"Freut mich, Raffael. Ich bin Jacob und..." "Lena", stellte sich die Löwenwandlerin vor, während sie Raffael nicht aus den Augen ließ und ihn eindringlich musterte. Raffael bemerkte die Blicke der jungen Damen, sagte aber nichts dazu.
"Nun- gut- lasst euch nicht stören bei eurem Training", sprach der Jäger und setzte sich bereits wieder in Bewegung, aber Jacob war neugierig geworden.
"Kein gewöhnliches Tier? Was befindet sich im Wald?", fragte der ehemalige Soldat direkt, erwartete aber aufgrund der Traditionen im Dorf keine brauchbare Antwort.
"Nein- ich- ich muss mich beeilen, verschwindet von hier-", Raffael wurde aufgeregter, nervöser. Dann stürmte er plötzlich los und lief mit höchster Geschwindigkeit an Lena und Jacob vorbei zum Dorf.
"Hey...!", rief Jacob noch hinterher, aber der Mann stoppte nicht. Er warf Lena einen irritierten Blick über dieses sonderbare Treffen zu. Doch die Löwenwandlerin sah erschüttert aus, sie war blass im Gesicht.
"Lena?" "Dieser- dieser Mann", Lena wirkte komplett neben sich,
"...er- er riecht komisch-...nicht nach einen Menschen-...aber...was.?" Jacob brauchte einen Moment, um zu verstehen, was Lena gerade gesagt hatte.
"Was?", gab er perplex von sich,
"Bist du dir sicher?" Lena konnte nicht weiter ausführen, was sie meinte und Jacob konnte nur spekulieren, was diese Worte zu bedeuten hatte, aber im schlimmsten Fall...das war doch unmöglich.
"Schnapp dir deine Waffen! Komm!", der Söldner gab Lena einen kleinen Stoß, damit sie sich wieder fing - was sie auch tat und sie sammelte sofort die zwei Schwerter auf, die sie hatte fallen lassen.
Nachdem Lena ihre Waffen hatte, lief Jacob Raffael nach. Lena folgte ihm. Es war ihr aber anzusehen, dass sie noch neben sich stand. Was hatte sie nur gerochen, dass es solch eine heftige Reaktion auslöste...?
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Janett war froh, endlich jemanden gefunden zu haben, der ihnen behilflich war, aber was meinte Manuel mit "ihr könnt Raffael nicht verfehlen"?
"Der Typ war irgendwie komisch", murmelte Viola nachdem die beiden außer Hörreichweite von Manuel waren. Janett schüttelte den Kopf.
"Findest du? Ich fand ihn ganz nett...", antwortete die Jägerin. Viola sah überrascht zu Janett, aber sagte nichts. Vielleicht irrte sie sich auch nur.
"Aber wie entdecken wir nun Raffael?", meinte Janett fragend, nachdem sie den Eingang des Dorfes erreicht hatten.
"Nachdem er ein Jäger ist, wird er wohl aus dem Wald kommen...", schlussfolgerte Viola einfach. Janett wirkte zuerst überrascht über diese Schlussfolgerung, dann aber schämte sie sich dafür, so eine dumme Frage gestellt zu haben. Sie trat einen Schritt aus dem Dorf hinaus und sah in die Richtung, in der der Wald lag.
"So wie er?", Janett erkannte einen Mann, der mit vollen Karacho aus sie zukam. Viola zog eine Augenbraue hoch und machte ebenso einen Schritt aus dem Dorf - und auch sie sah den Mann auf sie zukommen. Noch war er aber zu weit weg, um sein Aussehen richtig deuten zu können.
Doch eines wurde den zwei Frauen klarer, je näher der Mann kam: Er sah aus wie Manuel. Nicht nur ähnlich, sondern
genau gleich.
Umso irritierter wurden die Tierwandlerinnen.
Der Mann wurde kurz vorm Dorf langsamer, was Janett und Viola eine Möglichkeit gab, ihn anzusprechen.
"Manuel?", sprach Janett den Mann an. Raffael stoppte, musterte die zwei Frauen, aber er kannte sie nicht.
"Manuel? Nein- ich- ich bin Raffael", der Mann murmelte die Wörter vor sich. Er zitterte leicht und war etwas blass.
"Wer seid ihr?!", Raffael wurde schlagartig aggressiver und trat einen Schritt näher zu Janett. Er war recht groß, weshalb er auf die Wolfswandlerin hinabsah. Janett erschrak durch Raffaels plötzlichen Schritt nach vor und wirkte deutlich eingeschüchtert von der plötzlichen Aggressivität, die sie ausgesetzt war. Des weiteren verzog sie kurzzeitig das Gesicht. Der Mann stank fürchterlich. Viola zog sie schließlich etwas zurück.
"Hey!", rief die Katzenwandlerin wütend. Sie hatte keine Angst, was sie auch zeigte, als sie sich Raffael entgegen stellte und ihm gnadenlos in die Augen starrte - auch wenn sie dafür gut 20 cm hochsehen musste. Auch Viola bemerkte den Gestank des Mannes...doch es war hauptsächlich die Bandage, die so roch.
Mit einem Schlag verlor Raffael diese Einschüchternde Aura und wurde wieder ruhiger.
"Manuel- ihr, wo ist er?", sprach er zu Viola, sah sie aber nicht direkt an...sondern eher durch sie hindurch. Viola war innerlich verwirrt über diese bizarre Situation. Es macht absolut keinen Sinn was hier gerade vor sich ging-
Wer war der Mann vor ihnen, der das selbe Aussehen wie Manuel hatte?
"Raffael?", Manuel hatte gerade den Dorfeingang erreicht - nun, gerade erreicht war falsch, denn er nur kurze Zeit nach Viola und Janett hergekommen. Auch er hatte auf Raffael gewartet, nur hatte er noch kurz etwas erledigen müssen.
"Manuel!", rief Raffael erleichtert, der sich von Viola abwandte und zu Manuel begab. Sowohl Viola als auch Janett hatten den gleichen Gedanken: Warum stehen zwei Männer vor ihnen, die genau gleich aussahen....aber es war der Fall...
Manuel musterte Raffael und erkannte die Bandage.
"Raffael- wurdest du- nein, es hat dich erwischt?", Manuel wirkte geschockt. Viola fragte sich, was mit "es" gemeint war, aber die Verletzung war in der Tat auffällig - und die Bandage stank fürchterlich.
"Nimm- nimm Ari und verschwinde von hier-", Raffael packte Manuel an den Schultern. Dieser verzog das Gesicht vor Schmerzen.
"Raffael!", der Griff von Raffael war so stark, dass er Schmerzen verursachte, die deutlich an Manuels Gesicht abzulesen waren. Raffael erschrak, ließ Manuel los und taumelte einige Schritte zurück. Er war blass und zitterte.
"Bitte- du musst- diesen Arm", Raffael trug nur auf der rechten Hand einen Schutzhandschuh, während seine linke komplett frei war - von der Bandage, die bis etwas unter dem Ellenbogen ging, abgesehen. Man konnte sehen, dass sich Raffael zunehmen schwerer tat, sich auf den Beinen zu halten. Doch er entfernte die Bandage, riss sie förmlich von sich und es zeigte sich eine tiefe Bisswunde am Unterarm. Es war ein Wunder, dass die Hand überhaupt noch am Körper war. Doch das war - neben dem vielen Blut - nicht , was Viola, Janett und Manuel erschrak. Die Wunde war schwarz, ebenso alles unterhalb der Bisswunde. Schwarz wie die Nacht.
"Manuel- es- es tut mir- ", Raffael sprang los- und riss Manuel zu Boden. Seine Augen glühten rot.
"Ahhh!"
"Passt auf!", rief Jacob aus der Ferne, der gerade mit Lena eintraf. Der Soldat fackelte nicht lange und verpasste dem Angreifer einen kräftigen Tritt in die Seite. Gleichzeitig nutzte er seine Gravitationsmagie, um Raffael leichter zu machen - wodurch ihn der Tritt mehrere Meter zur Seite beförderte - direkt in die Mitte des Eingangs vom Dorf, wodurch ihn jeder im Dorf sehen konnte. Jacob zog vorsichtshalber seine Waffe.
"Lena, Janett, Viola", sprach Jacob in der bisher ernstesten Stimme, die sie von ihm gehört haben,
"Janett, hilf dem Mann [Manuel]. Lena und Viola, zieht eure Waffen und bleibt dicht bei mir."
Raffaels Augen glühten rot, er taumelte beim Versuch aufzustehen - seine linke Hand, wo eben noch eine Bandage war, war pechschwarz und Jacob konnte auch sonst einige schwarze Flecken am Körper des Mannes erkennen. Diese waren aber bis eben noch von der Kleidung verdeckt gewesen. Durch das Laufen und dem Sturz wurden sie freigelegt. Schließlich schaffte es Raffael aufzustehen, ließ aber beide Arme bewegungslos hinabhängen. Er sah um sich - Jacob, Lena, Manuel. Dann Viola und Janett. Zuletzt sah er in das Dorf hinein.
"BEWEGT EUCH!", rief Jacob sehr laut und erzürnt. Janett, Viola und Lena erschraken- und wurden hektisch. Janett lief zu Manuel. Lena und Viola zogen ihre Waffen und näherten sich Jacob.
Raffaels Blick wandte sich schlagartig vom Dorfinneren ab, als er Jacobs Schrei vernahm. Diese roten Augen starrten Jacob an. Jacob rechnete gleich mit einem Angriff.