Viska und Juna hatten es sicher auf das andere Dach geschafft, aber Sungjin, Nakoa und Hokulani kamen nur langsam aus dem Bett. Es blieb keine Zeit mehr.
"Hch, Scheiße!" fauchte Korina
"Tut mir leid!" rief sie den drei zu, bevor sie zurück ins andere Zimmer rannte.
Den letzten beißen die Hunde. Da kann man nichts machen Sie stürmte aufs Fenster zu und sprang hindurch, als der schwarze Rauch plötzlich in einer Fontäne unter ihr hochschoss.
Anstatt den Schweren Rauch gleichmäßig um das Haus herum aufsteigen zu lassen, konzentrierte Rainhart alles auf das Fenster, aus dem gerade eben jemand rausgeguckt hatte. Aufgrund des Kopftreffers, den er erlitten hatte, schaffte diese Person den Sprung, aber die nächste war nicht so glücklich.
Der Rauch stieg hoch genug, dass Korinas Beine hindurchflog, und das Gewicht, dass dabei gegen ihren Unterkörper presste, fühlte sich an, als würde sie durch Wasser waten. Ihr Sprung wurde abgebremst, und sie sah das gegenüberliegende Dach nach oben schießen, als sie nach unten fiel. Sie schaffte es, sich an einem Fensterbrett festzuhalten, doch jetzt war sie praktisch eine Zielscheibe für die Bogenschützen. Der Rauch strömte weiter nach oben und wehte an ihre vorbei, was sie durchrüttelte und die Haltung verlieren lies. Die Landung in der darunterliegenden Gasse war schmerzhaft, aber die Dicke des Rauches bremste auch ihren Sturz, sodass sie sich hoffentlich nichts gebrochen hatte. Aber selbst Unverletzt waren ihre Chancen gleich Null, denn sie wurde sogleich von Soldaten umkreist, die ihre Speere auf sie richteten.
Der Rauch floss auf Viska und Juna zu und schloss sie ein, bevor sie ausweichen konnten. Gesundheitsschädlich war der Rauch zwar nicht, doch für die beiden fühlte es sich doch so an, als seien sie sie unter Wasser. Und dann schoss Rainhart eine volle Ladung Betäubungsrauch auf sie ab. Selbst mit dem Mundschutz fühlten sie sich schnell benebelt, und konnten sich nicht wehren, als Soldaten mit verzauberten SChutzmasken aufs Dach kamen und ihnen Handschellen anlegten, die aus Lirium-Stahl hergestellt waren - einer Legierung, die bei Hautkontakt sämtliche magische Fähigkeiten blockierte.
Wenig später war der Rest der Herberge mit Betäubungsrauch ausgefüllt. Rainhart konnte sechs Personen spüren, fünf waren Erwachsene, aber der Größe und Atemmenge nach zu urteilen war die sechste noch ein Kind. Und noch erstaunlicher, das Kleine schien noch immer auf den Beinen zu sein.
Im inneren des Gebäudes fanden die Soldaten den Wirt des Etablissements, im Keller befreiten sie zwei Soldaten, die seit vorgestern Nacht als Vermisst gegolten hatten, und im obersten Stockwerk waren zwei Erwachsene und ein kleines Mädchen, dass tatächlich quietchfidel war. Während die maskierten Soldaten die Erwachsenen festnahmen, versicherte Rainhart dem Mädchen, dass sie in Sicherheit war und diese bösen Männer ihr nichts mehr tun würden. Selbst, wenn der Rosaschopf wirklich ihr Vater war, wie sie sagte, so war er zweifellos ein Verbrecher, seine Tochter hatte besseres verdient. Wahrscheinlich auch besseres, als von einer Horde maskierter Gestalten und einem Mann in schwarzer Rüstung von ihrem Vater getrennt zu werden, aber da konnte man nichts machen, ohne Masken würden die Soldaten umkippen, und Rainharts Visier war trotz allem noch schöner anzusehen als das, was sich darunter verbarg, sein echtes Gesicht würde Kinder im Alter der Kleinen für eine gute Weile Alpträume bereiten.
Alvaak grinste unter ihrem Visier, als sie es von oben Poltern und einen Schrei hörte. Eine weg, einer verblieb. Und wo war er? Plötzlich erstrahlte ein helles Leuchten von hinter einem Tresen. Die schwarze Ritterin schoss einen Wassertentakel in diese Richtung, der von einer plötzlichen Schockwelle zu Regentropfen zerstoben wurde. Es war ein ziemlich harter Schlag, aber danach kam nichts mehr. Doch, da war etwas. Eine sehr starke Magie, aber nur für eine Sekunde, bevor sie wieder verpuffte. Jetzt sah Alvaak hinter dem Tresen nach und sah, dass der Weißhaarige bewusstlos war. Die Sache hatte sich dann wohl erledigt. Sie pfiff nach den Hunden, die die Treppe hinaufschnellten und Noire einkreisten. Nachdem Alvaak Amen ein Paar Lirium-Handschellen angelegt genommen hatte, ging sie nach oben, wo sie das gleiche mit der Katzenwandlerin tat. "Aufstehen. Sie sind festgenommen wegen Mord und Terrorismus."
Ein Wassertentakel um Noires Hals stellte sicher, dass sie nichts versuchen würde. Alvaak nahm ihren ohnmächtigen Komplizen auf die Schulter, und sie begaben sich auf den Weg in den Untergrund.
Séamus fluchte leise vor sich hin, als er sah, wie Korina abgeführt wurde.
"Scheißeverf*ckte, ich bin tot ich bin tot ich bin tot, Nina seh ich nie wieder und Vater wird mich umbringen, wenn er das erfährt, so eine Scheiße..." Er versank wieder im Schatten und folgte Rainharts Truppe heimlich. Vielleicht hatte er noch eine klitzekleine Chance.
Beide Gruppen begaben sich rasch in den Untergrund. Durch Tunnel und Gänge, die der Armee vorbehalten waren, erreichten sie die Unterirdische Kaserne Nummer 5. Sie war die letzte von fünf Basen, die zur Verbrechensbekämpfung im Untergrund eingerichtet worden waren. Am Tor der Kaserne trafen beide Gruppen aufeinander. Korina senkte den Kopf, als sie Amen und Noire sah, die von Alvaak gefangen genommen worden waren. Sie hatten es also auch nicht geschafft.
Die Verbrecher wurden in den Gefängnistrakt der Kaserne gebracht, wo sie auf drei bekannte Gesichter stießen, und es sah nicht so aus, als sei man ihnen besonders gnädig gewesen.
Rhord war in eine grauweise, zerlumpte Gefängnisuniform gekleidet, die übersäht war von blutigen Stichen, man hatte wohl an dem Dämon herumexperimentiert, und seinen übermüdeten, blauen Augen nach zu schließen hatte man ihn die ganze Nacht über mit Schlägen wachgehalten. Lauriam sah etwas besser aus, er hatte noch seine normalen Kleider an, und er hatte weniger Stich- und Schlagverletzungen. An seinem Mundwinkel lief Blut herunter, anscheinend war er erst vor kurzem verletzt worden.
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