Nachdem Kyu von den Helfern in eine Kirche gebracht und dort versorgt wurde, blieb Siela allein zurück. Am nächsten Tag würde sie sicherlich wieder auf dem Vorplatz erscheinen und dort auch wieder auf Kyu treffen.
„Na da hab ich uns doch gut raus gebracht, ich bin halt göttlich.“ – „Du hattest doch genauso viel Angst wie ich.“ – „DAS STIMMT GAR NICHT! Ich hatte keine Angst, doch nicht vor so ein paar blöden Düngerspendern!“ – „Aber du hast doch auch nichts unternommen.“ – „Das liegt nur daran, dass ich viel zu mächtig bin. Da wäre alles eingestürzt und das konnte ich ja nicht verantworten.“ –„Aber es ist doch auch so alles eingestürzt.“ – „Ja…Aber, du hast doch auch nichts gemacht!“ – „Ich kann das mit dem Blut doch nicht machen, so wie du.“, sagte Siela mit einem leicht traurigen Unterton. „Alleine kann ich einfach nichts, ich kann niemanden beschützen. Ich hab doch nur dich, sonst wäre ich ganz allein.“, sanft perlten ihr die Tränen von den Augen. „Ey jetzt fang nicht wieder an zu heulen. Das ist ja so nervig. Und ich bin ja immer da, da ich ja hieran nichts ändern kann.Auf dich muss man halt ständig aufpassen. Dann mache ich das eben, wenns denn sein muss. Und jetzt hör auf zu heulen, das hält man ja nicht aus. “
Siela trocknete ihre Tränen und versuchte sich wieder zu beruhigen. Nach einiger Zeit gelang ihr dies auch und so machten sich beide erstmal auf, einen Schlafplatz für die Nacht zu finden. Doch allzu weit kamen sie nicht. Die Wachen, die Siela bei den Totenbeschwörern fanden und vor denen sie aus Angst geflohen war, fanden sie wieder. Durch Almas Hilfe gelang es schließlich die Wachen abzuhängen, einige umgestürzte Fässer lösten dieses Problem. Doch nun hatten sie sich verlaufen.
Viele verwinkelte Gassen und Straßen, das war wohl die Unterschicht. Wie sollten sie von hier aus nur wieder zurück finden. Die einfachste Möglichkeit wäre es jemanden zu fragen, allerdings wäre es schon fast eine Einladung für Räuber, wenn ein junges Mädchen allein und verlassen dort unterwegs wäre. Was könnten sie dann machen? Während sie überlegten und langsam der Straße folgten, fiel Alma auf, dass sie verfolgt wurden. Sie konnte mehr sehen als Siela mit ihren beiden Augen. Doch es änderte nichts an der Tatsache, dass sie jetzt vermutlich in Gefahr wären. Es blieb keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn der Verfolger spurtete los und versuchte sich das Mädchen zu schnappen. Die Flucht war die einzige Option, die ihnen blieb, mal wieder. Sie bogen in eine weitere Gasse ein und als Siela sich an einer Tür anlehnte, gab diese nach und sie fielen sozusagen in das Haus rein. Schnell schloss Siela die Tür, der Verfolger schien abgehängt.
Doch nun fanden sie sich in einer fremden Umgebung wieder. Es war eine einfache Behausung, doch Alma bemerkte, dass sich unter ihnen ein weiterer Raum befand. Doch nirgends war eine Lucke oder ähnliches zu erkennen. Es musste also einen geheimen Schalter oder so etwas in der Art geben. Nach einer kurzen Suche, fanden sie einen Schalter, der den Weg in den Keller öffnete. Dort unten war es wesentlich mysteriöser, als oben. Diverse Bücherregale standen dort. Es war wohl eine private Bibliothek. Aber keine normale, es handelte sich nämlich um Zauberbücher. Praktiken und theoretische Anschauungen von verschiedensten Zaubern und Ritualen waren dort aufgelistet. Eines der Bücher fiel den beiden besonders auf, „Praktiken der Blutmagie“. Es bestätigte ihnen zumindest einen Teil von dem, was Alma konnte. Dann entdeckten sie ein Buch, dessen Schrift sie nicht lesen konnten und es sah auch viel älter aus, als die anderen. Als sie es berührten leuchteten die Buchstaben auf und gaben ihr Wissen an Siela weiter. Nun genauer gesagt nicht ihr Wissen, sondern gaben ihr ein Teil ihrer Erinnerung wieder. Sie erinnerte sich daran auch Magie zu beherrschen, allerdings war diese anders als Almas, denn sie wurde nicht zum Angriff, sondern zur Heilung genutzt. Das Buch war nach dieser Aktion allerding vollkommen leer.
Es war sicher nicht von Vorteil noch länger an diesem Ort zu verweilen, deshalb verließen sie das Haus schnell wieder. Einige Zeit später fanden sie einen Priester der sie zu einer Kirch mitnahm, wo sie die Nacht verbringen konnten. Am nächsten Tag gingen sie dann zum Vorplatz des Palastes und warteten ab was passieren würde.
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Flashback abgeschlossen.