"Den heb ich mir noch auf.", antwortete Yin lächelnd, dann stand sie schwankend auf. Evelin bedachte Raisen noch mit einem finsteren Blick, dann verließ sie ohne ein Wort das Zimmer. Yin sah ihr nachdenklich hinterher. Sie seufzte, sagte jedoch nichts.
"Mach Platz da. Ich.. bin müde.", ihr Magen knurrte. Wo bekam sie hier eigentlich etwas zu Essen her? Dumm, dass Farah noch schlief, die wüsste sicher, wo es hier Vorräte gab. Ohne auf Raisen zu achten ließ sich das Mädchen neben ihm auf das Bett fallen und streckte sich lang aus. Innerhalb von wenigen Minuten hörte er sie leise Schnarchen, sie war eingeschlafen.
Kyrian lächelte Altaris mit gemischen Gefühlen an.
"Ja, es ist noch Mara. Nein, dies ist kein Traum. Und auch keine Illusion. Ja, es ist echt." Sein Lächeln wurde traurig, als er Mara hinterher sah. Sie summte immer noch fröhlich vor sich hin, die Kinder schmatzen fröhlich , kosteten mit ihren Fingern schon mal vor und der kleine Junge plapperte von seinen Erlebnissen mit ein paar Freunden. Zwischen Kyrian, Alfred und Altaris breitete sich eine peinliche Stille aus, die nur von dem Gequatsche der Kinder unterbrochen wurde. Doch dann kam Mara kam mit einem Stapel Blechteller wieder und verteilte sie an die Sitzenden.
"Hier ist deiner, pass auf, dass du nicht wieder so viel daneben kleckerst, ja Meng?", sie grinste dem Jungen zu.
"Pass du auch auf. - Hier, es ist schön, wenn Ihr wieder hier seid, Kyrian. Auch ein Teller für dich, Schatz. Ich hoffe es mundet Euch, werter Gast. ..Altaris war also Euer Name?", sie lächelte Altaris flüchtig zu, bis sie sich neben das kleine Mädchen setzte, dass inzwischen vom Schoß des Dämonen runter gerutscht war und sich einen Platz am Tisch geschnappt hatte.
"Wie läuft Eure Grappaernte?", fing Kyrian ein unbefangenes Thema an, um das Schweigen zu unterbrechen - und es funktionierte. Alfred fing vorsichtig an dem Hellseher und Altaris von ihrem unspektakulären Alltag zu erzählen, wie sie hier überlebten. Währenddessen fütterte Mara das Mädchen liebevoll mit zermatschten Auflauf (auch wenn sie dafür sicher schon viel zu alt war!) ihre Wangen waren fast schon rosig und sie war alles.. nur nicht dämonisch. Wenn man von ihren kleinen Hörnern, ihrer Hautfarbe, und dem Schweif absah, hieß das.
Hin und wieder ergänzte sie Alfred, sie schien ihn gut zu kennen, und berichtete davon, dass sie jetzt einer Frau im Dorf aushalf, die bisher kein Wort mit ihr gesprochen hatte. Auch wenn sie das Gefühl hatte, nicht wirklich talentiert zu sein - dabei hielt sie ihre Hände hoch, die mit kleinen Stichwunden übersäht waren.
"Die Nähkränzchen sind gar nicht so entspannend, wie man mir immer versichert hat.", grinste sie, bevor sie einen Schluck aus ihrem Krug nahm.
Als die Mahlzeit sich ihrem Ende neigte, erhob sich Kyrian und dankte Mara mit einem herzlichen Lächeln für das Festmahl. Sie winkte ab und wischte der Kleinen den Mund ab.
"Das war doch kein Festmahl..", widersprach sie bescheiden. "
Ich hoffe, es stört Dich nicht, wenn wir Alfred kurz entführen.", er zwinkerte Mara zu und sie errötete.
"N-Nein.." Schlicht und ohne weitere Umschweife führte er den Dämon und Alfred aus dem Raum hinaus, in den verbleibenden Nebenraum. Das Kinderzimmer. Bilder hingen hier kreuz und quer an den Wänden, auch wenn diese momentan nicht beleuchtet wurden. Spielzeug und Dinge, die man dafür halten konnten, richteten ein sympathisches Chaos an.
Der Hellseher seufzte.
"Danke, dass du das Thema nicht.. während des Essens angesprochen hast, Altaris.", er blickte sein Gegenüber ernst an. "
Du fragst dich sicher, was das alles hier soll. Nun.. ich dachte mir, es wäre ein guter Zeitpunkt, dir mitzuteilen, dass ich Mara nicht dem Schicksal überlassen habe, das du für sie vorgesehen hattest." Für einen Moment huschte ein grimmiger Zug über sein Gesicht, doch der verschwand gleich wieder.
"Mara lebt hier schon seitdem du.. nun, du kannst es dir denken. Sie scheint sich wohlzufühlen, und sie kann sich an nichts erinnern. Weder an dich, noch an Eure gemeinsame Zeit. Auch nicht an.. Ich musste das tun. Ihr neuer Mann ist nun Alfred, sie.. haben sich vor einigen Wochen kennen gelernt. Davor lebte sie hier alleine.", verbesserte er sich und sah Altaris für einen Moment mit Mitgefühl an. Doch dann schien er sich darüber im Klaren zu werden und wurde wieder ernster. Er wollte Altaris nicht provozieren. Ganz im Gegenteil. Alfred stand neben den Beiden, und sah zwischen ihnen hin und her, knetete sich in leichter Aufregung die Hände.
"Um ihr ein harmonisches Leben zu schenken, musste ich.. gewisse Maßnahmen ergreifen. Magie anwenden. Ihr Gedächtnis ändern.", Kyrian sah ehrlich zerknirscht aus, aber dennoch.. sicher.
"Nichts, was sich rückgängig machen lassen würde. Um ihre dämonischen Triebe zu unterdrücken, die ihr.. die ihr selbst nichts als Unglück brachten, was sie mir selbst gestand, nimmt sie ein alchemistisches Mittel ein. Es hilft ihr, so zu werden, was sie selber nur mit sehr viel eigener Überlistung werden konnte - die Mara, die du zu Beginn unserer Reise kennen gelernt hast."
@Altaris: @Raisen: