Da Noire jetzt schon Rhord half, machte Korina sich also auf, um Dante und Florence zu informieren. Bei diesem Ausflug wollte sie auch gleich Vorbereitungen für die Reise nach Alveheim treffen, da kam ihr die Belohnung sehr gelegen. Sie hatte zwar noch einiges vom letzten Mal übrig, da sie eher sparsam damit umgegangen war, aber es fühlte sich trotzdem gut an, so einen schweren Geldbeutel in Händen zu halten. Der erste Stop war eine Rüstungsschneiderei, bei dem sie den Gambeson flicken ließ, der beim Kampf mit dem falschen Rabenteufel zerfetzt worden war. Sie hatte zwar in der SH-Basis das Blut herausgewaschen, aber der Zustand der Leinenrüstung erschrak den Schneider auch so, der sein Beileid wegen des Trägers aussprach, der einen solchen Treffer wohl kaum überlebt hatte.
Korina ließ ein paar Münzen Extra liegen, um den Schneider dazu zu "motivieren", sich gleich dranzusetzen, damit der Gambeson noch vor ihrer Abreise abholbereit war, dann ging sie weiter. Bei ihrem letzten Treffen hatte Dante ihr eine Adresse gegeben, wo er und Florence zu finden sein würden, wenn es an die Weiterreise ging.
"So, geht es jetzt schon weiter, oder ist es was anderes?" fragte Dante, als er die Tür der kleinen Wohnung öffnete, in der er und Florence unter kamen.
"Heute Nachmittag geht es nach Alveheim los. Seid bis dahin bereit." Daraufhin warfen die Geschwister einen Blick zu.
"Alveheim? Mh, da muss ich euch warnen, zwei unserer Geschwister sind zur Zeit dort stationiert."
"Khan und Genevieve..." Florence schien einen Vorbehalt zu haben.
"Ich würd ihnen lieber aus dem Weg gehen."
Da meldete sich Nina dazwischen, anscheinend vergaß sie, dass ihre Geschwister sie nicht hören konnten.
"Warum denn? Ich weiß, Gen kann manchmal nen Stock im Hintern haben, aber Khan ist doch eigentlich ein ganz lieber."
"Hatte ich sowieso vor. Aber leider werdet ihr uns wohl nicht begleiten können... Durch die Grenzkontrolle kommt ihr Dämonen wohl nicht." sagte Korina gehässig.
"Warum so selbstsicher? Der Dämon in eurer Gruppe hat doch das gleiche Problem." Florence imitierte Korinas Tonfall, hörte sich aber merklich flacher an.
"Ach, für unseren Rhord ist gesorgt. Aber wir haben wohl oder übel nicht genug zum Teilen."
"Ach, geht schon. Dante kann ja über die Grenze fliegen, und ich bin ziemlich schwach für einen Dämon meines Alters, und ich habe eine Methode, um mich zu tarnen." Nachdem sie das gesagt hatte, sah sie Korina direkter an.
"Seit wir diesen Pakt haben, scheinst du viel weniger von uns irritiert zu sein. Gefällt es dir, zur Abwechslung mal am längeren Hebel zu sitzen? Kann's dir nicht verübeln."
Korina wandte sich ganz einfach ab und ging davon.
Während die Schwertkämpferin weiter Einkäufe machte, packten Dante und Florence ihre Sachen und begaben sich dann in Richtung der SH-Basis, viel Zeit zur Vorbereitung brauchten sie nicht. Auf dem Weg trafen sie Lauriam und eine ihnen fremde Frau. Ein neues Mitglied der Schwingen?"
"Hallo. Korina hat uns schon mitgeteilt, wo es als nächstes hingeht. Ich nehme an, du würdest eine Beschreibung jener unserer Geschwister, die sich in Alveheim befinden, willkommen heißen?"
Florence musterte derweil Lauriams Begleitung. Durch ihre geringe Größe konnte sie leicht sehen, was sich unter der Kapuze befand. Irgendetwas war komisch an ihr, und es war nicht die Augenbinde.
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Da Khan das Thema seiner Abstammung aufgebracht hatte, war es nur zu erwarten gewesen, dass jemand danach fragte. Ein wenig musste er die Wahrheit krümmen, aber ganz was erfinden würde er nicht.
"So ähnlich. Meine Mutter hatte Vater einfach nicht mehr geliebt, und ihn deshalb verlassen. Ich wollte bei Vater bleiben. Der hat dann später erneut geheiratet, und aus dieser Ehe ist dann Genevieve entsprungen, die den Namen ihrer Mutter annahm." In Wahrheit hatte seine Mutter Markus nur sehr kurz geliebt - gerade lang genug, um ein Kind zu Zeugen - und als Khan dann später von seinen Geschwistern kontaktiert wurde, hatte sie ihn praktisch enterbt, als er erklärte, dass er zu eben jenem Mann gehen würde, der ihr einst ein uneheliches Kind beschert hatte. Ein wenig Sentimentalität nach dieser Frau ruhte in Khan aber immer noch, schließlich hatte er seinen Nachnahmen nicht zu Jesziary geändert.
Scarlet schien noch zu gerührt von dem Kompliment zu sein, um sich aktiv an dem Gespräch zu beteiligen. Was immer sie zu der merkwürdigen, ja eigentlich schon erschreckenden Person gemacht hatte, die sie jetzt war, hatte das bestimmt nicht mit schönen Worten getan. Derweil erklärte Itsuki, was ihn so sehr an Khan interessierte. Die unglaubliche Vielfalt von Magie war es, was den Fuchswandler am meisten faszinierte.
"Tja, ich bin kein so bewanderter Magier, aber ich hab schon so einiges gesehen. Ich reise ja viel mit meiner Schwester herum, und die ist ein wahres Genie, und hat eine Menge Hexenkunst erlernt. Da hab ich natürlich was mitgekriegt. Aber was meine eigenen magischen Fähigkeiten angeht, da ist es eher schlicht. Ich verlasse mich lieber auf mein Schwert." Er deutete auf das Odachi, dass er beim Eintreten von seinem Rücken geschnallt und samt Scheide beim Schirmständer gelassen hatte. In einer gut bewachten Stadt wie Alve Academia trugen die meisten Leute wohl für üblich keine Waffen mit sich herum, aber in den meisten Städten war es als normal angesehen, bewaffnet zu sein. Deshalb hatte Khan auch für einen einfachen Besuch ein Schwert dabei.
"Das, um ehrlich zu sein, aber nicht ganz gewöhnlich ist. Dämonenstahl. Mit eigenen Händen erkämpft." Der Dämon, von dessen Herz die Kohle für den Stahl stammte, war zwar noch jung und damit nicht der Stärkste gewesen, doch als Khan ihn damals bekämpft und besiegt hatte, war er selbst noch ein gewöhnlicher Mensch gewesen, und eine magische Waffe hatte er auch nicht gehabt. Einen Dämonen allein mit menschlicher Stärke bezwingen, das konnte nicht jeder. Seine Trophäe hatte er für sich behalten, bis er einmal bei einer Reise übers Meer in Vaters Auftrag einen Schmied aus Iwayuashi getroffen hatte, der ihm wie der richtige vorgekommen war. Und so kam es, dass Khan seinem Gastgeber aus Iwayuashi eine Waffe aus Iwayuashi zeigte.
"Was meine Schwester und mich als die Menschen hinter der Magie angeht: Wir helfen den Leuten einfach gerne. So haben wir wohl unseren Weg zur Religion gefunden. Sie hofft, mit ihrer Magie den Menschen eine Freude machen zu können. Und ich kämpfe gerne, da hoffe ich, die Menschen vor Leid beschützen zu können."
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