"Zwerge! Menschen! Elfen! Orks, Trolle und anderes Gesindel! Behaltet folgende Worte in Erinnerung, während ihr um Euren Stadtaufseher trauert.. Das was ihr hier aufgebaut habt, ist kein Leben! Ihr lebt in Angst und Schrecken vor den Dämonen unter der Erde, und am heutigen Tag wurdet ihr daran erinnert!"
Die Skelettarmee zerfiel zu Staub, als die Worte verklungen waren, die sich zischend in den Kopf von Matthew wühlten und dort Halt suchten. Auch Forax hatte sie vernommen und sah Matthew an. In seinem Blick lag Erleichterung, aber auch Besorgnis.
"Es ist... überstanden."
Matthew nickte. Er führte seine Doppelklingen wieder zusammen und verstaute Gemini an seiner Seite. Dann ließ er seinen Blick über das Schlachtfeld schweifen - so viele Zivilisten waren getötet worden, nur ein Bruchteil der Gäste des Festes hatte überlebt. Alle, die sich nicht hatten wehren können, waren...
Dann durchzuckte Matthew ein Gedanke. Und mit einem Mal bemerkte Matthew, dass ihm etwas fehlte - oder eher jemand.
"Carter!", entfuhr es ihm.
Hank. Wo war er? Er hatte ihn zuletzte gesehen, als sie den Festsaal betreten hatten.
Matthew überkam ein Schreckliches Gefühl. Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte zurück, Forax ließ er einfach so dastehen. Er hechtete die Treppen hinauf und stürmte durch das Tor - war er hier? Er blickte in die Gesichter der Trauernden, die herumliefen. Manche kauerten neben den toten Körpern ihrer Angehörigen. Doch Carter konnte Matthew nicht erkennen.
"Carter! Carter! CARTER!", beim dritten Mal brüllte er den Namen fast, und seine Stimme wurde heiser.
Matthew taumelte zurück in den Türrahmen - er musste draußen sein!
Eine Hand wurde ihm auf die Schulter gelegt.
"Matthew." Er drehte sich um. Forax stand vor ihm, den Blick von Trauer erfüllt. Er packte Matthew an beiden Schultern und sah ihm tief in die Augen. Matthew blickte auf den Boden. Er wusste, was dieser Blick bedeutete, hatte es befürchtet.
"Matthew, ich weiß, dass du -" Matthew drehte sich weg und entfernte sich zwei Schritte von Forax. Tränen begannen, sein Gesicht hinunterzufließen, er wischte sie mit seinem Armzipfel weg.
"Wo?!", brüllte er. Er war erschrocken über seine eigene Stimme.
"Wo...?", flüsterte er, sodass er glaubte, nur er selbst hätte es gehört.
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Forax auf den Rand des Platzes zeigte.
Matthews Blick folgte der Weisung seines Mentors. Sein Blick fixierte einen Punkt, auf dich er sich zubewegte. Ganz von alleine schienen seine Beine ihn dorthinzutragen, auf etwas zu, wofür Matthew nicht bereit war. Wofür niemand bereit sein konnte. Schritt für Schritt näherte er sich albtraumwandlerisch dem Unausweichlichen. Dann war er da. Viel zu früh.
Matthew sackte auf die Knie. Beugte sich nach vorne. Tränen tropften herab und benetzten ein blutdurchtränktes Hemd. Seine Hände lagen auf dem Körper vor ihm, als könnten sie anders nicht akzeptieren, dass das hier Wirklichkeit war.
Dann traute er sich, das Gesicht anzublicken. Die Augen friedvoll geschlossen, sodass es aussah, als schläfe er bloß. Als sei dieser Schlaf kein ewiger. Nur das Blut, das das Hemd durchtränkt hatte, sagte etwas Anderes.
Ein tiefes Schluchzen entfuhr Matthew, dann vergrub der das Gesicht an der Brust des Leichnams.
"Wenn dein Vater dich sehen könnte, wäre er sehr stolz auf dich, Matthew. Sicherlich noch stolzer, als ich es gerade bin."
Vor ihm lag Carter. Der Mann, der nie sein richtiger Vater gewesen war, und den doch nie jemand als Vater hätte ersetzen können. Wie ein Kind fühlte sich Matthew, das das Bedeutendste in seinem Leben verloren hatte, und glaubte, nie wieder glücklich sein zu können.
"Denk daran, wenn irgendetwas ist: Ich bin immer für dich da."
Er weinte genau so, und es war ihm egal, ob irgendjemand ihn deswegen komisch ansah. Niemand verstand, was es bedeutete, etwas zu verlieren, ohne es erlebt zu haben. Niemand.
"Weißt du, ich bin mir sicher, du wirst eines Tages diesen Laden übernehmen - und ihn zu etwas sehr großem machen!"
Matthew sah seinen lächelnden Vater vor sich. Eine Erinnerung. Bloß nur noch eine Erinnerung.