Kira war sehr mitgerissen von der Ansprache Mizar's, aber vor allem von den Geschichten der anderen. Alle hatten sehr schlimme Dinge erlebt. Am liebsten wollte Kira jedem von ihnen helfen, aber das konnten wohl doch nur sie selbst. In dem Moment überlegte Kira "Ich soll ihnen von dem Erlebnis erzählen, dass mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin..." Schon lange hatte sie nicht mehr darüber nachgedacht, eher verdrängt. Trotzdem wollte die Vampirin ihr Erlebnis mit den anderen am Lagerfeuer teilen und erzählte : "Leute...ich habe auch etwas...nicht so schönes erlebt...Ich habe schon lange nicht mehr daran gedacht, weil ich es nicht ertrage, die Bilder vor Augen zu haben. Dennoch möchte ich, dass ihr erfahrt, was passiert ist." Kurz schaute Kira in die Runde und erblickte wartende Augen.
"Ich war etwa 15 Jahre alt, als ich erfuhr, dass meine Eltern nicht meine leiblichen Eltern waren. Sie erzählten mir, wie sie mich allein im Wald fanden, am Fluss liegend, nur in einem mit Wolle ausgelegtem Korb. Daran ein Brief : "Bitte sorgt für unser Kind, bis wir ihm ein sichereres zu Hause bieten können..." Natürlich war ich sehr geschockt, aber da mich meine Zieheltern so lieb aufgezogen hatten, war ich ihnen nicht böse. Ich suchte auch nicht nach meinen richtigen Eltern. Warum? Sie würden kommen, wenn sie ihr Leben für sicher hielten und glaubten, mich zurück nehmen zu können." Langsam atmete sie aus und man sah Kira an, dass das, was jetzt kommen würde, nicht leicht auszusprechen war.
"Ein Jahr später...gingen wir wie jedes Jahr segeln mit ein paar Freunden. Es war eine wunderschöne Zeit, jedes Mal, bis zu dem Tag, als wir auf offener See von Piraten überfallen wurden. Sie kaperten unser Schiff, fesselten uns alle und setzten uns so nebeneinander. Alles wertvolle, was sie kriegen konnten, nahmen sie sich, gingen zurück auf ihre Schiffe und zündeten unseres zum explodieren an. Ich...saß zwischen meinen Eltern, die mich 16 Jahre liebevoll aufgezogen hatten...sie wussten nie, woher ich wirklich kam, wer ich wirklich war, doch liebten sie mich, als wäre ich immer ihr eigenes Kind gewesen...sogar, als sie sahen, dass ich ein Vampir war..." Eine kleine Träne kullerte ihre Wange hinunter.
"Ich...ich wusste nicht, dass es das letzte Mal war...aber...ich sah meiner Mutter in die Augen, meinem Vater...wir wussten, was wir sagen wollten, ohne diese Worte wirklich auszusprechen. Und dann...dann passierte es...Ein riesen Knall war zu hören, ich schrie, schrie so laut ich konnte und hatte immer im Gedanken, dass ich jetzt sterben würde...Doch...dem war nicht so...als einzige Person, überlebte ich...wachte auf einem Holzbrett, welches im Wasser trieb, auf und war völlig allein. Ohne über irgendwas nachzudenken, versuchte ich an Land zu kommen. Am 2. Tag, an dem ich nun im offenen Meer trieb..fing ich aus Langeweile an im Wasser zu spielen. Ich drehte kleine Kreise und merkte, wie sich das Wasser meinen Bewegungen anpasste...Ich hob meine Hände in die Luft...und plötzlich...drehte sich das Wasser einfach in der Luft weiter..." sprach Kira einerseits stolz, aber dennoch bedrückt.
"Von da an wusste ich, dass ich eine Magierin war. Eine ziemlich Gute, wenn es um Feuer und Wasser ging, schließlich gelangte ich so ans Ufer. Und letztendlich begann ich, meine richtigen Eltern zu suchen...Nachdem ich ein paar Monate herumgereist war, fand ich sie. Sie nahmen mich sehr lieb auf...machten dort weiter, wo meine Zieheltern aufgehört hatten und wir wurden über die letzten 3 Jahre eine richtig enge Familie...Heute ist das erste Mal, dass ich mit jemandem darüber spreche, nicht einmal meine Eltern wissen, was passiert ist, nur, dass ich zu ihnen kam, weil ich allein und unglücklich war. Nachts weinte ich mich heimlich in den Schlaf, während ich über die Jahre zu einer Frau wurde, die sehr in sich gekehrt und allein war, auch wenn sie jemanden um sich hatte. Ich wollte keine Gefühle mehr, wie Liebe, Schmerz oder Trauer, empfinden. Ich wollte nicht...dass ich nochmal jemanden lieben lerne und diese Person dann verliere...Meine richtigen Eltern sind die einzigen Personen, die ich jemals wieder lieben konnte. Deshalb wollte ich auch nicht weg, um sie zu beschützen, doch nun bin ich hier und ich sage euch auch gleich warum..." sprach die Vampirin zu Ende.
"Ich bin hier, weil ich wieder leben möchte...ich saß 3 Jahre, abgeschottet von allen Wesen, in meiner kleinen Welt zu Hause und ließ niemanden an mich heran. Doch jetzt möchte ich wieder lernen, wie es ist zu leben. Freude zu empfinden. Spaß und Lachen, aber auch Liebe und Freundschaft. Zwei von euch konnten mein Eis bereits etwas zum tauen bringen..." Dabei sah sie einmal zu Weiss herüber, aber auch zu Cedric. "Mein Traum war es immer, außergewöhnlich zu sein und das bin ich nun, durch meine Magie. Ich möchte stark werden. Stark für die Leute, die ich beschützen will und stark um mit der Vergangenheit abzuschließen..."
Nachdem Kira all das erzählt hatte, fiel ihr ein riesen Stein vom Herzen. Sie fühlte sich frei und gleichzeitig auch behütet, da ihr alle zuhörten. Kurz sah sie Mizar an, der ihr daraufhin seine Hand auf die Stirn lag.
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Auf einmal fühlte es sich an, als ob sie anfing zu schweben. Weit weg von den anderen am Lagerfeuer, schloss sie ihre Augen und wachte innerlich in einem weißen Raum auf. "Wo...bin ich? Ist das...das Heiligtum?" flüsterte sie und rieb sich die Augen. Ein flattern ertönte und plötzlich hatte Kira 2 riesige Engelsschwingen auf ihrem Rücken. Der weiße Raum nahm Gestalt an. Unter ihr tat sich ein großes, klares Meer auf. Eine leichte Brise wehte durch ihr Haar und sie hörte Möwen kreischen. Plötzlich tauchten aus dem Nichts 3 Delfine auf, die vor Kira weiter gerade aus durch das Meer sprangen. "Wartet!" rief Kira ihnen nach und flog mit ihren Flügeln hinterher. In Windeseile tauchte dann vor ihr ein Wolkentor auf. Im Bogen befestigt eine Rune, die sich so sehr in Kira's Gedanken einprägte, dass sie sie nicht mehr vergessen konnte.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Plötzlich zog sich alles zurück und Kira saß wieder vor dem Lagerfeuer. Ihr Puls raste unheimlich schnell, doch in Wirklichkeit waren nur 12 Sekunden vergangen. Kira kam es so vor, als wäre sie Stunden dort gewesen. "Es war...so...real..und doch nur ein Traum..?" fragte sie sich, starrte ins Feuer und dachte etwas nach.
_____________________
Hoffe es ist gut so? (:
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »DancingMoon« (29. Januar 2014, 01:26)