Am Morgen des 15. Juni erwachte Korina schon vor Sonnenaufgang auf. Dem Brief zufolge, den sie am Tag zuvor auf ihrem Bett gefunden hatte, würden sie schon morgen Mittag abreisen, also wollte sie schon eine Weile vorher mit dem Duell fertig sein, um sich danach noch ein letztes Mal im heißen Bad entspannen zu können. Deshalb hatte sie Nina um Hilfe gebeten, da Geister nicht schliefen, und tatsächlich, die Dämonin hatte laut
"Tütütütütt! Tütütütt!" in ihr Ohr gerufen. Dann mal los.
Der Grund, warum sie so viel früher als den vereinbarten Zeitpunkt des Duells aufstand, war, dass sie nicht unter idealen Bedingungen kämpfen wollte. Schon zu oft hatten ihre Fähigkeiten mit dem Schwert wegen Erschöpfung oder schlechter Laune klein bei gegeben, sie musste üben, auch in solchen Situationen bei voller Stärke zu bleiben. Außerdem hatte sich das sonnige Wetter auf Iridae in den letzten Tagen zu einer richtigen Hitzewelle gemausert, da war es schön, auch mal am kühleren frühen Morgen draußen zu sein.
Die Rabenklaue ließ Korina im Gästezelt, da sie ja einem Kampf ohne magische Verstärkung zugestimmt hatte. Außerdem würde das dem ersten Teil dieses Trainings erleichtern: Sich auszupowern, um die widrigen Bedingungen eines langen Einsatzes zu simulieren. Also machte Korina Liegestütze, hob schwere Säcke, und machte einen Sprint um das Lager herum. Schließlich lugten die Sonnenstrahlen über der Palisade hervor, und mit einem Holzschwert trat sie auf den Trainingsplatz, wo gerade auch Brandon seine Position einnahm. Der Ritter kam in schwerer Rüstung, und in seiner Hand war eine Waffe, die für einen normalen Menschen selbst mit zwei Händen zu wuchtig für ein normales Duell war.
"So viel zu "keine Magie", Herr Vetragsunterzeichner." knurrte Korina, aber in einem witzelnden Ton.
"Na ja, die eigentlichen Feinde kann ich wohl auch nicht um Fairness bitten. Besser für die Simulation also!"
Sie verbeugten sich, und dann ging es los. Korina näherte sich ihrem Gegner auf knapp außerhalb der Reichweite seiner Waffe, und umkreiste ihn. Bei einem guten Treffer würde sie erledigt sein, deshalb war musste sie den richtigen Moment finden, um die restliche Distanz so schnell wie möglich zu schließen. Sobald sie ganz nah dran war, war es selbst mit Superstärke sehr schwer, eine Waffe dieser Größen- und Gewichtsklasse geschickt genug zu verwenden, um einen so nahen Gegner gut treffen zu können. Dann hieß es, den Druck aufrecht zu erhalten, auch Schwüngen des Schildes auszuweichen und eine Schwachstelle anzugreifen - und dank des fehlenden Helms war da eine sehr große.
______________
@Pseudo: