Der folgende Tag wurde ebenfalls mit Vorbereitungen verbracht, Korina setzte in dieser Zeit ihr Training fort und legte auch wieder bei Transport- und Wartungsarbeiten mit Hand an. Dabei erfuhr sie auch ein paar Dinge über Nina. Durch die Verbindung, die die Rabenklaue zwischen ihnen herstellte, konnte Korina die Stimme der Dämonin aus der Geisterwelt hören, und in die entgegengesetzte Richtung kommunizieren ging ja sowieso, weil man von der Geisterwelt aus alles hören konnte, was in der Materiellen Welt in der Umgebung erklang. In den darauffolgenden Gesprächen (bei denen Korina sich entweder von anderen Leuten entfernt oder geflüstert hatte, weil man sonst denken würde, sie führte Selbstgespräche) erfuhr sie auch, dass Nina nach ihrem langen Schlaf erst mal etwas Pause machen wollte, bevor sie Korina zum Vater schleppte. Hm, komisch, dass sie sich plötzlich davor zu drücken schien, wenn sie sonst doch immer so fanatisch von ihm sprach. Und eine ganz überraschende Sache: Ninas großer Traum. Wenn alles erledigt war, wünschte sich die Dämonin, als normaler Mensch zu leben. Korina bezweifelte, dass es für einen Dämonengeist noch möglich war, normal zu sein.
Am nächsten Tag war es soweit: Eine Einladung von Senator Klaus. Die Pegasusritter hatten dem Auftrag zugesagt, und Kaithlyn würde nicht nur dabei sein, sie führte den Trupp an! Jetzt war es also an der Zeit, die große Lüge zu erzählen, zu der auch Rouge und Leo zugestimmt hatten. Zum Teil bekam Korina auch kalte Füße, weil ein Fehlschlag nicht nur sie selbst, sondern auch den Ruf des Senators und der Schattenwölfe ruinieren würde. Sie überlegte, ob sie nicht vielleicht einfach Rouge sagen sollte, sie würde sich in einem dunklen Lagerraum verstecken würde, solange Kaithlyn auf Iridae war. Sie könnte ja noch auf dem Festland vor Kaithlyns Augen treten und behaupten, man hätte sie vor dem Dämon gerettet.
Aber nein, das würde nicht funktionieren. Korina bei den Söldnern auftauchen zu lassen, nachdem diese sie bei einem Auftrag in Iridae gefangen hatten, war gut und plausibel, dass die gleichen Söldner plötzlich wieder auf dem Festland agierten und ihr zufällig dem Rabenteufel über den Weg liefen, hingegen nicht. Am Ende entschloss Korina sich, die Sache durchzuziehen.
Also dann, die Planung der "Hausdurchsuchung" in Melsens Anwesen. Sie würden sich in drei Gruppen aufteilen, und Korina wurde in Gruppe C eingegliedert, die sich darum kümmerten, Melsen selbst gefangen zu nehmen, damit man ihn für seine Verbrechen vor den Richter zerren konnte. Seine Leibwächter schienen nicht Ohne zu sein, wenn jemand so starkes wie Rouge höchstpersönlich bei diesem Teil der Mission mitmachen würde. Einen der Wächter schien sie sogar persönlich zu kennen.
"Was ist denn so besonders an diesem Leibwächter?" fragte Korina die Söldnerführerin.
"Wir sollten so viel wie möglich über unsre Gegner wissen, deshalb frag ich."
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-Flashback-
Am Abend des 4. Juni, nur wenige Stunden nach ihrer Erweckung, war Nina im Gegensatz zu den meisten sterblichen Menschen quietschfidel, nach dem langen Schlaf musste sie sich ein wenig austoben, und nach dem Streit mit Shinra musste sie sich auch etwas aufmuntern. Sehr erwachsen führte sie sich nicht auf, größtenteils tollte sie durch das Söldnerlager, aus dem die beiden Gestaltwandler des Beschwörer-Quintetts stammte, materialisierte sich kurzzeitig, um Söldner zu erschrecken, als wäre sie ein Gespenst, und traf sich auch mit ihrem kleinen Bruder Séamus, der überglücklich war, seine Schwester wohlauf zu sehen (allerdings war er ein bisschen sauer, dass man ihn nicht zu der Erweckung mitgenommen hatte, denn außerhalb der Domäne war das Gespräch zwischen den Geschwistern auf die halbe Minute begrenzt, in der Nina sich materialisieren konnte.
Nina saß jetzt auf dem Dach des Hauptquartiers und sah sich den aufgehenden Mond an, als sie unten auf dem Platz etwas bemerkte. Da war ein Mann, in dessen Nähe sich nicht ein, sondern gleich zwei Geister aufhielten. Und ihrem monsterhaften Aussehen nach zu schließen, waren die beiden tatsächlich Dämonengeister! Nina flog umgehend zu ihnen hin und begrüßte sie.
"Hey, hallo, wen ham wir denn da, zwei Dämonen. Ich bin Nina, und ihr seid?"
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