Akira war dankbar, dass der silberhaarige Mann ihr angeboten hatte, die Kosten für die Beerdigung zu übernehmen, auch wenn sie es insgeheim gehofft hätte, denn sie selbst besaß nicht das nötige Geld. Die Zeremonie wurde ohne viel Drumherum abgezogen. Man hatte Kennan in einen einfachen Holzsarg gelegt. Akira hatte sich erinnert, dass er an den Gott Willthanas geglaubt hatte und so wurde eine Eule in den Sarg gemeißelt. Tatsächlich war es die Einfachheit der Zeremonie, die Akira am meisten berührte. Die Erkenntnis, dass es so einfach und schnell gehen konnte, hatte sie immer wieder getroffen, doch sie brach auch jedes Mal aufs Neue über sie hinein, wie die Flut. Neben einigen Gruppenmitgliedern waren auch Kennans andere Lehrlinge, sowie ein paar Freunde anwesend, Assagar hingegen hatte sich entschieden dem Begräbnis fernzubleiben, eine Entscheidung, die nur verständlich war. Was die anderen Angehörigen anging, so kannte Akira die meisten von ihnen aus den letzten Jahren, zum Teil sogar recht gut. Doch so wie ihr selbst all diese Menschen nun so fern und fremd vorkamen, so schien es auch den Anderen zu gehen. Es war seitdem so viel passiert und Akira war nun eine Kriegerin, das erkannten sie Alle. Einige nickten Akira zu, oder begrüßten sie, doch alle schienen sie mit einer Mischung aus Respekt und Misstrauen anzuschauen. Was war von dem Mädchen von damals noch übrig?
Eine einzelne Träne rollte über ihre rechte Wange, als sie sich vor den Sarg kniete und sich noch einmal für alles bedankte. Wieder realisierte sie, dass Kennan ihr mehr bedeutet hatte, als ihr klar gewesen war. Über seine raue und kühle Art hinweg hatte er sie doch vieles gelehrt und sie erkannt selbst einige seiner Wesenszüge an sich wieder. Schließlich stand sie auf, drehte sich um und ging langsam auf den Rest der Gruppe zu. Dieser Teil ihres Lebens war nun vorbei und auch wenn es eine glückliche Zeit gewesen war, gab es neue Aufgaben, neue Abenteuer. Ein letztes Mal schaute sie sich um, dann verließ sie mit den anderen den Saal, in dem der Sarg aufgebaut worden war, bevor man ihn ins Grab senkte, damit sich alle von Kennan verabschieden konnten.
Einige Zeit später trafen sie wieder bei Assagar ein. Er hatte sie zu einem Haus tief in den verwinkelten Gassen der Stadt gefühlt. Sie traten ein und Assagar entfernte schwungvoll Tisch und Teppisch, die in der Mitte des Raumes standen, den sie nun betreten hatten. Darunter kam eine Falltür zum Vorschein, aus der er eine Kiste zog und öffnete. "Hier. Nehmt euch
jeder eine Maske und einen Umhang aus der Kiste. Akira für dich habe ich auch etwas" , erklärte er.
Gespannt beobachtet Akira, wie der Silberhaarige die Wand abklopfte, bis sie schließlich an einer Stelle nachgab und noch einen kleinen Raum offenbarte, aus der er eine weitere Kiste zum Vorschein brachte: "Hier sind einige edle Kleider und Accessoires drin. Nehmt euch, was ihr braucht!"
Neugierig öffnete sie die Kiste: Sie enthielt genau das, was Assagar gesagt hatte. Die Kleider waren aus vornehmsten Stoff und lang genug, dass man darin nicht wirklich rennen und Kämpfen konnte, aber vermutlich wurde das von den vornehmen Damen auch nicht erwartet. Außerdem lagen darin Broschen und Nadeln um sich die Haare hochzustecken. Akira hatte weder jemals etwas auf solche 'Verzierungen' gegeben, noch hatte sie je die Gelegenheit gehabt, sie zu tragen. Dementsprechend war sie einigermaßen überrumpelt ob der Vielfalt: "Was davon soll ich jetzt anziehen?", fragte sie ratlos in den Raum "Ich war noch nie... vornehm!"
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@Dr. Chiba: