Rhord hatte es echt erwischt. Er hatte gegen einen Erzgeneral gekämpft – kein Wunder wurde er schon gestern gefasst. Aber er blieb standhaft, auch nachdem er gefoltert wurde.
“Danke fürs aushalten”, sagte sie und gab ihn dabei einen Klapps auf die Schulter. Dafür, dass sie eine zusammengewürfelte Bande von Kriminellen sind waren sie alle doch recht weich im Inneren, dachte sich Viska.
Dann meinte er, er hätte nichts anderes als eine Ratte gegessen. Sie kannte den Geschmack von Ratte. Es schmeckte fad und war von zäher Konsistenz. Ob man aus einer Ratte wohl ein wirklich schmackhaftes Mahl zaubern könnte? Mit den richtigen Gewürzen oder einer Marinade? Ihre Gedanken drifteten ab. Sie hatte Hunger.
Schließlich entschuldigte er sich bei Amen, dass er doch Töten musste. Es ließ sich nicht vermeiden, bei einem Auftrag dieser Größe.
Aber was wohl aus den zwei Wachen im Keller geworden ist? Die ganze Herberge wurde regelrecht ausgeräuchert, sie waren wohl tot. Wobei, das war kein normaler Rauch, dachte sich Viska.
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Schwarz. Alles war Schwarz. Es machte ihn verrückt. War es Tag? War es Nacht? Er wusste es nicht. Nichtmal an dem Leuten einer Glocke konnte er sich orientieren. Celvin schaute sich im Zimmer um, in der Hoffnung er würde auf einmal was sehen können. Nein. Nur Schwärze. So hatte er sich seinen Weg, ein großer Ritter zu werden nicht vorgestellt. Hätte er doch wenigstens einen Fünkchen Magie in sich. Er wäre schon längst ein Knappe geworden, oder sogar ein edler Ritter! Aber nein, jegliche Art von Zauber blieb der jungen Wache verwehrt. Selbst die Verwandlung in ein Tier würde ihm reichen. Wenigstens die Form eines Meerschweinchens. Irgendetwas! Wobei, nein, das wäre Schwachsinn.
Diese stickige Luft war ihm zuwider und er wollte es den Kriminellen heimzahlen. Der Fürst, für den er Kämpfen wollte, war tot. Celvin begann heftig auf seinem Stuhl hin und her zu wippen. Irgendwie musste er sich doch befreien können! Mit voller Kraft lehnte er sich auf eine Seite und fiel um. Durch den Krach erwachte sein Partner. “Wie,was? Warst du das Celvin?”
“Halt die Schnauze!”, antworte dieser voller Wut. Jetzt lag er da, seitlich am Boden, gefesselt, und hatte nichts erreicht. Toll. Mit seinem Schädel schlug er gegen den Boden, immer und immer wieder, in der Hoffnung etwas damit erreichen zu können. Doch auf einen Schlag wurde er furchtbar müde. Wäre es nicht schon dunkel würde es ihm schwarz vor Augen werden. Er fühlte, wie er die Besinnung verlor. War das sein Ende?
Im nächsten Moment ritt er über eine karge, weitflächige Landschaft, auf einem edlen Ross. Er hatte eine goldene, mit floralen Mustern verzierte Rüstung an und galoppierte einer riesigen Burg entgegen.
Plötzlich fing sie Feuer und markerschütternde Schreie riefen um Hilfe. Er ritt so schnell er konnte, doch schien die Burg immer weiter in die Ferne zu rücken.
Eine der Stimmen schien jedoch näher zu kommen. Als sie ganz nah war, konnte er endlich verstehen, was sie sagte: “He, aufwachen. Aufwachen!”
Celvin blickte in eine furchteinflößende Maske, die durch ein schwaches Licht erleuchtet wurde. Dann setzte sein Gegenüber die Maske ab und Celvin verstand endlich, dass es ein Mensch war. Nicht nur das, es war ein Soldat!
“Alles in Ordnung bei ihnen? Wie heißen sie?”
Er schaute sich im Raum um, der im Licht so fremd wirkte. Dann schaute er wieder den Soldaten an.
“Celvin..Mein Name ist
Celvin Vepah.” “Ah, sie sind die vermissten Stadtwachen. Sind sie verletzt?”, fragte der Soldat, als er ihm aufhalf.
“Nein, mir geht's gut. Was ist mit den Banditen, wurden sie gefasst?” Sie gingen endlich aus diesem verdammten Raum raus. “Ja, das Pack wurde festgenommen, allesamt, dank des großen Ritter Rainharts!” Celvins Augen weiteten sich. Rainhart! Er hatte schon viel von ihm gehört. Ein Held der Nation. Er war das, was Celvin immer sein wollte.
Als sie nach draußen traten sah er, wie die Kriminellen gerade in Handschellen abgeführt wurden. Darunter war tatsächlich auch das Narbenmädchen, er hatte sich bei der Stimme also nicht getäuscht. Und da stand auch Rainhart. Ohne groß darüber nachzudenken, er war immer noch in Unterwäsche rannte er in Richtung des stark gepanzerten Ritters. Er verbeugte sich und rief, in einem viel zu lauten, aber entschlossenen Tonfall:
“Ritter Rainhart. Ich bitte sie, lassen sie mich ihr Knappe werden! Ich werde nie wieder gegen ein solches Pack von Kriminellen verlieren! Ich möchte stark werden, für unser Land!” Dann schaute er zu ihm, mit dem unentwegten Blick eines Tieres und erwartete die Antwort des Ritters.
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@Night Zap: