Nachdem sie ihre Frage gestellt hatte bekam sie eine Antwort. Aber es war nicht die Stimme von Amen sondern Junas:
"Entschuldige." Viska schreckte auf, schaute die anderen an und dann einen verwirrten Blick auf Juna. Hatten die anderen das auch gehört? Vielleicht irrte sie sich.
"Wenn ich meine Antworten möchte, muss ich das hier wohl oder übel machen", sprach der Junge leicht nervös,
"Wird schon nicht so schlimm werden."
Da hatte er wohl recht. Sie war auch nicht wirklich begeistert davon Menschen zu ermorden, aber ebenso wenig war sie davon begeistert den Forscherzirkel ungeschoren davonkommen zu lassen.
Noire warnte ihn: "
Je tiefer du rein gehst, desto schwieriger wird es, rauszuklettern. Und manchmal rutscht du aus und fällst für immer zum tiefsten Punkt ."
Diesen Rat hörte sie nicht das erste mal. Und nun saß sie hier, mit einer Meute Kriminellen in einem Raum. Eigentlich wollte Viska doch nur ein normales Leben führen. Zusammen mit dem Alten und dem Dicken. Doch jedesmal wenn ihre Narben anfingen zu jucken wurde sie in ihrer Entscheidung, diesen Weg zu wählen, bestärkt. Und genau dann fing dieses unsagliche jucken wieder an. Sie kratzte sich an der Backe und war ganz darin versunken, als neben ihr ein Stuhl zur Seite geschoben wurde. Amen war auf gestanden.
"Und noch was, Laura, danke für deine Sorgen, aber ich werde nicht zum tiefsten Punkt fallen. Dort war ich schon. Nur war ich nicht bereit, dort zu bleiben", sagte er in einer Lautstärke, so dass es alle im Raum mit bekamen. Laura? Hatte sie was verpasst? Korina schaute etwas bedrückt Amen nach, wandte sich allerdings recht schnell wieder mit einer Frage an den Tisch:
"Was denkt ihr beide eigentlich über sowas..."
Viska biss die letzten Stücke der Keule ab, rückte ihren Stuhl nach hinten und stand auf. Sie kratzte sich immernoch an ihren Narben und sagte:
"Entschuldigt mich."
Sie hatte genug von dem Aufgebot im Restaurant. Zu viele Menschen. Zu viele Geräusche. Unruhe. Mit schnellem Schritt und kontinuierlichem Kratzen lief sie die Treppen hinauf auf ihr Zimmer. Dort angekommen schloß sie die Tür hinter sich und atmete aus. Sie konnte nicht gut mit so vielen Eindrücken umgehen. Langsam lief sie zum Tisch, der direkt am Fenster stand, sprang aus dem Stand hinauf und setzte sich in einen Schneidersitz auf ihn. Dann schloß sie die Augen und versuchte langsam und tief Ein- und Auszuatmen. Sie musste zur Ruhe kommen, sonst würde es wieder ausbrechen. Sie kramte wieder in ihrer Tasche und holte erneut eine Kräuterkugel hervor. Diesmal roch sie, immernoch mit geschlossenen Augen, an dem Kraut. Es war genauso beruhigend wie damals, als sie beim Alten auftauchte. Für ein paar Minuten genoß sie den Duft und die Stille, den das Zimmer im zweiten Stock bot. Dann atmete sie ein letztes mal tief ein und sprang auf.
Vor dem morgigen Tag sollte noch etwas trainieren. Außerdem müsste die Besprechung bald anfangen. Beim rausgehen schaute sie nochmal auf das Bett. Wer wohl nachher darin liegen würde?
Sie ging die Treppe hinab, diesmal deutlich langsamer, und war schließlich im Untergeschoss angekommen. Die Tür stand offen, also ging sie direkt hinein. Darin war jedoch niemand. Wollte Amen nicht schon hier sein? Sie hätte sich auf einen Trainingskampf gefreut.
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@Night Zap: @DancingMoon: @Raisen:
Edit: Weil Amen hat sich verlaufen.