Es waren nicht nur lediglich Vada und Korina, die genervt waren von all dem hier, doch Lauriam konnte anders als die anderen zumindest erahnen, was das alles zu bedeuten hatte.
"Ja, etwas Aufklärung wäre nicht schlecht und ehe ich auch nur ein weiteres Wort zu meiner Vorahnung verliere, zwei Sachen." Lauriam ging zu dem Stuhl, wo Körper Siradda drauf saß, die dank Olgas Bewegungen nicht von Vadas Asche erwischt wurde - immerhin hätte jegliche Verletzung jemand anderes hier im Raum nun anderes agieren lassen als jetzt. Er band sie los und entfernte auch die Augenbinde. Siradda, immerhin schon längst wieder die volle Kontrolle habend, stand auf und bedankte sich Lauriam, ehe sie sich in Richtung Tür bewegte.
"Setze dich hierhin. Jemand wartet vor dem Fenster und ich möchte ihn ebenfalls hier haben." Ayres zuckte mit den Schultern und machte wie ihr gesagt wurde. Sobald sie dies getan hatte informierte er über Telepathie Aella eine Nachricht an Amen weiterzuleiten. Diese sank vom Fenster herab, sodass sie vor dem Angeborenen stand. "Die Situation oben scheint unter Kontrolle zu sein. Lauriam möchte, dass du nach oben kommst, damit du auch alles was folgen wird mitbekommst.", teilte sie ihm mit und würde sich daraufhin ebenfalls in den Raum begeben. Zur gleichen Zeit sprach der Spezialagent zu Scarlet. Er wollte bei dem was wahrscheinlich folgen wird keine Außenseiterin dabei haben. Sie wusste bereits einiges, aber das hier könnte ein Stückchen zu viel werden. "Scarlet, ich kann verstehen, wenn du am liebsten hierbleiben würdest, aber ich schätze es ist für uns alle am besten, wenn du unten wartest und aufpasst, dass nicht noch jemand uns unbemerkt auflauert. Ich hol dich dann wieder herein." Olga hob eine Augenbraue als sie dies hörte, schaute ein wenig verwundert zu dem Mann, der ihr momentan Befehle gab.
Sobald Lauriam sah, dass Amen sich in ihr Zimmer begeben hatte, machte er weiter mit der zweiten Forderung an Olga.
"Und nun erzähl mir alles, was es zu wissen gibt. Beginne mit deiner Position, deiner Aufgabe und allem was damit verbunden ist, inklusive etwas, was deine Worte als Wahrheit beweisen könnte. Sei dir bewusst, dass dir jegliche Abweichung von meinen [k]Erwartungen[/k] teuer zu stehen kommen könnte."
Olga begann für einen Moment leicht zu schmunzeln, ehe sie wieder ausdrucksloser wurde.
"Mein aktueller Name, mein Deckname, lautet Olga Vorobeva und meine wahre Position innerhalb der Schwarzen Hand ist die einer Spezialagentin für innere Angelegenheiten. Bevor ich fortfahre, seid ihr alle mit der Rangstruktur der Schwarzen Hand vertraut?", fragte sie in die Menge und würde wenn notwendig diese Information hier einschieben.
"Wie durch diese Strukturen ersichtlich sein dürfte ist jegliche ranghöhere Instanz dafür verantwortlich aufzupassen, dass die rangunteren nicht aus der Reihe tanzen, soweit es eben möglich ist. Ein Gangboss für seine ihm unterstellten Gängster, ein Schwarzgeneral für ihre Schwarzfürsten. Doch was macht man, wenn ein Schwarzgeneral gleichzeitig im Hohen Rat sitzt? Oder ein Außengeneral in einem Gebiet, wo die Schwarze Hand weniger stark vertreten ist, seine Position nicht in unserem Sinne ausführt? Besonders in einer Verbrecherorganisation darf man damit rechnen, da brauchen wir nicht darüber groß zu diskutieren, denke ich."
Es war offensichtlich, dass Olga davon ausging, dass dies jedem von selbst klar war und folgte sogleich mit mehr von dem, was Lauriam hören wollte.
"Da Cassius nicht allgegenwärtig sein kann benötigt er möglichst unabhängige Untergebene. Doch anders als die üblichen Spezialagenten, wie es euer Anführer ist, sollten möglichst wenige, wenn nicht sogar im allerbesten Falle niemand, darüber wissen wer ihnen unangenehm werden könnte, noch bevor sie überhaupt zum Einsatz kommen. Deswegen weiß der gesamte Hohe Rat, vom Don abgesehen, lediglich, dass es uns gibt, aber nicht wer wir sind und was wir machen. Daher wird meine Sorte von dem Don höchstpersönlich ausgesucht - manchmal direkt aus einem Waisenhaus oder von der Straße oder aber von ehemaligen Rivalen rekrutiert - von ihm ausgewählten Lehrmeistern in für uns relevanten Gebieten trainiert, sofern wir uns nicht in unserer vorherigen Anstellung als geeignet genug erwiesen hatten - und dann wenn es notwendig wird von ihm entsandt, mitsamt der Erlaubnis unsere Aufgaben anzugehen fast wie wir wollen, sprich mit nur wenigen Einschränkungen. Was die Bestätigung meiner Rolle angeht kann ich für ein mit Cassius Siegel bestückten Dokument sorgen. Es beinhaltet keinen Namen, da es weit, weit im Voraus vorbereitet und versteckt wurde, doch bestätigt alles was ich eben gesagt habe und beschreibt jegliche Rahmenbedingungen, die damit einher gehen."
Lauriam verschränkte seine Arme und übernahm dann für einen Moment das Wort. "Soweit deckt sich das, was mir über die Zeit in der Schwarzen Hand beigebracht wurde...", erklärte er und schaute einmal kurz zu Vada. "Diese Besonderheit ist nichts, was jedem Neuling gleich zu Beginn mitgeteilt wird. Erst wenn du eine gewisse Zeit bei uns bist oder aber noch vorher schneller als üblich durch die Ränge steigst, würdest du irgendwann eine Einweisung dazu erhalten. Normalerweise zumindest. " Was der Neuling bei der Schwarzen Hand daraus macht war seine Sache. Es konnte aus Lauriams Sicht nicht schaden, wenn er bereits jetzt davon erfuhr, dass man selbst auf einem so hohen Posten wie es Olgas derzeitige Zielperson ist - Lauriam hatte wie auch sicherlich der Rest der anwesenden, Scarlet rausgenommen, eine sehr gute Idee wer das sein dürfte - sehr leicht tief fallen kann, wenn man bei etwas erwischt wird.
Aber eben weil Lauriam diese Vermutung hatte konnte er sich zwei Sachen nicht erklären.
"Dann erkläre uns warum du uns besuchen kommst und dann auch noch etwas von einem Test erzählst! Keidein sollte dein Ziel sein, nicht wir, sofern ich keinem grundlegendem Irrtum erlegen bin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Cassius so einen Zirkus während eines für ihn wichtigen Auftrag veranstalten würde.", erwiderte und kritisierte Lauriam die Logik von Olgas Auftauchen. Die Spionin nickte dem zu, doch anstatt eine klare Antwort zu geben, hatte sie eine andere Idee. Sie blickte zu den anderen im Raum, zu Korina, Amen, Vada und Siradda. "Ich denke auf die Antwort dieser Frage könnt ihr genauso kommen. Zu welchem Zweck testet man jemanden und wie könnte sich das auf diesen Fall anwenden? Bedenkt all das, was ich euch in den Weg gestellt habe."
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Dass Noire vorhatte Dante Bescheid zu geben war ein sehr guter Einfall! Nicht auszudenken wie es für die Dämonengeschwister aussähe, wenn nur sie beiden morgen bei Nergal erscheinen würden! Wie es aussah fühlte sie im Bezug auf des Dämons Frage aber sehr ähnlich.
Die Söldnerin war dann auch die erste, die sich nach des Erzmagiers Geschichte zu Wort meldete. Sie zeigte Mitgefühl und Verständnis. Ihre Fragen darauf, so erkannte es auch Rhord, waren sehr durchdacht!
"Das hast du sehr gut erkannt. In der Tat hatte die junge Dame es geschafft nicht nur gezielt Magie in diese Kristalle zu leiten und ihnen somit einen Zauber einzuspeisen, sie hat nach ewigem Herumprobieren auch einen Trick es gefunden diesen wieder freizusetzen. Es waren begrenzte Erfolge und dennoch für einen so jungen Menschen die Leistung eines Genies."
Er zeigte auf die Brosche, die die ehemalige Karawanenwache noch vor sich hielt. " Alle drei Broschen sind mit einem Zauber aus der Dämmerungsmagie, Lichtmagie um genau zu sein, beladen, doch freisetzen kann man sie von alleine nicht. Man benötigt einen auf sie angestimmten Katalysator, einen vierten Stein, sowie eine weitere Lichtquelle, im besten Falle Sonnenlicht. Reflektiert der Katalysator-Kristall Licht auf eine der Broschen wird das im Kristall gespeicherte Bild in die Umgebung reflektiert. Einzeln, so sagte sie mir einst, würde sich wegen der begrenzten Aufnahmekraft dieser kleinen Stücke kein klares Bild ergeben, aber alle drei zusammen ergeben übereinandergelegt eine Karte." Es tat des Hünen Stimmung bemerkbar gut so über die Erfindung des damals noch jungen Mädchens zu reden und Rhord - für einen Moment die Wahrheit vergessend, was sie vor kurzem erst erfahren hatten -konnte es ihm nicht im geringsten verübeln.
"Das klingt ja wirklich wunderbar, was sie da geschaffen hat! Und wohin zeigt die Karte? Was kann man dort finden.", fragte Rhord wahrhaftig neugierig. Wenige Worte, die Nergals Stimmung sofort wieder trübte. Er seufzte.
"Sie sagte es führe zu einem Ort, wo sie ihre größten Schätze hortete. Sie sah es wie ihre persönliche kleine Zeitkapsel und sie gab diese Broschen ihren nahesten Freunden, um ihnen zu zeigen wie sehr sie ihnen vertraue. Den Katalysator-Kristall allerdings, den behielt sie stets bei sich... Und sowie sie verschwand, verschwand auch der einzige Schlüssel zu diesem Schatz. Jegliche Versuche einen Ersatz zu finden oder zu schaffen schlugen fehl. Selbst mein Amtskollege Calka Bessac, den ich nach ihrem Verschwinden gebeten hatte an ihrer Erfindung weiterzuforschen, schaffte es einfach nicht diesen Broschen dieses Geheimnis zu entlocken. Bis zum heutigen Tag dürfte da draußen ihr Schatz irgendwo versteckt sein und wie es ausschaut wird er wenn nur durch Zufall gefunden und geborgen werden können. Ihre Freunde, welche diese Broschen mir gaben waren sich nach vielen Jahren letztendlich einig geworden, dass sie dieses letzte Andenken an ihr nie werden bergen werden, solange niemand ein kleines Wunder vollbringt."
Womit Nergal zur zweiten Frage kam, die ihm gestellt wurde. "Was Miras Mutter betrifft... Ja, es war sehr merkwürdig, so merkwürdig wie alles an dieser Tragödie zu sein schien. Es gab nichts was ich für sie tun konnte, während sie dem Wahnsinn verfiel. Da sie aber lediglich verwirrt war, aber nie aggressiv gegenüber ihres Umfeldes wurde, nahm eine befreundete Familie an Nichtmagiern sie bei sich auf und kümmern sich bis zum heutigen Tag liebevoll um sie. Was an ihr nicht stimmt..." Das Ratsmitglied stoppte für einen Moment. Schien für einen Moment nachzudenken. "Nungut, wenn ihr schon nachfragt, solltet ihr euch darüber im klaren sein: Wir haben Magier, dazu einige Experten der Dämmerungsmagie, darum gebeten sich den Zustand ihrer Seele anzuschauen. Und unser Verdacht wurde bestätigt: Ihr Wahnsinn ist sehr wahrscheinlich eines künstlichen Ursprungs. Ihre Seele wurde manipuliert und da niemand, selbst Ayres Lepore, nicht imstande war diesen Zustand zu heilen, gehen wir davon aus, dass ihrer Seele etwas weggenommen wurde. Von einem Teufel, um genauer zu sein. Jemand muss ihren durch den Schock geschwächten Zustand irgendwie ausgenutzt haben. Allermindestens ihr Name wird fehlen, wenn nicht gar mehr und solange wir niemanden finden, der mächtig genug ist die Magie eines solchen Wesens rückgängig zu machen, wenn auch nur für einen Moment, stehen unsere Chancen schlecht je mehr zu erfahren. Und ich muss zugeben, alleine daran zu denken, dass möglicherweise viele Antworten direkt vor unserer Nase liegen, wir aber keine Möglichkeit haben daran zu kommen... es macht mich einfach nur wütend."
Nun war es besiegelt. Rhord, schockiert sowohl darüber, was er dieses Mal erfahren hatte, als auch dass es gerade Nergal war, der sich über das Manipulieren von anderen Leuten aufregte, verstand die Welt nicht mehr. So viele Manipulationen, so viele Lügen und Täuschungen. Desto dichter dieses Gewebe wurde, desto mehr fragte er sich, was sich hinter all dem verbergen würde. Er war sich sicher, im Moment irgendwas nicht zu erkennen und konnte nur hoffen, dass Noire im Moment und wie sonst auch immer, schlauer war als er und irgendwas bemerken würde.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Tobi« (28. Oktober 2020, 20:35)