Noire war die erste, die eine Antwort gab, während Rhord erstmal weiterhin besorgt auf Nergal schaute, doch dann zu dem einen Magier ging, der vor ihm nervlich abgefertigt wurde und half diesem auf. Danach gab auch Dante kund, was er darüber dachte.
"Ausgezeichnet ihr beide, wobei da nicht alles dabei war, was ich hören wollte. Das Reaktionsvermögen steht an oberster Stelle und auch muss man auf unerwartete Entwicklungen eingestellt sein, denn es kann nicht immer alles verlaufen, wie man es geplant hatte. Doch es ist auch das wichtig was man daraus machen kann, wenn man beides berücksichtigt." Sein Blick wanderte zu dem ersten der beiden Freiwilligen. "Es war nicht nur das Reaktionsvermögen das bei diesem jungen Mann fehlte. Etwas genauso Wichtiges war ebenso wenig vorhanden: Selbstvertrauen. Junger Mann, du darfst dich in Zukunft nicht zu sehr darin verlieren, was geschehen könnte, sondern du musst schnell etwas tun. Die Angst verletzt zu werden hat dich, so ironisch es auch klingt, nur angreifbarer gemacht und deine Gedanken vernebelt."
Dann schaute er Rhord an. "Wie es aussieht, wenn man anstatt großartig nachzudenken einfach handelt, konntest du bei ihm hier sehen. Ja, ich habe ihn stark unter Druck gesetzt und keine Zeit zur Pause gegeben und mein unangekündigter Angriff hat ihn zu leicht überrumpelt. Aber nicht nur ist er meinen Angriffen ausgewichen, er hat auch entschieden zu versuchen meinen Tritt zu blocken und das, so erlaube ich mir zu behaupten, ganz ohne darüber nachzudenken, dass diese dabei auch Schäden davon nehmen könnten. Und nicht nur das, er stand sofort auf und war bereit auf eine Folgeaktion zu reagieren, anstatt sich einfach nur über mich zu ärgern. Wobei auch bei euch, Rhord, noch Luft nach oben ist, denn ihr müsst an eurer Beinarbeit feilen." Rhord lächelte, das Lob gefiel ihm und er stimmte diesem Mann da zu. Wobei er sich nicht sicher war, ob ein besserer Stand da viel gebracht hätte. Dann fuhr der Blick des Erzmagiers zu Noire weiter. "Du nanntest deine Nahkampffertigkeiten eine Schwäche. Du bist dir dem bewusst und ich wage zu behaupten, dass sich dann Unsicherheit in dir breitmacht, wenn du damit konfrontiert wirst. Damit will ich nicht sagen, dass du aufhören sollst im Kampf nachzudenken und Risiken abzuwägen. Aber es ist ein klares Zeichen deines Unterbewusstseins, dass du dir nicht zutraust damit zurechtzukommen. Und da sehe ich bei dir dasselbe Problem wie bei den Magiern hier."
Nun positionierte sich das Hohe Ratsmitglied so, sodass wieder alle ihn anschauen konnten und auch er alle wieder im Blick hatte. "Ich behaupte, dass der Grund für diese Unsicherheit darin liegt, dass ihr euch körperlich nicht zutraut mit solchen Situationen zurechtzukommen und das aus verständlichen Gründen. Würde ich euch mit voller Kraft angreifen, ohne auch nur einen Funken an magischer Energie aufzubringem würdet ihr in kürzester Zeit viele Knochenbrüche erleiden, ganz gleich ob ihr einen Angriff abblockt oder nicht. Egal ob ihr auch noch einen Schild dabei habt oder eine Rüstung tragt, ihr würdet einfach umgepustet werden, wenn ich dagegen rammen würde. Da nützt euch die beste Technik nichts. Was ihr braucht sind Beine, die jederzeit für einen Sprung beispielsweise nach hinten oder oben bereit sind, aber mit denen ihr auch so schnell weglaufen könnt, dass euch eure Gegner weder einholen können, noch euch im Stich lassen, sobald ihr ermüdet. Arme, die wegen etwas Kraftaufwand nicht klein beigeben und alles fallen lassen, was sich in euren Händen zu dem Zeitpunkt befindet, wo sie Schmerzen erleiden. Eine Körperstatur, mit der ihr selbst nach ein paar Verletzungen noch aufrecht stehen könnt. Und eine daraus resultierende Willenskraft, die eure Selbstzweifel vernichtet. Sobald ihr das habt solltet ihr auch in der Lage sein mit mehr Selbstvertrauen in euch selbst euer Reaktionsvermögen zu stählern. Ihr müsst zu keinen Muskelbergen heranwachsen, aber ihr solltet nicht nur Symptome eurer Schwächen bekämpfen, ihr müsst sie an ihrer Wurzel packen! Und genau dafür seid ihr heute hier!"
Es war den Teilnehmern anzumerken, dass diese motiviert wie nie waren. Auch Rhord schaute nur noch starr, aber mit einem Grinsen auf den Erzmagier, gespannt darauf was als nächstes käme. Er entschuldigte sich für einen Moment und holte eine große Kiste her, die er in der Mitte des Platzes zu Boden stellte und öffnete. Innendrin waren solche Dinger, die Sportler ab und zu an ihren Armen trugen, die irgendwie gegen den Schweiß helfen sollen… aber das äußere trügte.
"Was ihr hier drin findet sind unsere heutigen Trainingswerkzeuge. An Arme und Beine anlegbare Gewichte. Ich ziehe es vor den Körper von Anfang an über das ihm gewohnte Maß zu fordern. Muskeln bilden sich dann am besten, wenn dem Körper Anreize gegeben werden neue zu entwickeln. Sucht euch nachdem ihr ein paar Dehnübungen gemacht habt nun bitte für all eure vier Gliedmaße ein Gewicht aus. Wenn ihr ein Exemplar noch nicht einmal aus der Kiste heben könnt ist es übrigens in jedem Fall für euch zu schwer. Fangt mit dem an, was ihr noch geradeso aushalten könnt." Rhord probierte, nachdem er Nergals erste Anweisungen befolgt hatte, als allererstes ein paar von den Gewichten zu heben. Bei den meisten von denen ging es recht leicht für ihn, doch fragte er sich da schon etwas, wenn er die Kiste im Gesamten bedachte. Mit einem ungläubigen Blick schaute er von seiner gebeugten Position zu dem Hünen hinauf. “Habt ihr…“
Der Erzmagier wusste bereits was sein gegenüber fragen wollte. "Diesmal habe ich Magie einsetzen müssen. Auch für mich gibt es Grenzen, die ohne magische Hilfen nicht zu überwinden sind."
Nachdem Rhord insgesamt vier dieser Gewichte fest an seine Arme und Beine gebunden hatte wurde auch noch auf die anderen gewartet, bis auch diese fertig waren.
"Sehr schön, dann last mich nun mit den Erklärungen beginnen. Zuerst werdet ihr alle für drei Minuten am äußeren Rand dieses Platzes laufen. Dies dient der Gewöhnung an das neue Gewicht, welches ihr mit euch tragt. Solltet ihr währenddessen merken, dass ihr euch überschätzt habt, dann wechselt nach diesen drei Minuten hier nochmal eure Gewichte für eine etwas leichtere Variante. Sobald ihr das hinter euch gebracht habt gehen wir zum Herzstück das Trainings über."
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Korina warf einen wirklich guten Einfall ein. „Ah ja, sie hat vollkommend recht. Fenster. Doch wenn Türen präpariert werden können, dann doch auch Fenster, oder?“
Die Symbolmagierin nickte. "Dies ist korrekt. Wir können Fenster sogar so mit Symbolen ausstatten, dass diese nur reagieren, wenn jemand versuchen möchte von außen nach innen zu kommen. Das macht es auch ohne den Besitz des magischen Schlüssels, den im Normalfall nur der Besitzer und ihm nahestehende Personen besitzt, es möglich auch einfach mal sich aus dem Fenster lehnen zu können, ohne befürchten zu müssen, dass irgendwas ausgelöst wird. "
Dieser Begriff da eben… „Magischer Schlüssel?“ Der Ladenbesitzerin war anzumerken, dass sie da soeben etwas noch unerwähntes genannt hatte. "Ups, das wäre eines dieser Details, die ich normalerweise erst Kunden nenne, die auch planen in absehbarer Zeit sich ausstatten zu lassen. Symbole sind für gewöhnlich dauerhaft aktiv, es sei denn man nutzt einen Schalter. Nun ist es aber so, dass man als Besitzer auch mal bedenkenlos durch eine durch Symbolmagie gesicherte Tür gehen möchte, wenn man momentan eben anwesend ist und keine zusätzlichen Schutzmechanismen benötigt. Einst war es so, dass es einen physischen Schalter gab, den ein Einbrecher jedoch finden konnte. Bei dieser neuartigen Methode ist das nicht möglich. Hierfür wirkt der Besitzer nämlich lediglich seine magische Energie auf eine ganz besondere und bestimmte Art, was die Symbolmagie oder besser gesagt den Mechanismus, der sie den Zauber entfesseln lassen würde, bis zum erneuten Einsatz inaktiv werden lässt. Es ist wie das Schloss einer Tür, die man auf- und zuschließen kann. Um sowas zu umgehen bedarf es einen Experten in der Geisterwelt. Und da diese Form der Ausstattung von mir vor etwas fünf Jahren fertig entwickelt wurde dürfte die Anzahl derer, die schon die notwendigen Kenntnissen besitzen, gering sein. Wobei ich keine Garantien geben möchte, dass diese Schlösser auch vor anderen Experten sicher ist. Diese dürften sich aber in jedem Fall schwerer tun, als sie es bei einem herkömmlichen Schloss täten."
Das könnte für Noire ziemlich interessant werden… und noch mehr für diese Nyx. Das klang ja schon fast für eine Herausforderung für sie. Das war aber wohl auch gleichzeitig das Ende dieser Informationsjagd. Dank Korina konnten sie noch geradeso eine wichtige Information erlangen, an die sie anders wohl nicht gekommen wären. Wer auch immer sich damit ausstatten ließ wird es den Schwingen schwer gemacht haben ungefragt eindringen zu dürfen.
„Vielen Dank für das Gespräch. Ich werde in der kommenden Zeit mich auch noch etwas über andere Methoden der Haussicherung informieren, aber dies hier klang alles schonmal sehr interessant. Besonders was aber diese andere Ausstattung angeht, über die ich mit ihren Mann sprach, werde ich ganz bestimmt nochmal hierherfinden. Ob das morgen oder erst in einer Woche sein wird kann ich jedoch nicht sagen.“
Einen Fuß in der Tür zu halten kann wohl nicht schaden, dachte sich Lauriam bei diesen Worten. Louise freute das zu hören und verabschiedete die beiden. Der Anführer der Dunklen Schwingen tat ihr es gleich und verließ den Laden wieder. Hierbei bemerkte er zum ersten Mal etwas. Einige der Passanten schauten auf diesen Laden mit einem eher unerfreulichen Blick. Es schien sich dabei vor allem um die Art von Leuten zu handeln, die vom äußeren her wohl der Unterschicht dieses Staates angehörten… was so viel bedeutete, dass es Nichtmagier waren. Dass die Blicke nicht für sie bestimmt waren wurde klar, sobald die beiden sich ein wenig vom Geschäft entfernen würden. „Gute Arbeit. Jetzt müssen wir nur noch schauen, was wir mit diesen ganzen Informationen anfangen können. Nur… es scheint so, als wäre da wer nicht sehr beliebt unter bestimmten Kreisen… Einen Moment.“
Lauriam ging auf einen der mürrisch blickenden Passanten zu und befragte ihn kurz was der Grund für dessen Stimmung gegenüber diesem Laden sei. Die Antwort war sowohl erwartbar, wenn man die Situation im Land berücksichtigt, als auch unerwartbar, da man es ihr so gar nicht ansah: Sie, Louise Andremar, war eine der Unterstützer des jetzigen Systems in Alveheims innerhalb des Hohen Rates. Der angesprochene Passant ging weiter und ließ Lauriam überlegend zurück.
„Hmm… damit hätte ich jetzt nicht gerechnet… Hat etwas ironisches an sich… Jedenfalls, ich denke wir haben unseren Teil hiermit erfüllt. Ich für meinen Teil weiß schon was ich machen möchte, da Aella mit mir sprechen wollte, aber was hast du nun vor?“
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Nina brach in Tränen aus, während sie selbst in der materiellen Welt jetzt wohl besser irgendwie reagieren sollte. Na klasse… Für einige Momente wird sie wohl noch die - zurecht- ahnungslose Anfängerin geben können, die keine Ahnung hat was sie sagen könnte. Derweil hörte sie Nina zu und versuchte schnell etwas dazu zu sagen. „W-w-warte mal, du warst nicht dabei? Wer hat dir dann davon erzählt? In jedem Falle, i-ich kann dir g-erade nicht helfen. Aber wenn du nicht dabei gewesen warst kannst du nicht wissen, ob dir ein wichtiges Detail entgangen war… oder verschwiegen wurde, um dich leichter von einer unkompletten Version überzeugen zu können! Selbst wenn es dein Vater war, du bist es deiner Schwester schuldig es nicht einfach so zu akzeptieren. Denk an Korina, den Rabenteufel und ihre Schwester Kaithlyn! Auch das ist komplizierter, als dass Korina einfach so grundlos zur Serienmörderin wurde, aber Kaithlyn wusste das nicht, als sie ihr die Maske einst abnahm.“
Damit war das Limit erreicht. Bis ihr keine weitere Atempause gekönnt sei muss sie jetzt nun erstmal auf das reagieren, was in der materiellen Welt geschah. Theo schaute sie die ganze Zeit an, ehe diese Magierin ihm gegen den Hinterkopf schlug. "Musst du immer so merkwürdig sein?!“
"S-sorry, Yuria, ich dachte nur sie sei im stehen eingeschlafen! Und nun hatte sie solange nicht reagiert!“
Diese Yuria sah nicht gerade beruhigter aus, was verständlich war, denn Siradda fand, dass Theo nun auch noch merkwürdig klang… zumindest sofern man nicht die Wahrheit kennt, was er aber offenbar noch nicht tat.
“Äh…” Die beiden wurden auf sie aufmerksam. Siraddas Nervosität stieg. “M-m-mir geht es, ähm, gut! Alles in bester O-ordnung!”
"Verzeih bitte meinem Brüderchen. Er wollte dich bestimmt nicht erschrecken, er ist manchmal nur ein ziemlicher Tollpatsch.“ Theo wollte protestieren, blieb aber still, als er einen eisigen Hauch seinen Nacken heruntergleiten fühlte. Stattessen sprach die Thermomantin weiter. "Sag mal, ist das dein erster Tag mit einer Waffe?“
Siradda nickte einfach nur, gaaaanz vorsichtig. “Sei mir bitte nicht böse, aber das merkt man ein wenig. Sag mal, als Wiedergutmachung für den kleinen Schreck soll ich dich etwas anleiten?“
Die Seelendämonin blickte unsicher zu seiner Schwester, die leicht hinter ihm stand. Sie verstand die Frage in ihren Augen und nickte zu. Siradda brauchte dennoch ein paar Momente, in denen sie diesem Theo erst noch misstrauisch-schüchtern in die Augen schaute. Er wirkte aber zumindest freundlich. “O-okay…”
Wenig später fing der Student an anhand eines Dunkelheitsschwertes zu demonstrieren, wie man so eine Waffe zumindest zu halten hat. Aber es gab auch Hinweise dazu, dass sie ersteinmal ein wenig Krafttraining betätigen sollte, da vom Schwingen eines Schwertes alleine die Muskeln nicht schnell genug mehr werden. Auch gab es eine Frage nebenbei zu den Augenbinden, was Siradda damit erklärte, dass sie eine Angeborenenfähigkeit besitzt, die sie besser sehen lässt… ihre Augen aber auch empfindlicher macht. Durch die eigentlich dunklen Augenbinden kann sie daher für gewöhnlich ausreichend sehen, sie versuche aber ihre Augen an Zeiten ohne den Augenschutz zu gewöhnen. Es schien als würde es ihr geglaubt werden und während die beiden Studenten kurz zum Materialraum gingen, um etwas zu holen, hatte Siradda nun für einen Moment wieder Zeit sich auf Nina zu konzentrieren.