Zum Glück konnte Noire bestätigen, dass alles in Ordnung war, die anderen waren einfach nur verhindert.
"Andere Aufgabe? Oh, das meinst du." erwiderte Korina mit einem müden Lächeln.
"Das bestätigt wohl meine Annahme, dass Zacharias und Severin unschuldig sind. Letzterer braucht wohl aber noch etwas Übung in Sachen Disziplin." Mit dem Auskundschaften des Gefängnisses und der Erfassung des Spions war ja alles erledigt. Jetzt mussten nur noch ein paar persönliche Angelegenheiten geregelt werden, die Korina selbst auf dem Herzen hatte.
"Also, Noire, ich wollte eigentlich noch was mit dir Besprechen, deshalb bin ich noch auf. Du hast ja heute Morgen vorgeschlagen, die Pegasusritter anzuheuern. Aber das Problem ist natürlich, dass man mich erkennen würde. Selbst wenn meine Schwester nicht dabei ist, so einige der Ritter haben mich schon mal getroffen, und der Rest würde wohl ebenfalls die Ähnlichkeit zwischen mir und Kaithlyn bemerken." Sie dachte zurück an die Begegnung mit Enoch vor dem Attentat. Ciel hatte sie ebenfalls gesehen, aber zum Glück hatte die Ritterin das als eine Verwechslung abgetan, weil Korina zu dieser Zeit noch als tot gegolten war.
"Es sähe nicht gut aus für die Schattenwölfe und für Senator Klaus, wenn sie eine körperklauende Dämonin für sich arbeiten ließen. Ich hab deiner Idee zugestimmt, weil ich dir vertraue, dass du mich schützen kannst. Also, was hast du vor?" Ihre Identität einfach geheimzuhalten, würde riskant sein, denn dann müsste man wohl auch Rouge und Leo in das Geheimnis miteinbeziehen, da sie Korina gut genug kannten, um ihr Gesicht und ihren Nachnahmen auch bei Kaithlyn zu erkennen.
Der gefangene Spion hatte keine Chance, sich rauszureden. Rouge wollte ihn benutzen, um den Feind in die Irre zuführen, und Séamus sollte aufpassen, dass Leonardo keine krummen Dinger drehte. "Sehr wohl, dann mach ich das."
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Seit der Ermordung des Fürsten waren die Dinge schleppend verlaufend für die Pegasusritter. Nach ihrem Fehlschlag hatten so einige Leute das Vertrauen in sie verloren, sei es, weil sie versagt hatten oder gar wegen Anschuldigungen, sie hätten die Attentäter absichtlich laufen lassen. Und der Adel war ihnen natürlich nicht sonderlich angetan, weil sie im Auftrag von Niccolo, der die Macht des Adels in Frage gestellt hatte, in Killius-Stadt gewesen waren.
Doch so einfach würde der Orden seinen guten Ruf nicht aufgeben. Nach dem vorzeitigen Ende des Frühlingsfestes wollten viele Geschäftsleute und normale Besucher, die extra dafür nach Killius-Stadt gekommen waren, schleunigst vom Ort der Tragödie verschwinden, und natürlich bot auch der Orden des Pegasus seine Dienste an, die Heimreisenden zu eskortieren, und boten dafür günstige Preise an. Damit waren sie den Leuten immer noch lieber als teurere Söldner, oder die Kaiserlichen Soldaten, die ebenfalls Misstrauen von den Anhängern Niccolos ernteten.
Eine von Kaithlyn angeführte Gruppe von Rittern hatte eine Handelskarawane im Zickzack von Station zu Station geführt und stand nun kurz davor, Riezenbuhrg zu erreichen, wo der Pegasusorden sein Hauptquartier hatte. Die Karawane war von einer größeren Banditengruppe angegriffen worden, die jedoch schon bald den Rückzug antrat, als klar wurde, dass die Ritter ihnen überlegen waren. Ein Teil der Ritter folgten ihnen in den Wald, um möglicherweise die Hauptmänner der Wegelagerer gefangen zu nehmen, der Rest blieb für den Fall einer Finte bei der Karawane.
Für Kaithlyn, die von Ast zu Ast sprang, war es ein leichtes, die Banditen aufzuholen, und schnell identifizierte sie den Rädelsführer als den mit der besten Ausrüstung (Sprich, eine Axt, die nicht stumpf aussah, und ein Helm) und streckte seine Leibwächter kurzerhand mit einer Sturzattacke nieder, bevor sie ihn mit einem Tritt, der ihn in einen nahen Baum schleuderte, ausknockte. Die plötzliche Attacke aus der Luft versetzte die restlichen Banditen in noch größere Panik, sie flohen in die verschiedensten Richtung, und viele von ihnen wurden mit Leichtigkeit von den Rittern eingefangen. Auch Kaithlyn eilte weiter, um noch mehr der Verbrecher zu besiegen, denn je weniger übrig blieben, desto höher die Chance, dass der Rest das Banditenleben aufgeben würde. Doch sie hielt an, als sie mehrere sehr qualvolle Schreie hörte und den Geruch von verbranntem Fleisch vernahm.
Kirschrotes Feuer wütete nicht weit entfernt auf einer Lichtung. Es bildete einen Ring, der sich durch das Gras brannte und schon bald die umliegenden Bäume in Brand stecken würde. Das Feuer war magisch, und sein Schaffer würde wohl verhindern, dass es zu einem Waldbrand kam. So freundlich würde er aber nicht zu den Banditen sein, die in dem Feuerkäfig gefangen waren. Mit ihnen eingesperrt war niemand anderes als Enoch, der seine Opfer mit einem lächelnden Gesicht herausforderte, durch die Flammen in die Freiheit zu springen. Das rote Licht seiner Flammen verstärkte die Farbe des Blutes, mit dem seine Ausrüstung bespritzt war.
"Tja, wenn ihr jemanden angreift, müsst ihr eben die Möglichkeit akzeptieren, vom Ziel abgeschlachtet zu werden! So läuft das in der Natur!" höhnte er, als er den letzten Banditen mit seinem Falchion aufschlitzte.
Die Flammen verloschen, das Gras und die Bäume um ihn herum waren verbrannt und leblos. Kaithlyn kam auf ihn zu, während er den Tod des Banditen mit seinem Würgegriff beschleunigte.
"Was machst du da? Ich hatte angewiesen, sie gefangen zu nehmen!" rief sie ihm entsetzt zu. Als Knappe unterstand Enoch den Befehlen von voll ausgebildeten Rittern, besonders, da sein Meister Thonystan ihn bei Kaithlyn gelassen hatte, während er zur Regelung der Angelegenheiten des Ordens direkt nach dem Anschlag nach Riezenbuhrg zurückgekehrt war.
"Oh, gefangennehmen bringt nicht viel. Die kriegen doch sowieso den Strick. In solchen Zeiten hat niemand Lust, diese Leute mit viel Aufwand zu rehabilitiern. Da brauch ich doch nicht den Mittelsmann zu spielen."
Kaithlyn brummte.
"Du magst zwar recht haben, aber ein Befehl ist ein Befehl. Solche Brutalität ziemt sich nicht für einen Ritter."
"Ach, Cousinchen, warum bist du denn immer so ernst? Am Ende ist doch nur wichtig, das wir nur die "Bösen" bekämpfen und niemals die "Guten". Und die "Bösen" werden deine Ritterlichkeit einfach ausnutzen. Und wenn die "Bösen" so gemein sind, ist es doch nur fair, auch zu ihnen gemein zu sein, oder?"
Ärgerlich runzelte die Ritterin die Stirn.
"Wenn wir uns so verhalten würden, wie unsere Feinde es tun, würden die, die wir beschützen sich nicht bei uns sicher fühlen. Du warst schon immer ein bisschen zu Stolz auf deine rohe Kraft für meinen Geschmack, aber seit dem Kampf in Killius wurdest du immer wilder." In Gedanken fügte sie hinzu:
Und ich hatte noch gehofft, Vater hätte sich in seiner Sippe geirrt...
Jene Banditen, die sich ergeben hatten oder andernwertig lebending gefangen genommen wurden, hatte man an den Armen zusammengebunden und sie unter Aufsicht einiger Ritter zum Militärstützpunkt nahe Riehenbuhrg gebracht, wo man über ihr Schicksal entscheiden würde. Die restlichen Ritter, Kaithlyn und Enoch inklusive, begleiteten die Karawane weiter zum Marktviertel der Stadt und kehrten dann zum Hauptquartier des Ordens zurück, wo sie bereits überraschende Nachrichten erwartete.
"Ein Auftrag aus Iridae..." murmelte Kaithlyn, als sie den Brief durchlas, den eine Zuchtbrieftaube in einem anstrengenden Zweitagesflug hergebracht hatte.
"Unser Klient ist bekannt für seine Arbeit für die Rechte der Bürger, und der Gegner, den er mit unserer Hilfe zu bekämpfen bedenkt, ist gegen die Bürgerbewegung." Erklärte Thonystan.
"Diesen Auftrag zu bewältigen würde uns also nicht nur mit Händlern gut stellen, die davon profitieren würden, wenn einem korrupten Politiker in Iridae das Handwerk gelegt wird, es zeigt auch dem Volk, das wir nach wie vor auf seiner Seite stehen. Kaithlyn, ich möchte, dass du unsere Delegation nach Iridae anführst."
"Es wäre mir eine Ehre, Sir. Ich werde die geeignetsten Ritter für diesen Auftrag auswählen. Außerdem möchte ich, dass Enoch mitkommt. In den letzten Tagen ist mir bei ihm ein ernstzunehmender Mangel an Disziplin aufgefallen. Als seine Cousine sehe ich es als meine Pflicht, ihn an die Ehre unserer Familien zu erinnern."
Thonystan gab dem statt, und schon bald lief die
Mondsichel-Rose, das Schiff des Ordens, aus dem Hafen von Riezenbuhrg aus. Der Transporter war schlank und leicht, mit großen Segeln und wenig Tiefgang, und würde viel schneller nach Iridae kommen als ein großes Handelsschiff. Nur viereinhalb Tage würde das Schiff brauchen, und Portia Iridae am Morgen des 9. Juni erreichen. Auch sendeten sie eine weitere Brieftaube vorraus, die bereits gegen Abend des 6. ihr Ziel erreichen würde und den Senator informieren sollte, dass die Ritter seinen Auftrag angenommen hatten.
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@Soren: