"Oh, sieh an, ein Freiwilliger." sagte der Anführer, der immer wieder Pausen beim Sprechen nahm, um kleine Schlucke aus seiner Feldflasche zu nehmen. "Ah, willst also wissen, wo du dich einreihen sollst. Hör zu, wir gehen folgendermaßen vor: Wir stellen uns in einer Reihe auf und bewachen sozusagen eine unsichtbare Grenze. Die Soldaten stehen in etwa drei Metern abstand zueinander, aber das haste warscheinlich schon bemerkt. Sie fangen einzelne Irrlichter ab, die versuchen, durchzukommen. Auch dem kannst du grade zusehn. Was du noch nicht gesehen hast, ist, dass von Zeit zu Zeit ne ganze Rotte von denen kommt, so zehn bis zwanzig, heut morgen warns sogar mal so um die dreißig. Dann hilft auch eine dichtere Besetzung des 'Grenzposten' nichts, weil das bedeutet, dass man von woanders Leute abziehn muss, und dann kommen dort welche durch. Also machen wir in der Situation einen Ausfall mit fünf oder sechs Kämpfern. Wir nehmen dabei ne Kreisformation ein, um uns Gegenseitig den Rücken zu decken, und versuchen, die Gruppe durch nen direkte Konfrontation zu zerstreuen. Wär viel einfacher, wenn die Militärverwaltung uns ein paar Fernkämpfer für diese 'kleine' Sache zugeteilt hätte, aber da du keine Waffen hast, denk ich mal, dass du Magier bist, oder?"
Cedric nickte nur, während er die Bewegungen der Soldaten und Irrlichter studierte. Nach einem größeren Zug aus seiner Flasche, die jetzt wohl leer war, fuhr der Anführer fort: "Ok, Magier, dann geh mal zu den Soldaten dort drüben am Strand. Die könnten mal einen Helfer gebrauchen, um verschnaufen zu können. Und noch was, der letzte Großangriff ist schon ne Stunde her, und am Strand hams diese Irrlichter noch nicht versucht. Viel Glück, und vergiss nicht: Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren!" Und mit dem inoffiziellen Leitspruch der Armee des Königreiches im Ohr begab sich Cedric zum Strand und löste einen der Soldaten von der "Grenzpatroullie" ab.
Irrlichter sind kleine, magiebasierte Lebewesen. Wegen dem entfernt menschenförmigen magischen Dunst, der ihre Körper umgibt und dessen Leuchten sie teilweise ihren Namen zu verdanken haben, glauben viele, sie seien reine Geister, doch innerhalb der Dunstwolke befindet sich tatsächlich eine aus kalkähnlichen Material bestehende Kugel, die einen Durchmesser von etwa 15 Zentimetern besitzt und in deren Inneren sich einige Organe befinden, und die auch der Behälter für das Bewusstsein ist. Irrlichter zählen zu den Halbgeistern, das heißt, ihr Bewusstsein geht nicht von einem Gehirn aus, sondern existiert technisch gesehen körperlos wie bei einem vollen Geist, ist jedoch an einen Behälter gebunden, wie es beispielsweise bei den Dschinnen vorkommt, die in von Menschen geschaffenen Gegenständen wie Lampen und Vasen leben. Da jedoch wenige Halbgeister mächtig genug sind, um ohne zusätzliche Zufuhr von magischer Kraft in ihren Behältern leben zu können, sind die Behälter der meisten Halbgeisterarten lebende Körper, die Nahrung benötigen. Deshalb haben Irrlichter einen kurzen, an die Mäuler von Neunaugen erinnernde Rüssel, mit dem sie Blut saugen, dessen physische Bestandteile zur Ernährung des Körpers dienen, während die Lebensenergie, die im Blut aller Lebewesen vorhanden ist, von Bewusstsein konsumiert wird, damit dieses sich an seinen Behälter binden und auch sein Leuchten aufrechterhalten kann. Wenn das Irrlicht aktiv ist, schwebt seine Kugel in einer Wolke aus Licht, die eine humanoide Form hat, etwa 50 Zentimeter hoch ist und in deren "Kopf" sich die Kugel befindet. Irrlichter locken mit dem Leuchten ihre Beute an, einige Rassen greifen aber auch direkt mit ihrer magischen Aura an, wie zum Beispiel Giftirrlichter, deren grüngelb leuchtender Dunst starke Lähmungen in dem Körperteil auslöst, der mit der Wolke in direkten Kontakt kommt.