Der Einbrecher hatte es offensichtlich eilig, denn er bewegte sich raschen Schrittes in die andere Richtung und Arion hatte Mühe, ihm zu folgen. Offenbar wusste er, wohin er wollte, denn seine Schritte waren zielstrebig und er änderte nicht die Richtung. Eine Weile liefen sie kreuz und quer durch das Villenviertel, niemand war zu sehen, offenbar befanden die wohlhabenden Leute sich allesamt in der Arena. Die Sonne war nun endgültig untergegangen und es wurde immer schwieriger, der dunkel gekleideten Person zu folgen, die sich nun aus dem Reichenviertel heraus und über die breite Hauptstraße bewegte.
Auf dieser waren auch zu später Stunde noch viele Menschen unterwegs und Arion hatte Mühe, den Einbrecher nicht aus den Augen zu verlieren. Doch im letzten Moment sah er einen Schatten um die Ecke huschen, hinein in eine schmale Gasse, die weg von dem Verkehr führte. Hier war er während seines kurzen Aufenthalts in Telaron noch nie gewesen und doch hatte Arion so langsam ein Gefühl als wüsste er, wohin es ging. Sein Gefühl bestätigte sich, als die schmalen Straßen und kleinen Häuser des Armenviertels vor ihm auftauchten. Viele der Behausungen hier waren gar nicht als solche zu bezeichnen, die Hütten waren oft klein und konnten aus maximal zwei Zimmern bestehen. Es stank bestialisch, alles hier bildete ein krasses Gegenteil zu den ausladenden Landhäusern des Villenviertels, aus dem der Einbrecher gekommen war.
Dieser schien sich hier offenbar auszukennen und bewegte sich weiterhin zielstrebig in eine Richtung, immer tiefer in das Häuserwirrwahr hinein, seine Beute unter der Kleidung verborgen. Er blickte sich nicht ein einziges Mal um, ein Glück für Arion, dem es schwergefallen wäre, jedes Mal rechtzeitig in Deckung zu gehen, obwohl die Dunkelheit ihm ein wenig Schutz bot. Gleichzeitig zwang sie ihn jedoch, die Entfernung zwischen sich und der Gestalt zu verkürzen, um sie überhaupt noch erkennen zu können. Angeekelt blieb er stehen, als direkt vor ihm eine Ratte die schmale Gasse, in der er sich befand, überquerte. Seine Blicke folgten ihr, bis sie hinter einer Häuserwand verschwunden war. Da hörte er auf einmal ein Geräusch über sich. Sofort blieb Arion stehen und blickte nach oben. Trotz der Finsternis gelang es ihm, eine Gestalt auszumachen, die sich leise über die Dächer bewegte. Unter normalen Umständen hätte er sie nicht ausmachen können, doch in dieser Situation waren Arions Sinne besonders geschärft und so hatte er die Person über sich hören können, als sie gerade von einem Dach auf ein anderes sprang. Seine Gedanken rasten. Was wollte die Person hier? Gehörte sie etwa der Diebesgilde an und hatte mitbekommen, wie er dem Einbrecher gefolgt war? Oder gehörte sie vielleicht zu den Stadtwachen und verfolgte wie er den Einbrecher? Er wusste es nicht, doch zur Sicherheit blieb Arion eine Weile stehen und lauschte auf die leisen Schritte der unbekannten Person. Doch diese entfernten sich langsam von ihm und daraus schloss Arion, dass er nicht das Ziel der Gestalt war.
Gerade wollte er sich wieder dem Einbrecher widmen, als er bemerkte, dass dieser inzwischen verschwunden war. Er verfluchte sich für seine Dummheit, natürlich hatte die Gestalt nicht auf ihn gewartet. Nun war seine gesamte Verfolgung umsonst gewesen und bei seinem Pech würde er wohl auch noch zu spät in die Arena zurückkommen und disqualifiziert werden. Er beschloss, zu versuchen, die Spur des Gesuchten noch einmal aufzunehmen und schlich weiter die enge Gasse entlang. Erst bemerkte er nichts, es war immer noch alles still, doch dann erinnerte er sich, in welche Richtung die Schritte der Person auf den Dächern verschwunden war und folgte der Richtung. Und tatsächlich, nach kurzer Zeit stand er vor einem kleinen Haus, genauso unauffällig wie die anderen, jedoch mit dem Unterschied, dass neben der Wand eine Kerze entzündet war. Dort standen zwei Männer und einer von ihnen sah Arion sehr nach dem Einbrecher aus.
Schnell versteckte er sich gegenüber hinter einer anderen Hauswand und lauschte dem Gespräch der beiden.