Siradda hatte es sich bereits gedacht. Wieder dieser Vater. „Lass mich raten, du denkst Vater würde nie lügen, da er dir gesagt hatte, dass er nie lügen würde, oder?“
Sie fing an wie die anderen zu reden, die es schon versucht hatten Nina ihre Gehirnwäsche auszusprechen. Das war der Dämonin durchaus bewusst. Sie musste aufpassen. „Es tut mir wirklich leid, dass ich sowas für dich wahrscheinlich nur noch mehr verletzendes sagen muss, aber… nur weil jemand sagt er würde nie lügen, muss das nicht automatisch stimmen. Du sagtest doch selbst, dass es keinen Grund gab diesen Nico zu töten. Zumindest soweit man es dir erzählte. Du möchtest deinem Vater vertrauen und das finde ich auch klasse, denn es erinnert mich an meine Schwester und mich und sich vertrauen zu können ist wichtig. Aber dennoch du musst auch etwas für dich selbst überlegen, ob es nicht auch noch andere Möglichkeiten gibt, denn du vertrautest doch auch deiner Schwester genauso sehr, oder nicht? Immerhin geht es hier um zwei Personen, denen du vertraust oder vertraut hattest. Deinem Vater und deiner Schwester. Ich habe durch meine Zeit mit Lauriam schon so einige Lügengeschichten gehört und mitangesehen und ich kann mir da etwas vorstellen, was genauso sehr passen könnte. A-auch wenn es für dich unerträglich sein könnte, darf ich dir von einer Möglichkeit erzählen, die deinen Vater zwar als den Bösen darstellen würde, aber es dir einen Grund geben würde Nicos Tod besser zu verstehen? Ich verstehe, dass du sowas nicht hören möchtest, aber wenn du deine Schwester wirklich geliebt hattest, dann gib mir bitte diese Chance! Es ist nur die Perspektive einer schwachen Dämonin, die keinen der beiden jemals getroffen hat. Es kann sein, dass dein Vater die Wahrheit sagte, aber aus meiner Sicht muss das nun mal nicht so sein.“
Nina fragte, was sie denn damit meinte! Besser als gar nichts. „Was wäre, wenn Nico zu denen gehörte, die gehen wollten? Aber deine Schwester und er wurden dabei ertappt, von deinem Vater höchstpersönlich, aber vielleicht auch denen, die ihm treu bleiben wollten. Den anderen gelang die Flucht und mussten dabei so einige ihrer Geschwister töten, die sich auf Befehl deines Vaters gegen die Gehenden stellten, doch jemand schaffte es Nico zu töten, eben weil dieser niemanden etwas tun wollte und dadurch leichter zu besiegen war. Nun war da aber ein Problem für die Loyalen und deinem Vater: Was wenn andere davon erfahren? Was ist, wenn dadurch nur noch mehr gehen wollten, da sie sich nicht mehr sicher fühlten? Wie würdest du dich fühlen, wenn du mit Sicherheit wüsstest, dass es so gewesen war? Könntest du weiterhin so felsenfest an deinen Vater glauben? Selbst jetzt denkst du doch, dass das niemals so gewesen sein könnte und dass ich Unsinn erzähle, oder?“
Der Einfluss dieses Mannes ist auf Nina groß. Zweifellos wird sie versuchen jegliche Zweifel an ihn abzuschütteln. Daher musste Siradda versuchen zu zeigen, dass sie versteht, wie sie sich fühlt.
„Aber das könntest du eben nur weil du nie mit einem Grund vor deinen Augen konfrontiert wurdest, warum du das nicht mehr tun solltest. Das ist der Sinn und Zweck einer Lüge.
Aber du selbst hast bestätigt, dass eure Familie schon seit längerem fragwürdige Dinge tut, die am Ende nur ein größeres Gutes hervorbringen sollen! Nina, wo siehst du die Grenze für die dein Vater bereit wäre zu gehen? Würde er davor stoppen seine eigene Tochter zu belügen, da es zum Entstehen seiner besseren Welt wichtig ist, dass du und andere aus deiner Familie weiterhin an ihn so sehr glaubst wie du es bis jetzt tatest? Und ohne diese Morde an deiner Familie, die angeblich deine Schwester vorgeschlagen und begangen haben soll, insbesondere der an Nico, würdest du sie und den Rest von ihnen immer noch so sehr hassen wie du es jetzt tust, wenn du wüsstest, dass alles ganz anders vorgefallen war und dass sie in einen Kampf gezwungen wurden?“
Siradda merkte, dass sie wieder wie ein Wasserfall redete. Sie wollte zu einem Ende kommen.
„Wie gesagt, was ich denke muss nicht stimmen. Ich kann falsch liegen. Es kann auch sein, dass Nico nicht gehen wollte, sich dann aber weigerte dir und dem Rest zu verheimlichen was wirklich vorgefallen war, aber er diesen Willen mit seinem Leben bezahlte. Oder dein Vater hat tatsächlich die Wahrheit gesagt und der Tod von Nico war wirklich einfach nur sinnlos. Aber ich denke, das passt einfach nicht damit zusammen, wie du vorher an deine Schwester gesprochen hattest. Bevor das geschehen war, hättest du ihr es ihr nie zugetraut. Deswegen habe ich angefangen über andere Möglichkeiten nachzudenken. Das, Nina, musst du auch unbedingt lernen! Wenn etwas nicht zusammenzupassen scheint ist es Grund genug etwas nicht einfach so zu glauben.“ Siradda bemerkte wie die beiden Studenten zurückkamen. „Meine Zeit ist um. Bitte, Nina, versuch bitte nicht alles was ich dir erzählte als unmöglichen Unsinn abzustempeln. Versuch bitte während ich jetzt trainiere nochmal in dich zu gehen und darüber nachzudenken. Besteht auch nur die kleinste Möglichkeit, dass eine meiner Ideen passen könnte? Du bist die einzige, die das für sich selbst entscheiden kann und ich würde sehr gerne deine Meinung darüber hören! “
auch sein sollte. Eines Tages werden sie gegen diesen Vater antreten. Und Nina würde da nicht nur einfach zuschauen wollen, sondern sich gegen sie stellen, solange ihr Glauben an diesen Vater so stark war. Es war die Aufgabe der Feister um sie herum zu versuchen daran etwas zu ändern ehe es zu spät ist.
Sie hoffte so sehr Nina zumindest etwas die Augen geöffnet zu haben. So schmerzlich es auch für sie sein sollte.
"Sorry, dass das so lange dauerte. Wollen wir anfangen?“
Siradda nickte mit Freude in ihren Augen. Ja, bitte!
Theo bot sich als erstes an ihr etwas zur Abwehr mit ihrem Schild zu zeigen. Darunter auch, dass sie nicht nur starr diesen vor sich halten kann, sondern auch eine heransausende Attacke mit einem kräftigen Schlag mit dem Schild, einem Schildschlag, parieren könnte, um so eine Öffnung für einen Gegenangriff zu schaffen.
Sie probte mit dem freundlichen Studenten, ehe sie von diesem eine interessante Frage gestellt wurde. "Sag mal, wieso hast du nun angefangen das Kämpfen zu lernen? Und gab es einen Grund für die Auswahl, die du in deinen Händen hälst?“
Siradda dachte sich, dass es schon kein Problem sei, wenn sie nicht zu sehr ins Detail bei ihrer Antwort gehen würde.
„Nun… ich war immer jemand, die beschützt werden musste. Zumindest soweit ich mich erinnern kann. Und das wollte ich ändern… Aber nicht nur um mich selbst zu beschützen, sondern auch andere! Wie die, mit denen ich gekommen war! Sie sind mir bei vielem voraus, aber ich habe einen von ihnen viel zu verdanken und… ich möchte nicht nutzlos an der Seite stehen, während andere sich so viel Mühe geben!“
Sie schaute auf ihren Schild "Der Schild war meine erste Wahl. Er soll mir den Schutz geben, den mir vorher andere geben musste. Aber ich kann mich auch mit ihm vor anderen stellen. Ich will nicht mehr beschützt werden. Ich möchte jemand werden, die andere beschützen kann.“ und ihr Schwert. "Das Schwert war da für mich einfach nur das passendste. Ein Speer hätte wohl auch möglich sein können, aber ich glaube mit dem Schwert kann ich auf mich allein gestellt mehr tun.“
Theo und Yuria schauten sie für ein paar Sekunden ein wenig merkwürdig an, was sie aber nicht ganz deuten konnte. Hatten sie etwas bemerkt? Nein, dann hätten sie doch schon längst etwas unternommen… Aber warum… "Der erste Teil…“ Siradda blickte fragend zu Theo, ehe Yuria eine Erklärung gab. "Es mögen nicht die gleichen Worte gewesen sein, aber mein Brüderchen hatte aus exakt demselben Entschluss viele defensive Magien angefangen zu lernen. Er war nie jemand, der auf andere mit Waffen losgehen wollte, egal in welcher Form. Aber er will jemand sein, der jedem Unschuldigen in Lebensgefahr eine helfende Hand sein kann.“ Der Student errötete und musste peinlich berührt schmunzeln. "H-Hey! Du kannst doch nicht v-vor anderen…“
Die Seelendämonin musste lachen, als dieser junge Mann anfing so zu reden wie sie es so oft tat. Sie merkte auch, dass sie sich den zweien gegenüber gar nicht mehr so nervös fühlte. Energiegeladen hob sie ihren Schild. “Dann lass uns weitermachen, Meister Theo!“ Nun brach auch Yuria in einem Lachanfall aus, als sie das hörte. Ihr Bruder wurde nur noch roter für eine Weile, begab sich dann aber ebenfalls mit einem Grinsen auf seinem Gesicht in Stellung. “Zu Befehl! Ähm…“ “Siradda!”
Und schon machten die beiden nur noch energiegeladener als zuvor weiter.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Tobi« (13. Oktober 2019, 16:53)