Korina zeigte Scarlet wie es genau funktionierte. Teeblätter ausdrücken, aufräumen und schon war der Tee fertig für den Gebrauch. Der Wagen für das Geschirr erfüllte für das Aufräumen seinen Zweck wunderbar, weshalb sie diesen auch nutzten. Gesagt getan - bestätigte Sie nun den Abschluss der Prozedur. Entsprechend nickend nahm sie die Tasse - samt Unterstellteller und sogar korrekt - während sie zurück zu dem Tisch gingen, an dem aktuell nur noch Rhord, Vada und Lauriam saßen - Noire und Siradda gerade beim Eingang der Küche, von einem großen Wolfswandler abgehalten. Doch selbst beim Zurückgehen schien sie die Chance nutzten zu wollen sie weiter abhalten zu wollen ihnen zu helfen. Dass die Katzenwandlerin viel riskiert hat eine Person wie Sie zu retten. Etwas, was Scarlet so lange erhofft hatte, aber nie erhalten hatte. Sie hatte nur sich selbst. Sie überlegte. Wie wäre sie wohl geworden wenn sie gerettet worden wäre statt sich selbst gerettet zu haben. Und dann auch noch früher als Sie es vollbracht hatte? Fragen, auf die Sie keine Antwort hatte bis auf die Antwort vor Ihr. So wie Sie. Sie wollte verhindern dass sie weiter in diese Sache hineingezogen wird, wären Sie sehr tief verzwickt in diese.
"Du klingst für mich wie jemand, der bereits aufgegeben hat und darauf wartet endlich erlöst zu werden." warf sie ihr ernst blickend an den Kopf.
"Ich habe mein Leben in dem Moment verloren, als ich meine Familie vor meinen Augen und alles... was ich kannte nicht mehr wieder sah. Diese "Freiheit" die ich jetzt genieße ... ist nur ein Schatten von dem, was Freiheit bedeutet. Irgendwann wird jemand kommen, der mich zur Strecke bringen möchte oder mich gefangen nehmen möchte... da ich eine Gefahr für die Öffentlichkeit bin. 'Normal' zu sein oder 'Normalität' ist keine ... Option mehr für mich. Und bevor du oder die, die das ebenfalls nicht möchten ... euch auch noch wirklich passiert, werfe ich mich zwischen euch. Egal ob es ... der Dämon und seine Schwester sind, die, die euch ... böses wollen oder die, die mir das angetan hatten und weiteren antun möchten." Es war ungewohnt dass Scarlet sich in so einer Ernsthaftigkeit gab, doch sprach sie eine gewisse Wahrheit: "Normalität" war für sie gestorben. Dafür war sie viel zu sehr manipuliert und verdorben dass sie sich noch normal in die Öffentlichkeit zurückbegeben könnte. Ihr restliches Leben ist eins in Schatten.
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Nun, Siradda hatte wohl Interesse gefunden das Gespräch zu suchen, wissend das Noire gerade sie auf andere Art und Weise "sprechen" wollte. Dass sie auch beobachtet wurde entging ihr Nicht, waren die Blicke von Ihr Durchbohrend, dass konnte sie spüren. Vielleicht waren es aber auch nur Phantom-Schmerzen, die sie gerade verspürte, immerhin war der Muskelkater auch noch präsent und wurde dank der bisher wenigen Bewegung nicht gerade besser. Als dann der Chefkoch erzählte wo die Herkunft seiner Erinnerung kann war die Beschreibung viel zu genau auf sie zutreffend. Sie konnte nur ein müdes Lächeln erzwingen als sie leicht "lachend" ihren Blick vom Wolfswandler vor Ihr abwendete. Siradda warf bereits ihre Erste Vermutung in den Raum, die man sicherlich so stellen konnte.
"Das war ... wohl meine Mutter ... "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm" ... ironisch. Sie hat mir aber nie davon ... erzählt. War das ... vor meiner Zeit?" waren die fragenden Worte für sich selbst. Das Ereignis sollte aber Klarheit bekommen, zumindest ein wenig, als der Wolfswandler vor Ihr die Situation genauer schilderte:
--- Vor ca. 17 Jahren ---
Rouge war relativ frisch in Schattenwolf aufgenommen, nachdem Sie in der damaligen Situation, in der sie selbst schon fast zu einem Opfer von Sklavenhandel - von Blanc gerettet und aufgenommen wurde. Sie, wo noch nie die Arbeit von "Söldnern" erlebt hatte, Sie, wo noch frisch erst von der Flucht aus Ihrer Heimat in Aloria angekommen war, musste sich erst einmal in diese Arbeit einfinden. Was Ihr jedoch zugute kam waren Ihre Erfahrungen mit Magie, ihre Giftkenntnisse und ihre Möglichkeit mit Schwert, Dolch und Speer zu kämpfen - und dass bereits auf einem Niveau dass viele der Jünglinge in den Schatten stellte, nachdem Sie sich zuerst einmal behaupten musste. Fair genug, dass sie von Blanc aktiv unter die Fittiche genommen wurde, wobei Sie Ihn eher unter die Fittiche nahm in gewissen Situationen.
Fakt war, dass sie sich zu ihren Anfangszeiten bei Schattenwolf an den Aufträge auch aktiv beteiligte, war sie zwar bereits dank ihrer Kampffähigkeit höher gestellt als normale Mitglieder der Familie - auch etwas was für sie sehr überraschend war, zumal sie "Familie" von damals nicht kannte - aber war noch nicht die rechte Hand von Blanc oder die 2. Kommandantin – nur ein „einfaches Mitglied und einfache Söldnerin“. Entsprechend war Sie immer wieder bemüht aktiv Arbeit zu verrichten. Anfangs natürlich nur einfache Auftrage innerhalb Portia Iridae oder der nahen Umgebung, doch das war auf Dauer nichts mehr, was sie übernehmen sollte. Ihre erste Chance etwas von der Welt zu sehen war dann ein Auftrag eines Magier-Händlers, der Geleitschutz in Alve Academia benötigte und explizit nach Magier-Geleitschutz suchte. Der Situation dort verschuldet wäre ein Leibwächter ohne Magiekenntnisse zum einem weder wirklich erwünscht gewesen noch hätte sich dieser wohl mit so einer Person abgegeben. Die Situation in Iridae war zu dieser Zeit ruhig und als Fuchswandlerin war sie sehr wohl Magiebegabt. Die Auswahl in Iridae war auch nicht gerade großartig groß für diese Person, Rouge war aber "ausrechend" genug für Ihn - nachdem Sie mit etwas "Nachdruck" nachgeholfen hatte.
Der Geleitschutz selbst war über die Seewege, zu dem großen "Port of Alve", der einzige Anlegepunkt, um nach Alvenheim per Seeweg einzureisen, wo sie dank ihrer Magiekenntnisse, ausgewiesene Söldnerin und ihrem Auftraggeber nach einer kurzen Kontrolle auch Eintritt erhielt und der Weg zu Alve Academia die letzte Strecke des Geleitschutzes war. Die Reise dauerte auch entsprechend seine Zeit und diverse Zwischenstopps waren an der Tagesordnung. Es gab auch zwei Vorfälle mit Wildtieren, welche Sie aber ohne Schwierigkeiten, Schäden oder anderen Unfällen ohne große Mühen abwenden konnte, was der Händler natürlich erwartete, er meckerte sogar dass Sie z. B. nicht schneller diese Situation gelöst hätte, wurde aber von Ihr im nächsten Moment zum Stillschweigen gebracht. Er hätte das gute Recht gehabt sie aus ihrem Dienst vor Bezahlung zu entlassen - tat es aber nicht.
In Alve Academia nach einer entsprechenden Zeitspanne angekommen war ihr Auftrag erfüllt, die Bezahlung ausgehändigt und sie hatte entsprechend Freizeit. Blanc gab Ihr auch die Zeit "im angemessenen Rahmen" wieder zurückzukehren. Sie würde einige Tage also in Alve Academia bleiben - sowohl außerhalb als auch innerhalb. Sie war neugierig auf sämtliche, neue Eindrücke. Sie war aber auch zurückversetzt zu ihrem alten Leben bevor Sie aus ihrer Heimat fliehen musste. Und da das Essen im Lager der Schattenwölfe - Gerlinde gesagt - sehr Schlicht, Einfach und oft sehr wiederholend so gut wie immer das gleiche war nahm Sie sich es persönlich zur Aufgabe diverse Ideen zu sammeln, die sie "Zuhause" dann einführen möchte - oder wird, ob Sie es wollten oder nicht.
Einer ihrer Punkte, die sie also im Zuge ihres "Ausfluges" also anging war der Besuch diverser Restaurants - Einfache, schlichte Küche, die auch in Iridae funktionieren konnte. Da Portia Iridae ein Handelsknoten war, dürften viele Sachen entweder dort erhältlich sein oder adäquater Ersatz gewisse besondere Lebensmittel ersetzten können. Rouge's Gaumen - von damals also verwöhnt und nun Beleidigt - suchte also nach schmackhaften Rezepten, die einfach nachzukochen waren. An einem Abend war sie in einem gehobenen, bürgerlichen Lokal, dass Preislich zwar so wie das Lokal war auch gehobene Preise verlangte, die Gerichte aber nicht "Adelig" waren damit auch einfache Leute wie Sie nun war dort essen konnten. Sie suchte nach einem Eintopf oder etwas ähnlich einfaches, den Möglichkeiten bei den Söldnern geschuldet dass sie nur "Lagerfeuer" oder etwas Einfaches nutzen konnten. An diesem Abend bestellte Sie sich also einen Eintopf mit Fleisch und Fischeinlage - eine seltsame Kombination, immerhin war es entweder ein Eintopf mit Fleisch oder Fisch, selten aber beides Gemeinsam.
Ihr wurde der Eintopf entsprechend serviert. Gemüseeintopf mit Karotten, Paprika, Brokkoli, Kartoffeln, auf einer herzhaften Brühe mit Fleisch und Fisch. Simpel und Einfach, aber gut nachzukochen. Sie aß Ihr Gericht auch mit entsprechender Erwartung und Appetit. Was sie nicht erahnen konnte war, dass jemand ganz gewaltig an diesem Abend sein Handwerk vermasselt hatte. Das Fleisch war Zäh, der Fisch war überkocht und hatte sogar noch Gräten. Beim Gemüse hatten sie glücklicherweise nur den Brokkoli überkocht. "Glücklicherweise". Denn wäre der Rest auch "ungenießbar" gewesen, wäre wohl mehr passiert als dass, was sich ereignete. Sie ging - Teller und Löffel mitsamt dem angefangen Eintopf - zum Tresen, wo sie ihren Missmut an die dortige Bedienung noch "freundlich" zur Kenntnis brachte und diese sichtlich nervös und gestresst von dem eh schon vollen Lokal den damaligen Chefkoch rausholte. Einen Löwenwandler - ein seltener Anblick in dieser Stadt, viele schätzen es aber hier Mahlzeiten eines Nicht-Magiers zu erhalten.
Das Restaurant, anfangs noch normal Lebhaft und Lachend, wurde schrittweise stiller, bis Totenstille herrschte. Nachdem Rouge den damaligen Küchenchef und Löwenwandler wörtlich zerrissen hatte. Er hatte seine kräftige Statur von gut 2,10 Meter, war Kräftig und ein alter Brummbär seines Gleichens, zierte eine Narbe sein Gesicht am Auge. Da war eine zierliche Füchsin wie Rouge es war, mit ihren etwa 1,80 Meter und ihren Aussehen Anfang bis Mitte 20 ein recht extremer Kontrast. Besonders nachdem das Spiel anfangs noch selbstsicher vom Löwenwandler zu Rouge überwechselte und man hätte meinen können das er die zierliche Füchsin und Sie der stämmige Löwe. Dieses ... Argument ging so weit, dass der Löwenwandler, eingesehen dass er keine Chance hatte sie umzustimmen, ihren Zorn auf seinen damaligen Lehrling lenkte. Der von Ihr praktisch herausbestellt wurde. Da stand er also, der Wolfswandler, auch schon stolzer Statur, aber nichts ahnend dass er jetzt als Unschuldslamm für ihren Frust hingehalten wurde.
"So ... du bist also der Lehrling der dieses ... 'Gericht' zubereitet hatte." - sie blickte ihn bereits mit einer Intensität an, die den Löwenwandler neben Ihr bereits in Heißglut-Schwitzen gebracht hatte. Der Lehrling bestätigte das, zumindest bestätigte er die Gemüsebrühe und das Gemüse zubereitet zu haben. Das war auch Tatsache. Das Fleisch und der Fisch war des Chefkochs Sache, diese "Wahrheit" blieb aber unter zwei Personen verloren.
"Dann probiere mal deinen "Eintopf", Jüngling." - ein Frischer Löffel und probiert, merkte er dass die Brühe selbst in Ordnung war. Auch das Gemüse. Nur der Brokkoli nicht.
"Warum probierst du nicht das Fleisch? Oder den Fisch?" - fragende Blicke, die der Wolfswandler aber nicht erwidert bekommen hatte von seinem Vorgesetzten. Also probierte er das Fleisch - und spuckte es sofort wieder aus. Auch probierte er den Fisch. Und zog mit seinen Fingern eine Gräte hervor.
"Du bist ... sehr mutig so etwas an einen "Gast" gehen zu lassen, obwohl du genau wusstest dass diese Komponenten ungenießbar waren." Ihre Bedrohlichkeit steigerte sich von Wort zu Wort, besonders anzumerken an der Art, wie sie ihre zwei Fuchsschweife umherwarf und bei diesen sich die Haare weiter nach und nach aufstellten. Panik brach bei dem Lehrling aus, wandte er sämtliche Schuld von sich. Was sie aber nur weiter anstachelte, besonders, da der Löwenwandler seinem Lehrling auch noch Vorwürfe machte.
'Er hatte nur das größte Vertrauen in seinen Lehrling und hatte die Gerichte, nachdem er seinen Wert bewiesen hatte, nur noch Stichprobenartig probiert und nun, wo er es nicht konsequent gemacht hatte, passiert so etwas" - Er wurde von seinem Vorgesetzt ausgeliefert.
"Mein Abend ist ruiniert, mein Essen ungenießbar und dafür soll ich noch gute Geld bezahlten? ... Schätzchen, was möchtest du nur tun um das wieder gut zu machen?" sie beugte sich vor, was Ihre Weiblichkeit nochmal betonte, während sie ihm tief in die Augen sah, man ein Feuer in den Augen sehen konnte während ihre Aura die einer Mordlustigen ausstrahlte. Nicht zuletzt, da Sie sich zu seinen Ohren vorbeugte während sie seine Schulter hielt.
"Überlege schnell, ich bin sehr ungeduldig und keineswegs vergebungsvoll." - was er direkt spüren konnte, immerhin konnte er neben einen nicht unerheblichen Druck den sie dort ausübte auch eine gewisse Hitzeentwicklung spüren, die nach kurzer Zeit begann leicht zu rauchen.
Das Ende der Geschichte war folgendermaßen: "Sie" schleppte den Lehrling in die Küche mit sich. Befahl den Küchenchef die Küche nicht zu betreten solange er und Sie "miteinander kochen", und hatte mit dem Lehrling "gemeinsam den Eintopf nochmals neu gekocht, während dieser das Rezept verriet und sie eine neue Variation des Eintopfes ausprobierten" - während der Lehrling regelrecht die Hölle durchlief, so wie Rouge ihn in die Mange nahm - Mental als auch Körperlich. Hatte man Ihn auch Jauchzten gehört war wohl eine der Fragen der schockierten Gäste und des damaligen Chefkochs. Dieser betete gedanklich und bat mehrfachst um Entschuldigung für dieses Dilemma. Wohlgemerkt: Gedanklich. Das Ergebnis dieser "Kooperation" war der Eintopf, der seit je her bei Schattenwolf eines der beliebtesten Speisen ist. Es war auch der Eintopf, den Sie damals am ersten Tag ihrer Ankunft gemeinsam essen konnten nach der langen Schiffsreise.
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Als der nun selbst zum Chefkoch gewordene Wolfswandler das erzählt hatte war Noire Still geworden. Bis auf ein leises, vielleicht resignierend verrücktes kichern.
@Night Zap: @Tobi: