------Flashback------
Eine Woche war vergangen. Die Angreifer hatten die Stadt verwüstet zurückgelassen, aber die Aufräumarbeiten waren in vollem Gange. Das düstere Klima, welches über der Stadt lag war nun verschwunden. Normalität würde zwar noch nicht wieder so schnell einkehren, doch ein Anfang war gemacht.
Weiss erlangte das Bewusstsein wieder und versuchte langsam seine Augen zu öffnen. Nun genauer gesagt nur sein linkes Auge. Das Lid fühlte sich schwer an und seine Sicht war erst noch etwas verschwommen. Doch nach kurzer Eingewöhnung wurde sein Blick klarer. Er befand sich in einem Zimmer, in einem Bett. Das Fenster war geöffnet und eine leichte Brise wehte hinein. Als er sich umsah konnte er auch noch einen Nachttisch sehen, auf dem sich eine Vase, samt Blumen befand. Es waren blaue Lilien. Als Weiss sie betrachtete, musste er wehmütig lächeln. Sie erinnerten ihn an etwas aus seiner Vergangenheit. Kurz darauf durchfuhr ihn ein stechender Schmerz. Ein leiser Schrei entkam dabei seiner Kehle. Erst jetzt sah er, dass sein Oberkörper in einen Verband gehüllt war. Nun zumindest so, dass seine linke Schulter vollkommen bedeckt war. Stimmt, er brach ja ohnmächtig zusammen und wurde dann weggetragen. Doch wo war er hier? Es sah nicht nach einem Lazarett aus. Doch bevor er sich mehr Gedanken darum machen konnte, öffnete sich die Tür zu seinem Zimmer.
Zwei Frauen betraten den Raum. Eine von beiden trug eine Schüssel mit Wasser, die andere hatte ein paar Verbände dabei. Waren sie es die sich um Weiss gekümmert hatten? Er musterte beide erst mal. Die Frau mit den Verbänden hatte rotes Haar, welches zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Ihre Gesichtszüge wirkten freundlich und sie strahlte eine ungewöhnliche Fröhlichkeit aus. Sie sah zu der anderen herüber, während sie etwas sagte, dass Weiss aber nicht verstand, da er noch immer in Gedanken versunken war. Aber er hörte einen Namen, Reira. Sie war jünger als die andere Frau, aber auch kein Kind mehr. Ihre braunen Haare, die sie mit einer Schleife fixierte, hingen nach vorne über ihre Schulter hinweg. Sie stellte die Schüssel auf den Nachttisch und nahm ein weißes Tuch, dass sich in der Schüssel befand, heraus. Weiss sah ihr dabei in die Augen, aber sie versuchte seinem Blick auszuweichen.
„Hörst du mir überhaupt zu?“, sagte die Stimme mit einem leicht verwunderten Ton. Nun wurde Weiss aus seiner Trance erweckt und blickte in das leicht fragende Gesicht der anderen Frau.
„Ich…ehm…", doch bevor er weiter reden konnte wurde er unterbrochen,
„Nein du träumst nicht, falls du das fragen willst. Du bist noch am Leben keine Sorge. Wir sind froh, dass du endlich aufgewacht bist.“ Stimmt, wie lange war er eigentlich ohnmächtig gewesen und hatte geschlafen? Weiss versuchte sich langsam weiter aufzusetzen, doch das wurde schnell unterbunden,
„Hey, nicht so voreilig. Du kannst doch jetzt noch nicht aufstehen. Es wäre besser du schonst dich noch ein wenig, ja?“ Der junge Mann verstand die Ermahnung und nickte nur,
„Wir werden jetzt erst mal den Verband wechseln.“ Kurz darauf fingen die beiden an den Verband zu entfernen. Eine genähte Wunde an der linken Schulter kam zum Vorschein, doch sie war nicht der Grund, weswegen die beiden Frauen noch immer relativ fassungslos schauten. Eine große Narbe zog sich von Weiss rechter Schulter hinunter bis zur Hüfte. Selbst auf dem Rücken war das Gegenstück zu sehen. Anhand der Form und Größe, hatte wohl jemand vor ihn vertikal zu spalten. Doch das war ja nicht möglich, wie könnte man so etwas überleben?
„Jetzt können wir uns ja auch endlich bei dir bedanken. Keine Sorge wir stellen euch nachher noch einander vor.“ Mehr als einen verwirrten Blick konnte Weiss nicht erübrigen. Derweil strich Reira mit dem Tuch über die Wunde. Entgegen von Weiss Erwartungen war dies aber nicht schmerzhaft, eher verschaffte es eine Linderung.
„Das ist wegen den Heilkräutern.“, sagte Reira, so als ob sie gewusst hätte was Weiss denkt.
„Schaffst du das alleine Reira? Ich werde mal eben nach deinem Vater sehen.“, damit verabschiedete sich die andere Frau, sie war also die Mutter von Reira. Während sie nun Weiss den Verband neu anlegte, sagten beide kein Wort.
„Reira ist ein schöner Name.“, sagte Weiss, ohne das Mädchen dabei anzusehen. Sie lächelte leicht verlegen,
„Danke, aber wie lautet dein Name eigentlich?“,
„Ich heiße Weisskreuz.“,
„Das ist aber ein ungewöhnlicher Name. Also nicht dass er schlecht klingt nur…“, Weiss unterbrach sie, da ihr das Gesagte anscheinend unangenehm war,
„Was hat es eigentlich mit den Lilien auf sich?“. Das Mädchen sah zu den Blumen,
„Also die Verzierungen auf deiner Rüstung, das sind doch auch blaue Lilien? Wir haben uns gedacht vielleicht magst du sie, aber ich bringe dir auch andere Blumen, wenn du das möchtest.“ Die Unsicherheit in ihrer Stimme war deutlich zu hören.
„Nein ist schon gut. Ich mag sie, wirklich. Es ist nur, sie erinnern mich an etwas, dass ich…nunja.“ Weiss wollte es nicht aussprechen und auch Reira beließ es dann dabei. Der Verband war nun erneuert und Weiss wollte versuchen aufzustehen. Das Mädchen versuchte ihn von diesem Vorhaben abzubringen,
„Warte, hast du nicht zugehört? Du solltest dich doch schonen.“ Stimmt, Weiss hatte erst einmal keine Wahl als auf Reira zu hören. Vor allem, da seine Wunden nicht mit Magie behandelt werden konnten. Der Grund dafür war sein rechtes Auge, es neutralisierte jede Einwirkung von Heilungsmagie. Dafür war aber sein Körper widerstandsfähiger als es bei anderen Menschen der Fall war.
„Die Narbe…ist…“, doch als sie weiterreden wollte, stoppte sie sich selber. Es war nicht gerade höflich jemanden nach seiner Vergangenheit zu fragen und es war ihr sichtlich unangenehm.
„Sie erinnert mich daran, welchen Fehler ich gemacht habe und wie man sich irren kann. Aber mach dir darum keine Gedanken.“ Weiss sagte es mit einem Lächeln auf den Lippen und es beruhigte das Mädchen wirklich, so sehr, dass auch sie lächelte.
-----Flashback Fortsetzung folgt...-----