Seraphim sprang weg, drehte sich wieder zu ihr und ließ danach sein Schwert mit voller Geschwindigkeit auf Yins Seite zurasen. Wider spürte Yin den Schmerz bevor sie reagieren konnte, und taumelte zur Seite weg. Dabei gab er irgendeinen Spruch von sich, den sie jedoch nicht in voller Länge mitbekam, da sie zur Seite wegknickte und auf dem harten Boden landete. Ihre Hüfte tat weh, ihr Bein auch und sie hatte wirklich, wirklich keine Lust mehr. Aber sie konnte hier doch nicht aufgeben. Sie schloss einen Moment die Augen und konzentrierte sich - dann sprang sie auf und stürmte blitzschnell auf Seraphim zu. Er trat einen Schritt beiseite, schob einen Fuß vor. Yin stürzte mit Wucht.
Ein ähnliches Schauspiel wiederholte sich gefühlt zwanzig Mal. Die junge Asiatin schien einfach nicht aufzugeben! Immer wieder versuchte sie den maskierten Mann anzugreifen, er zählte schon gar nicht mehr mit, wie viele Punkte er inzwischen hätte. Pressa warf irgendwann ein
"Gib auf, Yin. Das schaffst du nie. Du konzentrierst dich zusehr auf den Angriff!" dazwischen, doch Yin beachtete sie nicht.
Weitere zehn Minuten später, Seraphim fühlte sich inzwischen fast schon unterfordert, bekam er durch Zufall mit, wie Yin bewusst etwas in ihrer Haltung verbesserte und damit flexibler im eigenen Ausweichen wurden. Ihre Drehungen schienen flüssiger und ihre Fußhaltung standfester. Im Umkehrschluss bedeutete dies zwar keinesfalls, dass sie weiter versagte in ihrem Versuch, ihn zu treffen, doch sie gab nicht auf. Im Gegenteil, ihre Mimik spiegelte Selbstbewusstsein und Kampfgeist wieder. Immer und immer wieder positionierte sie sich neu, um ihn anzugreifen.
,, Du siehst schrecklich aus.. "
Kyrian sah sie leicht irritiert an, stand dann auf und reichte ihr eine Hand. "
Falsch, du siehst schrecklich aus.", erwiderte er trocken und half ihr, ohne sie weiter zu fragen, auf. "
Komm mit, du hast fast drei Wochen geschlafen, du solltest etwas Essen.", ohne sie weiter zu beachten ging er vor, die Höhle verlassen. Emerald hatte anfangs Mühe, ihm zu folgen, da ihre Beine irgendwie unter ihr nachgaben. Das lange Liegen hatte zudem ihren Kreislauf geschwächt und sie taumelte leicht, weil sie Sterne sah.
"Warte!", zischte sie verärgert, doch der Hellseher dachte gar nicht daran für sie langsamer zu werden. Einige hundert Meter später, die Höhle ging hier gnadenlos in die Stadt über, holte sie ihn ein. Ihr Weg, führte die beiden an schlichten Hütten vorbei - bis sie schließlich vor einer Taverne standen.
"Hier wären wir.", im gleichen Atemzug drückte der Magier Emerald eine Münze in die Hand.
"Kauf dir davon etwas zu Essen. Wir sehen uns später, komm danach unverzüglich zum Trainingsplatz. Jeder wird dir hier zeigen können, wohin du dafür gehen musst.", er er war gerade dabei, wider zu gehen, doch da drehte er sich nochmal kurz zu ihr um und sah sie an.
"Das wirst du ja wohl noch hinkriegen, oder etwa nicht?"
@Sierra: @LucaAndrea:
Einen Tag zuvor:
"Was soll das? Du bist nichtmal traurig, dass dein Vater gestorben ist? Weißt du denn gar nicht, wie glücklich du dich überhaupt schätzen kannst, einen Vater gehabt zu haben? Du hattest doch sicher auch Momente mit ihm, an die du dich erinnern kannst! Da draußen...", Farah zeigte aus einem Fenster bei einem Tisch, auf dem ein weiterer Stapel Bücher lag, "...gibt es Hunderte Waisenkinder! Vielleicht Tausende! Sie würden sich freuen, Eltern zu haben, und du-"
Anning sah Farah an, indem sie ihr Gesicht leicht vom Fenster abwandte, und die Frau stumm musterte. In ihrem Gesicht war keine Mimik zu sehen. In Farahs Kopf entstanden ein Bild:
Ein Junge, höchstens vier, der laut schreiend von einem jugendlichen Mädchen umarmt wird, sie summt leise, und scheint ihn beruhigen zu wollen. Die beiden sitzen in einer Art Verschlag, sie haben Fußfesseln, Farah wird klar, dass es sich um Sklaven handeln muss. Auf einmal fällt ein Schatten auf sie. Eine Stimme ertönt, und lacht. Farah schaudert, als sie die Stimme vernimmt.
Im nächsten Moment sieht sie die erstochenen Kinder in ihrem eigenen Blut liegen. Altaris Stimme, er scheint zu lächeln: "Siehst du? Ich habe doch gesagt, ich beseitige alles, was dich vom Schlafen abhält. Störenfriede eliminiert." Zu wem er spricht, sieht man nicht.
Anning sieht zu Boden, man sieht ihr an, dass sie nicht sehr begeistert ist.
Altaris, wie er vor Anning steht und sie mustert. In seinem Gesicht sind verschiedene Emotionen zu erkennen. Yin tritt neben Anning und lacht Altaris an. Er lächelt sanft zurück. Annings Hände ballen sich zu Fäusten, sie erinnert sich an all die Dinge, die sie in Altaris' Kopf gesehen hat, die Dinge, die er getan hat, um seine Liebe zu rechtfertigen. Ein zwiespältiges Gefühl macht sich im Betrachter breit: Zum einen unglaublicher Hass auf jemanden, der Yins Zuneigung nicht verdient hat, und starkes Mitgefühl für ihre Schwester, die nicht erkennt, was für ein Monster ihr leiblicher Vater ist.
Das letzte Bild, dass Farah sieht,
ist Kyrian, wie er einer kleineren Anning ein bekanntes Diadem vom Kopf nimmt. Trauer, wie sie Anning zu diesem Zeitpunkt erfahren haben muss, mcht sich in Farah breit - sie fühlt Kopfschmerzen, ein dumpfes Pochen nimmt ihr fast jeden Gedanken. Dann schließen sich Kyrians Arme sacht um sie, das kleine Mädchen, dass Anning gerade ist, fängt an lautlos, und doch bitter zu weinen. Sie fühlt sich schrecklich, außgeschlossen, verachtet und so schrecklich, schrecklich verbunden mit lauter Fremden, deren Gedanken sie nicht hören will. Nur ein Gedanke gibt ihr Mut: Sie ist nicht alleine. Sie hat einen Vater, der auch dann zu ihr hält, wenn selbst ihre Schwester und ihre Mutter Angst vor ihr bekommen.
Hier hört die Erinnerung abrupt auf, und Farah spürt, dass sie gerade eine sehr private Erinnerung mit Anning teilen durfte, damit sie versteht, wen Anning als ihren richtigen Vater betrachtet, der für sie da war und keine dunklen Geheimnisse besitzt. Für einen Moment sieht sie Mitleid in Annings Augen aufblitzen, doch dann ist die Sekunde vorbei, und das Gesicht des blassen Mädchens wirkt so verschlossen wie immer, als sie Farah betrachtet.
@Altaris: