Kemet hielt sich ziemlich kurz als es darum ging zu erklären, dass sie die Idee nicht mag, was Siradda innerlich wütend machte, doch sie hielt die Fassung. Noch. Keine Begründung. Aber sie sah eine Möglichkeit Nina noch weiter zu helfen und nannte zumindest einen Namen. "Amaranth? Wer ist das?", fragte die Seelendämonin und würde das kommende erst klarstellen, sobald sie genug über diese Amaranth herausbekommen konnte oder aber Kemet weitere Informationen verweigern würde.
Nachdem sie alles erfahren hatte wollte sie aber zurück zu dem, was sie die ganze Zeit störte:
"Warum gefällt dir denn eigentlich mein Vorschlag nicht?"
Sie wollte ihre Vermutung als bestätigt sehen, was das anging und bekam genau das zu hören, was sie erwartete.
" Es ist recht simpel. Falls Nina ihrem Vater treu bleibt, wird sie ihm von meiner neuen Identität erzählen. Bestimmt wird er Abtrünnige wie mich und Dashret nicht in Ruhe lassen, falls er herausfinden, unter welchem Namen man uns finden kann.."
Für einen Moment musste Siradda ganz genau aufpassen, auf welcher Seite sie ihre anschwellenden Gefühle zeigte. Die anderen in der materiellen Welt sollten hiervon nichts mitbekommen und sich Sorgen machen. Sie sank ihren Kopf und begann vor Wut zu zittern. Ihre Fäuste wirkten so, als wären sie dabei etwas in ihnen zu zerdrücken, so fest waren sie zusammengeballt.
"Lass mich raten, dein Bruder denkt dasselbe? Und so was nennt sich Geschwister...", sagte sie noch ruhig, aber laut genug, dass man sie hören konnte, ehe sie mit einem Ruck wieder aufschaute und mit wütenden Augen in die von Kemet schaute.
"Wie kannst du erwarten, dass Nina bereit sein könnte uns zu vertrauen und anzufangen ihren Vater zu mistrauen, wenn du nicht einmal den Mumm aufbringen magst ein Risiko einzugehen und das obwohl du sogar die Möglichkeit besitzen solltest dich verteidigen zu können?!", begann die Seelendämonin ihr Unverständnis auszudrücken. Und das war nur der Anfang. "Ist dir in den Sinn gekommen, dass Nina wohlmöglich wissen wollen würde woher ich diesen Namen habe? Was glaubst du was in ihr vorgehen würde, wenn ich ihr dann sage “Sorry, aber das kann ich dir nicht sagen.“, wobei ich zuvor noch zu ihr gesagt hatte, dass ihr Vater relevante Details ausgelassen haben könnte, um sie sicher auf ihrer Seite zu haben. Diese Geheimniskrämerei, das ist kein Deut besser als die Lügen, die sie letzten Endes in diese Rabenklaue gesteckt hatten!"
Siradda hatte keine Ahnung woher sie die Kraft nahm solch deutliche Worte auszusprechen. War es ihre Überladung? Oder etwas anderes? Sie spürte auf jeden Fall, wie dieses Feuer in ihr loderte, konnte aber nicht den Ursprung ausmachen. Um sicher zu gehen schwächte sie den Seelenlink ein wenig ab, damit Scarlet sich auf der anderen Seite sich nicht wegen ihres Blutdrucks Sorgen macht.
Zurückschrecken war für sie im Moment keine Option, solange sie dieses Momentum besaß.
"Ehrlichkeit, ein offenes Ohr und Vertrauen, das ist es was es überhaupt ermöglicht hatte zumindest ein bisschen Nina zum Nachdenken zu bewegen! Doch anstatt selbst in Person die Initiative zu ergreifen möchtest du, dass über mich ihr geholfen wird. Ich hatte es sowieso vor, aber was ist das denn für ein Eindruck, den das Nina geben würde? Oder geht es dir bei ihr um dasselbe wie bei Markus und zwar, dass sie auf deiner Seite ist, doch sie selbst ist dir egal?"
Gestenhaft zeigte Siradda nun mit einem von einer ihrer Fäuste emporsteigenden Daumen auf sich. "Was es auch ist, wenn du weiterhin nicht den Mumm dafür aufbringen magst, ich werde es tun! Ich werde sie darum bitten niemanden davon zu erzählen, unter keinen Umständen, aber ich werde ihr auch vertrauen wenn sie dem zustimmt. Dann werde ich ihr von eurer Version erzählen, sowie diesen Namen, aber auch klar machen, warum es überhaupt mich braucht, damit sie davon erfährt. Keine Sorge, eure Namen werden nicht fallen, aber sie wird wissen wo sie zumindest bei ihrem “unbekannten Geschwisterchen“ steht.
" Sie standen laut Lauriam auf einer Seite, aber Siradda war das wichtig. Für sie, die nur noch ihre Schwester von ihrer ehemaligen Familie übrig hat, war es unverständlich, wie man sich so einer so lieb vorkommenden Schwester - und wenn es sich nur um eine Halbschwester handelt! - gegenüber verhalten kann.
Erschöpft ließ sich Siradda auf einen der leeren Plätze fallen. Sie war fix und fertig und ihre Gemütslage normalisierte sich wieder. Die Kraft darüber weiter nachzudenken fehlte ihr aber. Hatte sie irgendwas falsches gesagt?
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Später dann schien Scarlet nichts dagegen zu haben sich auch mal die Hände schmutzig zu machen… was besorgniserregend war, aber das war wohl immer noch besser so als wenn sie ein Problem damit hätte - und damit möglicherweise nun auch die Schwingen. Doch dazu kam es nicht.
Rhord gegenüber sprach sie ihr Mitgefühl aus, welcher dazu nur zustimmend nickte. Nur verstand er nicht ganz, warum sie auf seinen Körper zeigte. Er hat sie doch nicht gegessen! Oder meinte sie das anders? Als er einen Moment darüber nachdachte… ja, das hat sie wahrscheinlich… "Danke. Du hast wohl irgendwo recht…"
Auch das mit den beiden Studenten wurde klargestellt. Sie hatten nicht die Absicht zu töten. Ihre Methoden blieben fragwürdig, doch das war nun für Siradda zumindest ein kleines bisschen besser vorstellbar, was sie auch genauso sehr beruhigte. Sie wird mit den beiden darüber dennoch nochmal sprechen müssen… Dass es ihr auch schon einmal schlimmer geht war ebenfalls beängstigend zu hören, aber… "Ich schätze, dass du noch lebst ist dabei noch das wichtigste und auch wenn es nichts ist, worum man dich wohl beneiden würde… nunja, mir wurde auch mein Leben als Dämonin aufgezwungen, daher weiß ich es ein wenig wie es so ist eine solche Veränderung auf eine solch schreckliche Weise durchleben zu müssen. Auch ich habe mich irgendwann zumindest an meinen neuen Körper, also nicht nur wie ich dann aussah, sondern auch das merkwürdige Gefühl… nunja gewöhnt."
Die Seelendämonin bemerkte wie Rhord wieder fragend blickte. "Ähm, wie meinst du…"
"Ach Rhord, ich meine unsere Dämonengestalt. Ich kann mir schwer vorstellen, dass du keine Veränderung spürst, wenn du dich verwandelst. Für dich war das vielleicht seit du denken kannst normal, aber für mich… nun es waren nur zehn Jahre, aber ich hatte meine Zeit als ein normales Menschenkind. An meine Dämonengestalt musste ich mich dann fürs erste gewöhnen, sowie Scarlet sich auch an ihre Veränderungen gewöhnt hat. So meinte ich das. "
Der Echsendämon konnte da nichts gegen sagen. Ja, da war schon irgendwo eine Ähnlichkeit da, aber er konnte wie Siradda es richtig vermutete nicht mit Sicherheit sagen. Für ihn war all das normal.
Die Versicherung der rothaarigen Angeborenen war jedenfalls ein gutes Zeichen. Dass genau diese wie aus dem nichts auf einmal auf sie los ging bemerkte sie zu spät, um noch dagegen reagieren zu können, doch hatte sie auch gar nicht das Gefühl ausweichen zu wollen. Im Gegenteil sie erwiderte die Umarmung. "Ich wünschte ich wäre bereits so weit um sowas sagen zu können!", erwiderte sie mit einer aufgeheiterten Stimme.
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Itsuki bekam erklärt warum Vada - und Amen - so handelten wie sie es letztlich taten. Sie befürchteten also nur unerwünschte Aufmerksamkeit durch Rail und die Stadtwachen zu bekommen und sahen zumindest über die ganzen Geister und ihre eigenen Fähigkeiten bei ihm einen guten Startpunkt. "Okay, zumindest einen Teil davon konnte ich mir zuvor schon denken, aber es ist gut nochmal aus deinem Mund zu hören. Nun gut, dann will ich auspacken, aber nur unter einer letzten Bedingung: Ich möchte im Nachhinein erfahren, was ihr in Erfahrung bringen konntet, egal was es ist. Es sollte kein bemerkenswerter Mehraufwand sein, aber mir ein wenig mehr Sicherheit geben."
Sobald dieser Forderung zugestimmt wurde ging der Fuchswandler sofort zu dem über, was er teilen wollte.
"Reyson Larmanet, der Artefaktesammler. Seit ich in dieser Stadt bin, seit gut sieben Jahren, habe ich diesen Mann immer als jemanden gekannt, der sich abseits der Arbeit immer eher zurückhaltend verhalten hatte. Es war möglich mit ihm in Kontakt zu kommen und aufgrund seines Fachgebietes fanden wir auch immer genug Gesprächsstoff. Er ist ein guter Freund für mich, auch wenn wir uns abseits der Arbeit nur selten treffen. Doch in den letzten Wochen…"
Itsuki dachte noch einmal über das, über was er nun sprechen wollte nach, gab sich dann aber einen Ruck. "Seit einigen Wochen habe ich bemerkt, dass er dauerhaft wegen irgendwas nervös ist. Als ich ihn darauf ansprach leugnete er es immer wieder oder gab Gründe an, die ich ihm nicht wirklich abkaufen wollte, wie zu wenig Schlaf und so etwas. Es mag ein Faktor dahinter sein, doch ich war mir sicher, dass da mehr hinter steckte. All das verschlimmerte sich aber in den letzten Tagen. Auf der letzten Ratssitzung war seine Nervosität auf einem neuen Höchststand angekommen, so sehr, dass es sogar den anderen Anwesenden auffiel. Wir hatten seitdem eine Pause für einige Tage, die jeder auf seine eigene Art nutzen konnte und einen Anteil meiner Freizeit habe ich dafür genutzt um zu versuchen nach ihm zu sehen. Doch keine Chance, er wollte niemanden sehen. Meinte er fühlte sich krank und wolle niemanden anstecken. Auch seine Familie, seine Frau und ein jugendlicher Sohn, konnten nicht sagen was es damit auf sich hat. Seine Frau tippt auf eine Folge von zu viel Stress, der sich in den vergangenen Jahren angestaut hatte, doch diese Entwicklung kam viel zu plötzlich."
Der Erzmagier blickte mittlerweile auch selbst verunsichert. Es war ihm anzusehen, dass er nicht weiter wusste. "Ich will nicht die Stadtwache dazu schalten ehe ich nicht weiß, was diese Veränderung verursacht hatte. Doch selbst nachschnüffeln… ich hadere sehr, habe ich sowas nicht nur noch nie gemacht, sondern will ich auch nicht unsere Freundschaft so aufs Spiel setzen. Andererseits weiß ich auch nicht, wie ich ihn zum erklären bringen könnte, wenn er noch nicht einmal seine Frau bisher aufgeklärt hat."
Itsuki schaute Vada, Amen, Lauriam und dann wieder Vada an. "Wenn ihr zumindest anteilig Erfahrung in solcherlei Sachen habt, könntet ihr euch besser dazu eignen. Wonach ich frage ist illegal, doch möchte ich auch nicht untätig rumsitzen, während die Nerven meines Freundes ihr Limit erreichen… Was meint ihr, denkt ihr, ihr könnt das schaffen?"
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Tobi« (13. November 2019, 22:01)