Nun, da Dalalalayka geholfen war, machte die Gruppe sich wirklich auf den Weg. Noire führte sie aus der Stadt heraus und ins Innere des Inselstaates, bis schließlich eine große Holzpalisade in Sicht kam, die ein überraschend großes Gebiet umfasste. Eine Hauptstraße führte von Tor geradewegs zu einem zweistöckigen Hauptgebäude, hinter dem Dampfwolken aufstiegen. Dort hinten waren wohl die Bäder. Zur linken der Straße befanden sich Reihen von Wohnzelten, die große Lagerfeuer umgaben, und zur rechten ein großer Übungsplatz und ein Platz für Haushaltsarbeit. Und all diese Orte waren befüllt mit Gestaltwandlern. So viele auf einmal hatte Korina noch nie gesehen, nicht einmal, als sie durch Voniel gereist war (zugegeben, sie hatte größere Siedlungen gemieden). In ihrem Heimatdorf hatten keine Wandler ihren festen Wohnsitz gehabt, nur ein paar der Schüler ihrer Eltern oder Reisende auf dem Weg nach Daoranai hatten sich temporär dort aufgehalten. Hier war das Gegenteil der Fall, es wimmelte hier vor Menschen mit Wolfs-, Katzen- oder Löwenohren, und die Dunklen Schwingen die Besucher.
Natürlich bemerkten die Schattenwölfe schnell, dass die Gruppe der Führung ihrer Schwester Noire folgte, und kamen angestürmt, um die Katzenwandlerin daheim willkommen zu heißen. Ein kleiner Junge zeigte ihr eine Puppe, die er von seiner Oma hatte, dann kamen ein paar Ältere, die aber schnell einen Streit miteinander über Noires Begleitung anfingen. Rhord schien mitmischen zu wollen, und Korina wollte ihn noch aufhalten, doch er stürzte sich sofort ins Handgemenge, das sich mit rasender Geschwindigkeit zum größten Landgefecht in der Geschichte Iridaes ausartete (und da sich die meisten Kampfhandlungen, die mit dem Staat zu tun hatten, auf See austrugen, war das gar nicht mal soooooo übertrieben).
Ein Unteroffizier kam vom Hauptgebäude auf sie zu und begrüßte seine Schwester, ohne die Prügelei groß zu beachten. Dann hieß Noire ihre Gäste noch offiziell in ihrem Zuhause willkommen. Korina musste sich ein Lachen verkneifen, und murmelte leise:
"Manchmal bin ich ganz froh, die Hälfte meiner Kindheit als Einzelkind aufgewachsen zu sein." Aber sie ersparte sich sonstige Kommentare und war einfach froh darüber, Noire so glücklich zu sehen. Ein Lächeln stand ihr besser als die stoische Porzellanmaske, die ihr Gesicht sonst immer zu zieren schien.
Dann knurrte Korinas Magen. Sie hatte seit dem Frühstück nichts mehr zu Futtern gehabt, und weil man auch die unterernährten Geiseln der Piraten wieder zu Kräften bringen musste, waren die Mahlzeiten für die restlichen Passagiere in den letzten Tagen noch karger als sonst ausgefallen.
_________________
@Soren: @Tobi: