Seine Artgenossin erklärte darauf, dass sie wohl gewisse Erfahrungen mit einem gewissen Verräter hatten und Luzius wusste sofort wer gemeint war.
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Achja, das Scheusal... Ich sag dir, sobald sein Tod bekannt wird, wird das gute Zeug aus den Kellern geholt. Hatte nur selten das Vergnügen, wenn der Typ wegen irgendwelchen Aufträgen hier war und schon einmal war zu viel... Da fange ich sogar an meinen derzeitigen Boss vorzuziehen und das will was heißen. ", erwiderte der Katzenwandler und ließ dann die Frau zu Ende reden. Sie war am zweiten Vorschlag interessiert, hauptsächlich weil sein Ziel sich wohl sehr kooperativ gezeigt hatte und sie ihn daher gerne in einem Stück davon gehen lassen wollen würde. Auch kam sie auf ihr Mitleid und Mitgefühl zu sprechen.
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Lass es mich so sagen: Solange der Boss nicht auf einmal wegen einer seiner Launen oder euch Interesse an den Typen entwickelt und der alte Mann schön redselig, wird unter den richtigen Drogen und Illusionsmagien, dann besteht die Chance dazu. Doch Gewalt wird eine Option sein, wenn denn auch eine der letzten. Und wegen dieser Gefühle... du musst neu sein. In diesem Geschäft, hier eingesetzt oder beides. Die meisten stumpfen irgendwann ab, insbesondere wenn es um das Überleben der eigenen Familie geht. Unser Arbeitgeber ist einer der wenigen, die es einem wie mir ermöglichen in diesem Land einer Frau und zwei Kindern Mahlzeiten auf den Tellern zu zaubern. Und das verlässlich. Es ist Blutgeld, doch Geld bleibt Geld. Und solange sich nichts Grundlegendes ändert müssen mir Moralitäten und mein Ruf egal bleiben..."
An dieser Stelle musste der Katzenwandler einmal seufzen. Er wusste genau wie es damit aussah.
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Aber einmal drin, immer drin, so läuft das. Aussteigen wird nie eine Option werden, egal was kommt. Also verabschiedet euch wie abgemacht und überlasst ihn dann mir."
Während Luzius während dem ersten Teil weiterhin gelassen redete, erkannte man leicht, dass später der Frust begann sich durchzusetzen.
Für Siradda war das zu hören wie ein Schock. Im Prinzip, wenn das was dieser Katzenwandler sagte wahr ist, dann war Luzius einfach nur ein Opfer des Systems, welches deswegen in die Kriminalität getrieben wurde. Anders als Lauriam, aber auch einige der anderen Schwingen, die irgendwo ja schon noch die Wahl gehabt hatten, ob sie der Einladung nach Killius-Stadt überhaupt folgen wollten, hatte dieser Mann nie eine Wahlmöglichkeit. Entweder er tut was ihm gesagt wird oder er riskiert, dass seine Familie verhungert. Der Gedanke allein frustrierte die Seelendämonin immens, die sich erst heute noch den Bauch gleich doppelt vollgeschlagen hatte. So eine Ungerechtigkeit... Mit geballten, zitternden Fäusten drehte sie sich um und begab sich zu den anderen zurück. Ihr gesenkter Kopf machten es schwer ihre Stimmung an ihrem Gesicht festzumachen, ihre Körpersprache erübrigte dies aber ganz klar.
Ludwig war währenddessen keinesfalls Geistesabwesend. Im Gegenteil, nun mit den neuen Informationen konnte er sich einige Dinge besser zusammenreimen. Anstatt jegliche Fluchtversuche zu unternehmen blieb er sitzen. Rhord wirkte unsicher, was er sagen sollte, wusste er genauso wenig wie der Rest, was dort drüben besprochen wurde. Scarlet... Scarlet hielt er für den Moment noch im Auge, war es ja recht unsicher wie sie jetzt reagieren würde, wenn sie Siradda so zurückkommen sehen würde. Zur Not würde er sie in eine Wand aus Dunkelheit laufen lassen, bevor sie irgendwas Dummes startet. Seine eigentliche Hauptaufmerksamkeit galt aber der Dämonin, der er bis hierhin vertraut hatte. Desto näher sie ihm kam, desto trauriger schaute sie und umso mehr versuchte sie Augenkontakt zu vermeiden. Es war ihr anzusehen, dass sie sich schämte. Selbst in der Geisterwelt wusste sie im Moment nicht so recht wohin mit sich. “Ich nehme an es ist nicht so gut gelaufen für mich...“ Siradda war sichtlich den Tränen nah. Kaum konnte sie sich zusammenreißen. "
Bereust du es schon?", fragte sie schluchzend. “Siradda, du-“
Ludwig kam nicht einmal zu Wort. Stattdessen schaute die Seelendämonin auf, mit Tränen ihrem Gesicht herunter kullernd. Für einen Moment fehlten ihr die Worte, als sie sich dazu zwang dem alten Dämmerungsmagier in seine Augen zu schauen.
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E-es tut mir so leid... D-du wolltest m-m-mir vertrauen. Ei-einem Monster. Und kaum hast du uns... alles gesagt..." Nicht nur in der materiellen Welt weinte sie, auch in der Geisterwelt verlor sie ihre Fassung. Selten hatte sie sich mehr gehasst als jetzt... so vor sich geekelt. Es gab Ausnahmen, doch genau jetzt konnte sie daran nicht denken. Abscheulich bleibt abscheulich.
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H-... Hasst du... mich jetzt?"
Sie könnte es ihm nicht verübeln. Nach allem, was nun geschehen war und noch geschehen wird.
Rhord sah nur noch hilfloser aus, Siradda so weinen zu sehen. Er war solche Situationen nicht gewohnt und wusste nicht wie er damit umgehen könnte. Die arme wirkte so zerbrechlich. Noch viel mehr als sonst. Doch was dem Echsendämon an Erfahrung mangelte, besaß Ludwig. Bevor er irgendwas sagte stand er auf und umarmte die Seelendämonin, die einfach nur verwirrt stehen blieb.
“Alles ist gut. Das kam zwar alles überraschend, aber... ich glaube weiterhin daran, dass du die bist, als die ich dich in der kurzen Zeit kennen gelernt habe. Du bist eine gutartige Dämonin, die derzeit einfach noch nur verwirrt ist, was all die Dinge angeht, die eine schwere Last auf dich gelegt haben, egal ob nun selbst auferlegt oder nicht. Was dich zu so einem Syndikat getrieben haben könnte kann ich nicht sagen, aber... das ändert für mich nichts daran, wer du für mich bist. Jemand, die mit einem alten Greis weiter reden würde, trotz seiner eigenen schlechten vergangenen Taten. Das erste, was du von mir wissen wolltest, obwohl du meinen Namen hörtest, hatte, so denke ich, nicht den Zweck die Situation auszunutzen.“ Das könnte nun ein Schlag gegen die Katzenwandlerin sein, aber im Moment war Siradda Ludwig einfach wichtiger. Diese ist währenddessen wieder ganz ruhig geworden und ist dazu übergegangen die Umarmung zu erwidern. Ohne ein Wort zu sprechen. Das nutzte der alte Mann dazu, um ihr über den Kopf zu streichen, während er weiter ihr zu redete. “Bitte tu mir nur einen weiteren Gefallen. Wenn etwas Mal nicht so läuft wie du es dir vorgestellt hast... lass nicht den Kopf hängen. Für jeden gibt es Rückschläge im Leben und das einzige was wir tun können ist das Beste daraus zu machen. Denk an das, was ich dir anvertraut habe und vielleicht wirst du verstehen, was ich meine...“
Zuletzt flüsterte Ludwig ihr noch etwas zu, möglichst auch darauf achtend, dass keiner der Tierwandler es mitbekommen würde - und auch Geist-Siradda würde niemanden erlauben da jetzt mitzulauschen, sollte jemand es versuchen.
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Zuerst sollte es mit leblosen Objekten beginnen, aber zum Ende soll es jemand lebendiges sein.
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Verzeih mir, dass ich das wieder frage, aber Amen ist wirklich einverstanden damit? Hat er sich selbst dazu bereit erklärt? Ich meine, man macht sich nicht so einfach zum Versuchskaninchen, daher fühle ich mich verpflichtet zu fragen... Experimente an lebenden Menschen, vor allem wo die tatsächlichen Folgen unbekannt sind, sind nur unter einer ausdrücklichen und schriftlichen Zustimmung gestattet. Auch wenn ich ein Tierfreund bin, aber können wir da nicht eher eine Maus oder... nunja ein Kaninchen oder Hasen dazu benutzen? Muss es ein Mensch sein?" Wenn es nicht er selbst war, war Itsuki extrem skeptisch was das Verwenden von anderen Menschen für solche Angelegenheiten angeht, was Luina im Moment wohl leicht bemerken konnte.
Was die Unterstützung angeht wollte der Geist einen Namen wissen, den er auch bekommen sollte. "
Sein Name ist Kallin Duranie. Er mag derzeit noch ein Student sein, aber ich denke ihm fehlt es bis auf eine weitaus bessere Redegewandheit und... Gelassenheit nicht mehr viel zum Erzmagier. Er ist sehr kompetent für sein Alter und so wie ich ihn kenne besteht sogar die Möglichkeit, dass du in ihn hineinlaufen könntest in der Bibliothek, wenn er nicht gerade wieder anderen die Stadt zeigt. Politisch mag ich nicht auf seiner Seite sein, aber wie bei Reyson beeinflusst das uns nicht wirklich auf einer persönlichen Ebene. Ich hoffe sowas machen dir oder Amen nichts aus, oder?"
Die Warnung war nur fair, für alle Seiten. Ein solches Experiment sollte nicht unter unnötig stressigen Bedingungen ablaufen.