Janett kniete sich zu Manuel auf den Boden, der sich bereits aufgesetzt hatte. Auf den ersten Blick konnte die Wolfswandlerin keine äußere Verletzung erkennen, frage aber sicherheitshalber nach:
"Manuel- alles- alles in Ordnung?" Manuel stöhnte etwas und atmete schwer, nickte aber.
"Er hat mich- mich nicht erwischt-", sprach er langsam und wechselte seinen Blick von Janett zu Raffael.
"Bitte- ihr- dürft ihn nicht...töten...er ist mein...Bruder" Janett schreckte auf - auch Jacob, Lena und Viola wurde nun zumindest schlagartig klar, warum die beiden dasselbe Aussehen hatte.
Jacobs Blick blieb ungebrochen auf Raffael und er war bereit, sich zu verteidigen - oder anzugreifen, sollte nicht Jacob das Ziel von Raffael werden. Seine Haltung war klar.
"Raffael meinte, da wäre kein gewöhnliches Tier im Wald-", der ehemalige Soldat hörte dennoch mit, was Manuel zu sagen hatte,
"Was für ein Ding soll das sein?!" Manuel blieb kurzzeitig still, ehe er mit der Wahrheit herausrückte.
"Ein- ein Griban." Manuel sah beschämend weg.
Ein Griban? Was soll das sein? Jacob hatte sich etwas brauchbares erhofft, aber was ein Griban sein soll, wusste er nicht. Auch Viola und Lena waren ratlos.
"Ein Griban...? Aber- Gribans gibt es auf Iridae doch nicht!", Janett war irritiert. Ein Griban war ein massives, Gorilla-ähnliches Monster, das magische Fertigkeiten besaß. Ein Tier, dem man definitiv nicht begegnen möchte, geschweige denn als Feind haben - doch sie lebten eigentlich nur im südlichen Urwald von Ghiseis. Noch dazu passte das, was mit Raffael im Moment passierte nicht zu einem Griban. Es wirkte mehr, als wäre er von etwas besessen. Das war keine bekannte Fähigkeit eines Gribans- Janett erhob sich.
Doch Raffael war es leid, zu warten - er stürmte los. Er war schnell, aber nicht unbedingt schneller als ein gewöhnlicher Mensch - Jacob, der vermutete, dass keiner der drei Damen jemals einen
wirklichen Kampf gegen einen Menschen hatte, musste nun schnell handeln. Er musste das Dorf schützen, aber auch Viola, Janett und Lena davon abhalten, etwas dummes zu tun. Die schwarzen Flecken an Raffaels Körper - die gefühlt mehr wurden und deren Ursprung wohl die Wunde am Unterarm war - ließen dem Söldner vermuten, dass er definitiv nicht verletzt werden durfte. Weiters durfte er keine tödliche Wunde verursachen-
Jacob fackelte nicht lange und erwiderte den Ansturm. Er lief dem Monster entgegen. Sobald Jacob nahe genug war, sprang Raffael los. Die stechend roten Augen durchbohrten Jacob, der sich zur Seite drehte, etwas duckte und so seitlich unter Raffael hindurch kam. In dem Moment, in dem Raffael - in der Luft - direkt neben ihm war, packte Jacob ihn an der Kleidung mit einer Hand (mit der anderen hielt er die Flamberge), nutzte erneut seine Gravitationsmagie, um Raffael leichter zu machen und übertrug den Schwung, den er durch die Drehung und dem Ansturm hatte, um ihn wortwörtlich wegzuschleudern. Weg vom Dorf, weg von den drei Tierwandlerinnen und Manuel. Es war kein Angriff, um Raffael zu verletzen, sondern nur, um etwas Zeit herauszuholen. Während sich Raffael von seinem Flug erholte und sich taumelnd aufbewegte, äußerte Jacob die nächsten Anordnungen.
"Viola, keiner der Dorfbewohner darf das Dorf verlassen, versuch Lloyd zu finden! Janett, bring Manuel in das Dorf, dann unterstütze mich!", befahl Jacob schnell. Bei Viola war sich Jacob nicht sicher genug, ob sie in der Lage war, in nächster Nähe mit Raffael zu kämpfen, ohne getroffen zu werden, während Janett mit ihren Bogen aus sicherer Entfernung angreifen konnte. Blieb noch Lena, der er einen kurzen Blick zu warf.
"Du hilfst mir", äußerte er kurz, während Raffael nahezu wieder auf seinen Beinen stand.
"Bleib in meinen Schatten, du greifst nur an, wenn es ohne Gefahr möglich ist, unser Ziel ist zuerst dieser schwarze Arm. Du darfst auf keinen Fall verletz werden werden!", war die letzte Anordnung von Jacob, ehe er loslief, um Raffael nicht zu viel Zeit zu geben sich zu erholen. Die Bisswunde an Raffaels Unterarm war wohl der Ursprung von seinem jetzigen Zustand - vielleicht half es, wenn sie diesen abtrennten, aber angesichts der schwarzen Flecken, die bereits überall zu sehen war, war das unwahrscheinlich. Jacob vermutete, dass das Ding da vor ihm definitv kein reiner Mensch mehr war - aber seine schlimmste Befürchtung wollte er nicht wahrhaben.
Jacob erreichte Raffael, während dieser bereits auf beiden Beinen war und sich sofort wieder zu dem ehemaligen Soldaten drehte. Lena folgte ihm, wusste aber nicht, was sie tun sollte-