Lloyd selbst kümmerte sich zu aller Erst um einen in sich zusammenbrechenden Manuel, der die Nachricht über den Tod seines Bruders nicht verkraften konnte - Ehrlich gesagt wer könnte das? Lloyd würde genauso stark fühlen wenn es eines seiner Schützlinge war, denn wie auch Blanc und Rouge sah er alle in dieser Familie als seine Kinder an - Er wäre am Boden zerstört wenn auch nur einer Starb. Es gab natürlich oft genug Fälle wo dies auch eintrat, die meisten jüngsten wissen jedoch nichts davon, denn der letzte große "Todesfall" war schon einige Jahre her. Er wusste also dass Manuel nicht wirklich zu helfen war, denn jeder musste in dem Moment selbst damit umgehen lernen. Er konnte nur einige Nahe Bürger bitten, sich Manuel anzunehmen. Denn Lloyd hatte wo anders zu sein. Bei seinen Schützlingen. Denn diese waren alle drei schweigend, während Jacob der einzige der drei war, der die Realität - seiner Vergangenheit geschuldet, bereits ins Auge sehen konnte. So wie Lloyd. Er selbst konnte nur Wachsam hinter den drei stehen bleiben positionieren und auf das äußere des Dorfes achten. Ihnen waren die Hände gebunden bis der Abt und seine "Absicherung" ankamen.
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- In Porta Iridae -
Nian selbst hatte, nachdem sie die Lieferung im Medizinlager erhielt, direkt den Rückweg zum Port angetreten und dort als erste Anlaufstelle das Waisenheim aufgesucht, der die Medizin zur Behandlung aller dort anwesenden Kinder benötigte. Es war noch nicht schlimm aber die Kinder hatten sich praktisch gegenseitig angesteckt, weshalb sie es mit der Medizin relativ gut behandeln konnten. Zur Sicherheit nahmen sowohl die dortigen Helfer, Heimmitarbeiter und die Heimleitung als auch Nian selbst die Medizin ein, sollten Sie sich während der Behandlung ebenfalls anstecken zur Vorbeugung. Gerade weil diese auch mit anderen noch in Kontakt kamen. Die Verabreichung war relativ simpel gehalten, wo jeder mithalf wo er konnte. Es wurden praktisch kleinere Schlangen gebildet, und am Ziel jeder dieser Schlangen war eine Person, der die Medizin verabreichte. Für die ganz kleinen hatte man das Ganze in einen Saft gemischt, für die etwas größeren waren es kleinere Pillen. Die Nonne selbst half in einer dieser Schlangen mit, wurde letztendlich aber abgelöst, nachdem eine der Heimmitarbeiterinnen sich aus ihrer Pause zurückmeldete. Was Nian Zeit gab, sich zu ihrer nächsten Aufgabe zu begeben. Den Einkäufen für die ältere Bevölkerung im Hafen und Lieferung. Sie hatte zwei Lieferungen, die Sie kombinieren konnte bevor Sie sich für weitere Aufgaben bei der hiesigen Kirchenniederlassung zurückmeldete. Die Einkäufe selbst waren die notwendigsten Tagesbedarfe: Brot, Obst, Gemüse, frischer Fisch und Fleischware vom hiesigen Großmarkt am Hafen. Dann noch die ein oder anderen Begebenheiten und Sonderwünsche beim Obst oder Brot. Alles in zwei getrennte Tüten verpackt und dann an die jeweilige Adresse an der Türe abgeliefert und mit einer Unterschrift bestätigt. Diese Nachweise dienten schlichtweg dazu Ordnung im System dieser Hilfeleistung beibehalten zu können, immerhin machte man dies ohne Kosten und auf reiner Spendenbasis bei der nächsten Sammlung von Obolus. Die Bürger - besonders die älteren - waren über diese Hilfe sehr dankbar, gerade weil manche nicht mehr gehtüchtig waren oder - weil die Straßen weiterhin und immer mit Halunken belastet sein wird - einfach nicht mehr sicher genug ist für wehrlose Leute wie diese. Traurig aber der große Hafen und die besonderen Umstände des autonomen Inselstaats hatten ihre Licht und Schattenseiten.
In der Zeit, wo sie zur Kirche zurückkam, verabschiedete der hiesige Abt einen Bürger, der sich Rat bei diesem Suchte - letztendlich war es größtenteils ein Gespräch eines redegewillten Bürgers, doch auch das gehörte zu den Aufgaben des Abts.
"Ich bin zurück, Vater Randolph" - Vor Ihr stand ein etwas in die Jahre kommender Abt, in seinen 50er Jahre, ähnlich wie Lloyd, aber noch fit wirkend mit kurzen Haaren, die langsam einen leichten Grauschleier erhielten, erste, kleinen Falten aber ein gepflegtes Äußeres sowie die normale Kluft für einen Geistlichen seines Amtes - jedoch ohne Kopfbedeckung oder dergleichen, nur seine Robe.
"Schwester Nian, ich hoffe alles verlief reibungslos?" "Selbstverständlich. Die Waisenhäuser sollten die Lage bald im Griff haben und den zwei älteren Ehepaaren konnte Ich die gewünschten Einkäufe vorbeibringen. Hier die Bestätigungen." - Sie übergab die zwei Bestellscheine an den Abt, der diese Nickend entgegennahm und mit Ihr gemeinsam in das Büro des Abtes gingen, wo er die Bestellscheine in einen Ordner ablegte und einen anderen herauszog. Es waren noch einige Aufgaben offen und immer wenn eine freie Person eintraf, verteilte er diese bis der Ordner für heute erledigt war - während er am Abend Vorbereitungen für den Folgetag vornahm - von Messen, Aufgabenverteilung, Terminen. Er war ein sehr durchstrukturierter Mensch aber auch der Grund, warum diese Kirche auch viele Glaubensarten kombinieren konnte: Er konnte ohne Probleme eine Brücke zu den anderen Glaubensarten und dortigen Vertretern - ebenfalls Äbte - Aufgaben und konnte eine gut funktionierende Organisation aufbauen.
"Für heute haben wir noch einiges zu erledigen. Es tut mir Leid dass ich Sie heute so oft einspannen muss." Sie schüttelte den Kopf.
"Bitte denkt euch nichts dabei, Vater Randolph. Ich bot mich selbst an der Kirche zur Verfügung zu stehen, bis ich meine Reise über den Kontinent fortsetzten werde, wobei ich zu aller erstes das Landesinnere angehen werde, also werde ich noch einige Zeit in Iridae verbringen. Bitte, macht euch um mich keine Sorgen." "Verzeiht mein Nachfragen, es ist nun mal nicht so häufig dass wir jemanden von Abseits Aloria‘s so aktiv in unserem Glauben kennenlernen dürfen. Eurer Auftreten ist auch etwas ungewöhnlich, wobei eure Umstände wohl auch genauso ungewöhnlich sind." Dabei sprach er die Kleidung als auch Bewaffnung an. Mal davon abgesehen dass Waffen keine Seltenheit waren - auch der Abt trug ein einfaches Schwert, denn er war bewandert im Schwertkampf, immerhin war er oftmals auch auf Reisen in nahe gelegenen Dörfern, während in seiner Absenz sich andere um die Tagesgeschäfte kümmerten. Momentan war der nächste Antritt seiner Reise erst für nächste Woche geplant, von daher konnte er sich komplett auf die inneren Geschehnisse der Kirche konzentrieren.
"Hier habe ich zwei weitere Anfragen. Eine Anfrage bezieht sich auf dieses Erbstück. Die Tochter eines verstorbenen Händlers hat diese Uhr geerbt und wollte diese gereinigt und gesegnet wieder zurückerhalten, musste sich aber lange Zeit nur um das Weiterlaufen des Geschäfts ihres verstorbenen Vaters kümmern, weshalb sie uns bat dies über diese Weg zu erledigen." - Er legte dabei den Zettel samt der alten Klappuhr mitsamt Kettchen auf den Tisch.
"Die zweite Anfrage geht um das Kümmern von einem Unterschlupf an ... Katzen. Wir haben im Port eine Stelle, in der sich viele Streuner aufhalten und zwei Personen haben sich es zur Aufgabe gemacht, die Tiere zu versorgen und zu unterstützen soweit es ging. Heute sind Sie jedoch geschäftlich ebenso verhindert und baten die Kirche sich darum zu kümmern." - gerade bei der zweiten Anfrage konnte man ein Stück Verwunderung in Nian's Augen erkennen. Die zweite Aufgabe war wirklich ungewöhnlich, nicht aus dem Aspekt dass es solche Aufgaben gab sondern eher dass es sich Leute wirklich zur Aufgabe machten, sich um so viele Streuern in eine so großen Hafenstadt zu kümmern. Privat wohlgemerkt.
"Je Nachdem wie schnell diese Aufgaben erledigt sind kann es sein dass ich euch nochmals etwas auftragen muss, der Ordner nimmt heute einfach kein Ende." - und das nicht zu Unrecht, durch den politischen Wandel brachen die Anfragen nur so in die Kirche hinein. Es hat sicherlich noch andere Gründe, aber leugnen konnte man es einfach nicht dass es Mitschuld besaß.
Zu diesem Zeitpunkt flatterte eine sichtlich gehetzte Taube auf das Podest nahe am offenen Fenster, welche eine Briefnachricht besaß. Eine Taube die direkt an den Abt geschickt wurde bzw. eine Taube, die eine Nachricht an die Kirche übermitteln soll. Der Abt selbst stand auf, löste die Nachricht von seinem Platz und las diese. Seine Augen weiteten sich bevor er die Rolle zusammenpackte und nach seinen Wanderrücksack griff.
"Etwas dringendes Vater?" "Dringend genug dass jede Minute wohl zählt. In einem nahegelegenen Dorf scheint ein Jäger sehr schwer verletzt zu sein und ... besondere Umstände zu haben weshalb man mich persönlich um dringende Anwesenheit erbat. Gesandt wurde diese Nachricht von einer dort anwesenden Söldnerin aus Schattenwolf. Die Schrift ist ... etwas krakelig also vermute ich dass es in Eile geschrieben wurde. Ich hoffe nur die Wildtiere dort sind jetzt nicht völlig durchgedreht. Denn was passiert ist steht hier nicht." In der Zeit wo er das Ansprach packte er seinen Rucksack mit einigen Mitteln aus seinem Medizinschrank ein, während er daraufhin seine Robe abzog und darunter pragmatische, einfache Kleidung - feste Stiefel, Jeans ordentliches Hemd zeigte - Klamotten eines einfachen Bürgers zum Vorschein brachte.
"Das Dorf von dem wir öfters nun Verletzte hatten die hier zur Behandlung ankamen?" dabei nickte der Abt.
"Normal würde ich um Geleitschutz bitten doch auf die Schnelle werde ich keinen freien Söldner des Senats anfragen können. ich kann nur beten dass meine Schwertkünste ausreichen sollten sofern etwas auf den Weg dorthin passiert." - etwas, was Nian so nicht stehen lassen konnte.
"Dann lasst mich euch begleiten. Ein zweites Pferd sollten wir schneller auftreiben können als Geleitschutz und bevor euch noch etwas zustoßen sollte und die Dörfler dort draußen auf eure Hilfe vergeblich warten müssen fühl ich mich wohler zu wissen dass euch nicht passiert, Vater Randolph. Die Aufgaben hier könnte ich niemals guten Gewissens ablegen wenn ich immer an euer Wohlergehen denken muss." besorgt klingend bot sich Nian an, doch der Abt war sich unsicher.
"Eure Sorge weiß ich sehr zu schätzen Schwester Nian, doch ich versichere euch ich komme alleine zu recht." versuchte er freundlich die Ablehnung zu geben, doch Sie blieb hartnäckig.
"Bitte Vater Randolph, ich kann euch doch ansehen wie sehr euch die Nachricht mitnimmt. Wenn Ihr so losreitet und in einen Kampf verwickelt werdet macht Ihr nur unnötige Fehler. Ich spreche von Erfahrung. Ich habe euch genau über meine Situation informiert und Ihr wisst dass der Glaube in meinem Heimatsland und in meinem Orden anders gehandhabt wird und wir sind kampferprobt. Außerdem habt Ihr erwähnt dass es eine Söldnerin von "Schattenwolf" war, korrekt? Ich bin der Familie um Blanc und Rouge zutiefst dankbar, besonders da Sie mir Unterkunft und Essen gewähren, ich möchte mich so gut es ging nur erkenntlich zeigen und ich sehe dies als eine Art Wiedergutmachung und Hilfe, jemanden in Not aus dieser Söldnerfamilie zu unterstützen. Bitte lasst mich euch begleiten, auch wenn ich nur meine selbstsüchtigen Gründe beibringe wenn euch mein Geleitschutz nicht behagt."
Sie war unfassbar hartnäckig geworden, aber immer noch in einer sehr ruhigen, beruhigenden und freundlichen Art, so wie sie Anna kannte. Auf diesen Nachdruck hin konnte der Abt seine Haltung nicht beibehalten und knickte ein.
"Einverstanden Schwester Nian. Begleite mich. Gebt auf dem Weg nach draußen der Schwester im Vorzimmer noch Bescheid dass wir auf Abreise sind und die Aufgabenverteilung vorerst über Sie laufen soll. Ich komme nach sobald ich alles fertig gepackt habe" Sie nickte zustimmend, während sie der Aufgabe nachging und die Stallungen aufsuchte, an der sich die Pferde befinden die die Kirche zum Ausritt nutzen durfte.
- Etwa 50 Minuten nach dem Ereignissen im Dorf -
Auf zwei Pferden galoppierend konnte man - entweder zuerst hörend oder später sehend - zwei Personen näherkommen sehen, die Pferde ansehend dass diese eine ganz schöne Strecke galoppiert waren, bevor der Abt mit bitterer Mine genauso wie Nian von dem Pferd abstieg.
"Ich vermute wir kamen zu spät.""Leider, Abt Randolph. Wir hatten keine Wahl. Die Umstände waren .... speziell. Seht selbst." - Als dieser an die Leiche ran trat, äußerte sich kurz Nian auf die womöglich fragenden Blicke.
"Ich bin sein Geleitschutz. Ich war in dem Moment als euer Brief ankam in seinem Büro." - dabei war Ihr Ton strenger als sonst, falls man Sie bereits einmal reden hörte. Und als Randolph das Tuch wegzog um sich die Person anzusehen, konnte man sein Entsetzten förmlich hören.
"Was ...?" - dies ließ auch Nian sich zur Quelle umdrehen und jetzt erst recht mit einer entsprechend ernsten Mine dreinblickend.
@Raisen: