Siradda seufzte einmal tief, als sie mitansehen durfte, wie Scarlet nur so langsam verstand, was vor sich ging. Dabei waren die Erklärungen der anderen nicht schlecht. Sie begann zu denken, dass es das Beste wäre jetzt irgendwas ihrerseits zu tun. Sicherlich, Materialisation war eine Option, aber wenn sie so darüber nachdachte, wie viel sie später zu haben wird, wollte sie ihre Kräfte lieber schonen. Und sowieso wollte sie dieser neuartigen Situation auch noch einen Test unterziehen.
"Miata, ich würde gerne gleich für einen Moment die Kontrolle übernehmen, wenn du nichts dagegen hast. Ich geb sie dir dann gleich zurück. Sag ihr aber dann besser erst einmal Bescheid." Das was Siradda ansprach war nichts neues für die Dämonin. Während ihres ersten Gespräches kam auch das Thema auf, ob ihre Psyche kurzfristige Übernahmen mitmacht oder ob das zu viel für sie ist und daher nur in Notsituationen getan werden sollte. Außerdem wollte sie wissen wie schnell sie es tun kann.
Miata nickte, was aus Scarlets Sicht wohl im Moment nur eine Zustimmung zu dem war, was Korina sagte. Erst darauf sollte sie Klarheit darüber bekommen. "Scarlet, Siradda hat mir eben gesagt, dass sie kurz mit dir sprechen möchte. Für einen Moment werde ich dann weg sein...", erklärte sie der Angeborenen und versucht sich gegen die Bank zu lehnen.
Was folgte war folgendes: Siradda schloss ihre Augen und begann sich auf Miatas Seele zu konzentrieren. Zur selben Zeit fühlte sich die Besitzerin ihres Körpers so, als würde sich ein Nebel in ihrem Verstand breit machen. Es machte ihr für einen Moment Angst, doch Siradda war schnell genug, sodass Miata es nur für einen kurzen Moment mitbekam. Während dieses Prozesses 'leerten' sich ihre Augen, ähnlich wie Scarlet oftmals blickte. Als wäre da nichts mehr dahinter. Bis die Augen sich schlossen, eine Sekunde so verblieben, und sich dann wieder öffneten. Siradda hatte die Kontrolle übernommen und begann als erstes wiederholt eine Hand zu öffnen und zu schließen.
"Scheint als wäre da noch viel Optimierungsbedarf. Hoffentlich kommt Miata damit klar...", kommentierte sie diesen Erfolg. Leise, aber für jeden der noch zuhörte gut hörbar. Siradda wandte sich dann mit einem Lächeln zu Scarlet. "Guten Morgen, Scarlet. Entschuldigung für die Verwirrung, aber ich dachte du hättest meine Erklärung von gestern verstanden gehabt.", grüßte sie nun die Angeborene, die nun immer noch verwirrt sein dürfte. "Es ist so wie sie, Miata meine ich und Korina es sagten. Zwischen Miata und mir ist Miata diejenige, der dieser Körper eigentlich gehört. Wenn du also jemand böse sein möchtest bin das, wie gestern gesagt, immer noch ich, da ich diejenige war, die ihr diesen Handel anbot.", erklärte sie als allererstes mit einer ruhigen Stimme, folgte dann aber mit etwas, wo sie Vertrauen darin legte, dass die rothaarige Frau danach Grund haben wird, Miata nichts mehr willentlich antun zu wollen: "Teil dieses Handels ist es aber auch, dass ich aufpassen werde, dass Miata nichts geschieht. Mir ist es nämlich wichtig, dass sie das alles übersteht. Sei ihr also bitte nicht böse, wenn sie mal ihren eigenen Körper wieder benutzen darf. Ihr ihre Freiheit zurückzugeben - und wenn es nur so wenig ist - ist das wenige, was ich während dieser für sie merkwürdigen Zeit für sie tun kann und sie soll die Zeit genießen dürfen."
Siradda würde einen Moment länger bleiben, damit Scarlets Antwort auch noch an die richtige Person ging, würde sich dann aber auch wieder verabschieden.
"Ich hol dann nun Miata zurück. Wie gesagt worden ist, ich bin als Geist in der Lage zu hören und sehen was ihr macht. Miata kann mich außerdem hören, weswegen sie das was ich sagen möchte an dir weiterleiten kann.", verabschiedete sie sich und kehrte darauf den Prozess um. Miata erwachte und fasste sich an ihre Stirn. Sie schaute auch vorsichtig zu Scarlet.
"H-hat sie es dir verständlich erklärt?"
Nachdem das nun endlich geklärt war, war Lauriam fertig mit seinem Frühstück, welches er bereits langsam hat angehen lassen, so als der erste. Er stand auf und ging mit seinem Brett und Messer zu der Ablage. Er war gerade dabei alles ordentlich reinzustellen, da bekam er etwas zu seiner Seite mit. Die Rezeptionistin, heute eine andere als die, die ein unfreiwilliges Schläfchen dank Olga einlegen durfte, sondern jemand älteres ausschauendes, bekam zwei Zeitungen auf ihre Theke gelegt. Verwundert fragte sie ihren Kollegen was dies solle, da sie doch schon für den Tag ihre Zeitungen ausgestellt haben - und warum er denn nur zwei bringe - doch die Antwort brachte Klarheit. "Es ist ein Extrablatt, frisch gedruckt. Wegen den Inhalten... du solltest selbst sehen." Die Frau nahm eines der Blätter und las was auf der Vorderseite stand. Sekunden später sah Lauriam, wie schockiert sie über das zu sein schien, was da drin stand, was man nicht nur an ihrem Blick erkennen konnte, sondern auch daran wie hastig sie die Seiten wechselte. "Grad laufen die Zeitungsjungs- und mädels quer durch die Stadt damit und die Nachfrage steigt mit der Sekunde. Nur eine Frage der Zeit, bis selbst diejenigen, die sich keine Zeitung leisten können, es wissen werden. Also, was machen wir?"
Lauriam trat näher ran, gerade als die Rezeptionstin ihrem Kollegen etwas davon erzählte, dass dieser schon einmal Bretter und Nägel aus dem Dachboden holen solle und fragte, ob er sich die zweite nehmen dürfe. Auf der Stelle begann er darin zu lesen und was folgte war eine Wiederholung der ersten Reaktionen der Dame hinter dem Tresen, etwas was zumindest diejenigen, die an dem Tisch wo Amen sich hinsetzte gut mit ansehen konnten. Lauriams Blick schweifte für eine Minute nicht von dem ab, was er da zu lesen hatte. Die anderen saßen um die Ecke, weswegen diesen das vermutlich entging.
Ihr Anführer drehte sich zum Frühstücksbereich zurück und ging in dessen Richtung, direkt Amens und Noires Tisch entgegen, die beiden anschauend. "Entschuldigung dafür, dass ich nun etwas hetze, aber versucht ein bisschen schneller mit dem frühstücken fertig zu werden.", forderte er alle auf, sobald er auch um die Ecke auch von dem Rest wieder bemerkt werden konnte. "Wir werden ein wenig umplanen müssen. In fünf Minuten würde ich euch gerne oben sehen." Miata, Rhord und Siradda blickten alle verwirrt zu Lauriam, die das vorherige gar nicht mitbekommen hatten. "W-warum auf einmal die Hektik?! Was ist passiert?", fragte Rhord, seiner Verwunderung Ausdruck verleihend zurück, doch es schien so als müsse er sich ein wenig gedulden - sofern er nicht einfach auch eines dieser Papiere in die Hände bekam. "... Unerwartetes. Für uns gut möglich sogar vorteilhaft, aber..." Lauriam bemerkte selbst, als er während des Sprechens einmal prüfend über seine Schulter nach hinten schaute, dass das hier jetzt nicht viel Sinn machte. Er wollte wirklich lieber sprechen können, ohne darauf achten zu müssen, dass niemand von dem Personal hier etwas davon mitbekam, wie er über die Neuigkeiten fühlte. "Du wirst es früh genug erfahren, keine Sorge." Lauriam machte sich auf dem Weg nach oben, wobei er einen Kommentar zu der ganzen Entwicklung nicht lassen konnte. "Klaus Grünwald, so langsam frag ich mich wie sehr recht du wohl hattest...", flüsterte Lauriam, so sodass lediglich Noire es mitbekommen konnte. Der Spezialagent hatte sich gestern schon während der Planung ein wenig daran erinnert, wie dieser Senator sich ihn in der Politik vorstellen konnte und nun waren diese Erinnerungen nur umso stärker. Damals hatte er das verneint, aber mittlerweile... vielleicht passt er mehr in dieses Feld, als er es selbst bislang angenommen hatte? Wobei der Herr Grünwald mit Sicherheit nicht ein solches politisches Umfeld im Sinne hatte, als er mit diesem Gedanken spielte!
Er verschwand nach oben in den großen Raum und setzte sich hin, die Zeitung in der Hand behaltend um selbst noch etwas mehr darin zu lesen.