Es passte jedenfalls zu ihr, dass sie nicht alles mitmachen würde. Aber irgendwas war komisch und der Dämon hatte bereits eine Ahnung was los sei. Und es gefiel ihm so gar nicht, als er bemerkte, wie Siakin nur noch mehr mit sich ringte, ehe er fortfuhr:
„Eines Tages sollten wir eine bedrohte Händlerfamilie beschützen, die sich wehrte irgendwelche Schutzgelder zu bezahlen. Zunächst ging es gut, aber als die Typen, die sie angriffen, eines der Kinder als Geisel nahm sah Bali als einzige Möglichkeit sich zu verwandeln. Einerseits überraschte das natürlich alle und sie schaffte es wohl auch unteranderem deswegen das Kind zu retten und die letzten Angreifer zu töten… Jedoch begann darauf erst das richtige Chaos. Bali wurde bei der Rettungsaktion schwer verletzt und die Familie dachte bereits, dass sie nun vorhätte das Kind zu fressen und griffen sie mit den zuvor fallen gelassenen Waffen der mittlerweile toten Gegner an. Sie versuchte sie zu beruhigen, aber die Panik war zu groß, ihre Wunde zu beeinträchtigend und sie wurde getötet von denen, denen sie helfen wollte.“
Es schmerzte Rhord sehr das zu hören. Zwei seiner Freunde, einfach tot. Er hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte. Wut? Trauer? Er war vorallem eins: Verwirrt.
„W-was versuchst du mir zu sagen?“, fragte er und sollte sogleich seine Antwort bekommen:
„Ob nun wegen Angst, Hass oder einfach Unverständnis, die Menschen, sowie die Drachen werden es nie in Betracht ziehen uns einfach leben zu lassen. Egal, ob wir nun versuchen würden uns nur an für die Gesellschaft entbehrliche Gesetzeslosen zu ernähren, wenn wir es dann mal müssen oder eine andere Lösung finden, man wird uns nie trauen, egal mit wie viel gutem Willen wir ihnen begegnen oder versuchen zu zeigen, dass nicht alle Dämonen böse sind und wir gewillt sind die etwas, nennen wirs, aggressiveren von uns davon abhalten würden etwas dummes zu machen.“
Rhord war bereits von dem angeschlagen, was Siakin zuvor gesagt hatte, aber desto mehr er sprach desto tiefer schneideten sich seine Worte in ihn. Das was er versuchte gedanklich zu ignorieren holte ihn ein.
„Man kann sowas immer wieder erkennen, wenn sich mal ein Dämon in der Öffentlichkeit zeigt.
Erst gestern habe ich einen Dämon ein aus einem Fenster fallendes Kind retten sehen. Eine gute Tat, doch die für das Kind verantwortliche Person wollte am liebsten das Kleine so schnell wie möglich aus den Händen des Retters reißen. Einfach nur weil er erkannt hatte, was dieser ist.“
Siakin fuhr gleich mit dem nächsten Beispiel fort.
„Ich habe mich auch weiter über dieses Attentat informiert, als diese Zeitung es hergibt, da die einige Details ja auch gerne mal auslassen. Obwohl dort zu Beginn auch ein großes Angeborenes Affenmonster anfing rumzuwüten, so soll die richtige Panik erst losgegangen sein, als ein gewisser Dämon sich verwandelt hatte. Mehr noch dieser Dämon soll laut Augenzeugen der erste gewesen sein, der von den Rittern anvisiert wurde, obwohl dieser bis dahin nicht mal Unbeteiligte mit reingezogen hatte. Nicht der Typ, der diesen Streit anfing. Nein, der Dämon, der sich vielleicht auch nur selbstverteidigen wollte, wurde als die wahre Bedrohung gesehen.“
Rhord hatte damals beim Attentat nie darüber nachgedacht. Es war immerhin geplant, dass sie Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aber er verstand, was Siakin ihm sagen wollte. Und auch, warum er so wütend wurde als er meinte die Situation akzeptiert zu haben. Er hat es akzeptiert, dass man ihn trotz allem, was Brandon gemacht hatte als die größere Gefahr wahrnahm. Sich nicht einmal daran gestört. Die Klinge der einen Ritterin und dieser merkwürdige Feuerball. Sie waren nicht auf Brandon gerichtet, der immerhin zwei Zivilisten einfach umgebracht hatte, nein sie gingen auf jemanden der sich genauso auch hätte selbstverteidigen wollen. Desto mehr der Echsendämon darüber nachdachte, desto mehr Frust machte sich in ihm breit. Was wäre geschehen, wenn er nicht auf einen Kampf vorbereitet gewesen wäre? Wenn sie ihn gefangen genommen hätten? Hätten sie ihn im Zweifel einfach getötet? Langsam gesellte sich zu dem Frust auch Wut. Wut über sich selbst darüber nicht mal nachgedacht zu haben. Es durch all seine Erfahrungen als selbstverständlich angenommen.
„Rhord, ich verstehe ja, dass du versuchst dich anzupassen und durch deine Freundlichkeit zeigen möchtest, dass du keine bösen Intentionen hast, jedoch fürchte ich, dass du dich in den fünf Jahren hier draußen zu einfach an alles gewöhnt hast. Du versuchst zu Typen wie diesem Jungen nett und rücksichtsvoll zu sein, wohlwissend wie blutig das Training für uns manchmal sein konnte, da wir uns davon leichter erholen konnten. Sicherlich, niemand mag es, wenn der eigene Stolz angegriffen wird, soweit kann ich diesen Menschen ja verstehen, aber das war einfach nur respektlos dir gegenüber und du überlegst dann auch noch, ob das vielleicht allein dein Fehler war.“
Der Dämon verstand nicht ganz, was Siakin ihm sagen wollte und sah ihn fragend an. „Was meinst du sollte ich dann tun?“
Sein Gegenüber wartete noch kurz mit der Antwort, er schien zu überlegen jetzt bloß nichts falsches zu raten. „Lass dir einfach nicht mehr alles gefallen und lass dich vor allem nicht so einfach verunsichern. Es mag nicht bei jeder Situation sinnvoll oder möglich sein, wie zum Beispiel aktuell bei dir und der Schwarzen Hand, aber manchmal ist es das beste gleiches mit gleichem zu beantworten. Damit meine ich nicht, dass du irgendwas zurück brüllen sollst. Versuche einfach weniger zuerst die andere Seite verstehen zu wollen, sondern überleg, ob das für dich okay ist und wenn dem nicht so ist lass es sich nicht einfach in dich hinein fressen.
Mal abgesehen davon und nimm mir das jetzt bitte nicht böse solltest du auch wirklich mal mehr über deine Umgebung informieren und Dinge hinterfragen, denn ewig wirst du nicht so viel Glück haben.“
Zuerst nickte er nur, um zu zeigen, dass er verstanden hat was Siakin ihm sagen möchte, ging dann aber auch auf eine Antwort über:
„Danke, ich werds versuchen. Auch danke dafür, dass du mir erzählt hast, was mit den anderen passiert ist. Muss schwer gewesen sein das mit ansehen zu müssen. Ich werde es mir für die Zukunft merken.“
Dein Dämonenfreund war wohl noch nicht so lange draußen, wie er selbst, hatte aber bereits viel mehr durchgemacht, jedoch auf eine Weise, auf die Rhord ihn nicht mal ein bisschen beneidete.
„Sehr gut, ich hoffe sehr, dass dir das helfen wird. War schön mal wieder mit einem vertrauten Gesicht zu reden, auch wenn die Themen jetzt nicht meine Liebsten waren. Aber um ehrlich zu sein dauert das hier für mich schon viel zu lang und muss eigentlich noch wo hin.“
Der Dämon hätte zu gerne angeboten mitzukommen, aber er hatte aktuell mehr das Gefühl, dass er all diese Sachen, die er eben gelernt hat, am besten erstmal in Ruhe verdauen sollte. Jedoch gab es da ein Problem. Doch scheinbar konnte Siakin Gedanken lesen und holte eine Notiz raus.
„Uns ist denke ich mal beiden klar, dass es schwer werden wird den Kontakt zu halten, aber wenn du das nächste Mal wieder im Kaiserreich bist, lass eine Nachricht an dieses Postfach senden.“
Rhord war etwas überrascht, dass Siakin ein Postfach gemietet hat. Es ist zwar nicht so teuer und eine gute Möglichkeit, um irgendwie in Kontakt zu bleiben, aber…
„Wieso bist du so oft in der Nähe von Killius-Stadt?“
Man mietet nur ein Postfach in einer Stadt und nur dort kann man mögliche Nachrichten dann abholen. Es ist ein Angebot welches meist nur von denjenigen benutzt wird, die oft in einer bestimmten Region sind, aber eigentlich keinen Grund haben sich auch dort niederzulassen. Siakin begann bereits sich etwas in die Richtung zu begeben, von wo sie gekommen waren und verabschiedete sich mit einer Handgeste. „Vielleicht kann ich es dir ja beim nächsten Mal erzählen. Bis dann.“ Rhord beantwortete die Geste und war dann auf einmal wieder allein. Nachdem er sich ein paar Momente lang die Nachricht angeschaut hatte, um sich den Inhalt zu merken, sollte er die Notiz irgendwann verlieren, begab er sich zurück in Richtung Herberge.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Saikx« (6. August 2018, 01:01)