem Schlag auf Claires Hinterkopf zerbrochen, aber einige Stücke hingen noch dran. Die festen Glaskristalle zitterten ein wenig, als Rhord das Schwert der Ritterin darauf richtete, und schließlich fielen sie ab.
"Danke" sagte Korina, deren Waffe jetzt endlich wieder Normalgewicht hatte.
Die Proteste der Ritterin nahmen ein Ende, als Dante sie mit einem Schlag auf dem Hinterkopf wieder zu Boden brachte.
"Hab grad in den Schutzraum gesehen, der Bischof ist tot. Sie wär eine Plage, wenn sie das herausfände." erklärte er.
Dann bemerkte Korina, dass Braig einen Pfeil in die Richtung abschoss, in der sie sich befanden... oder besser, darüber. Mit einem lauten Krachen flogen brennende Holzbalken auseinander und fielen zu Boden, und verschütteten den Eingang zum Schutzraum.
"Florence!" rief Dante besorgt.
"Verdammt! Rhord, kannst du die Trümmer mit einer Erdsäule aus dem Weg schieben?" fragte Korina den Echsendämon.
"Ich kümmere mich mal um diesen Typen." sagte Dante wütend und hob ab. Dabei lösten sich mehrere seiner messerscharfen Federn von seinen Flügeln und schossen auf Braig zu.
Wegen der aerodynamischen Gestalt er Magieschlangen schafften sie es ganz gut durch die Windaura des Wettergeists, und sie brauchten anscheinend keine Köpfe, um zu bestehen. Fureas stöhnte, als sie mit ihm zusammenstießen, und so nah an seinem Körper war es auch schwer, sie wegzuwehen. Stattdessen öffnete er einige seiner Säcke und ließ einen kräftigen Nordwind um seinen Körper herumwehen. Eiskristalle bildeten sich auf seiner Haut und wurden zu Stachelfallen für die Schlangen.
Raijeus wollte nicht zu viel Kraft für diese vergleichsweise kleinen Fische aufwenden, sie mussten sich ja dann noch um Kline kümmern. Sowohl weitere kleine Attacken, eingesetzt in der Hoffnung, eine von ihnen würde funktionieren, als auch ein großer Blitz, gegen den es fast keine Verteidigung gab, waren Energieverschwendung. Aber ein schwebender Hund war immer noch langsamer als ein wahrer Donnervogel. Der Blitzgeist ging plötzlich in den Sturzflug, flog unter dem Wolf hinweg, hinter ihm nach oben, in einem Looping über ihn und schlug mit elektrisch geladenen Krallen nach seinem Feind.
Nina spührte den Wind, den Aella erschuf, auf ihrem Fell und auf ihren Ohren. Im Senkrechtflug krachte sie auf Klines Rücken und rammte ihm anschließend ihren Saugrüssel in den Nacken. Durch den Mangel eines echten Körpers konnte sie ihm zwar nicht wirklich Blut absaugen, aber die Geste brachte die Dämonin in die richtige Mentalität, um ihre Fähigkeit einzusetzen und Kline die Lebenskraft auszusaugen, so schnell sie konnte.
Wie es schien, hatte das Mädchen die Dämonengeschwister bemerkt, was nicht verwunderlich war. Sie machten sich nicht die Mühe, ihre Kraft groß zu verbergen, denn sie bevorzugten es, neugierige Nervensägen mit Einschüchterung auf Distanz zu halten, statt sich vor ihnen zu verstecken.
"So ist es." antwortete Kemet. Dann erklärte das Mädchen den Grund, warum sie hier war. Der mächtige Dämon, der sich eingemischt hatte.
"Wir sind der Meinung, dass jene, die diesem Dämon gerade gegenüber stehen in der Lage sind, allein damit klar zu kommen." erläuterte die Pflanzendämonin.
"Und wenn wir falsch liegen, sind sie allerdings keine Leute, um die wir uns sorgen würden."
"Wenn du den Dämon selbst sehen willst, habe ich eigentlich nichts dagegen." sagte Dashret, was ihm einen missfallenden Blick von seiner Schwester erntete.
"Aber solltest du ein weiterer Feind dieser Leute sein, dann schon."
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