Kyrian musste bei Altaris' Kommentar über Yinyué Lächeln. Ja, sie war wirklich ein ziemlicher Tollpatsch. Allerdings hatte ihre kleine Expedition ins Außerhalb genau das gebracht, was er sich erhofft hatte: Zum einen hatte es ihr den nötigen Respekt vor Dämonen gegeben und zum anderen hatte sie Altaris kennen gelernt.
"Was weißt denn du schon!", brüllte Altaris auf. Kyrian fiel ein, dass Altaris ja gar ihrem Überleben wusste. Sein Lächeln wurde etwas gezwungen, aber diese Problematik würde sich später von allein lösen. Vorerst gab es noch ein paar andere Hürden zu überwinden.
Altaris beruhigte sich sichtlich wieder und setzte sich hin. Kyrian nickte auf seine Frage und sein Gesichtsausdruck wurde freundlicher. "Nun, es dürfte noch ein paar Tage dauern, bis die Gruppe hier eintrifft, aber du bist gerne willkommen hier zu warten. Ich würde dich allerdings bitten nicht zu oft (wenn es geht gar nicht) die Schutzhülle der Oase zu verlassen. Jede Bewegung außerhalb könnte die Dämonen auf uns aufmerksam machen. Sie sind ohnehin schon alarmiert..", sein Blick glitt zur Tür in Richtung des Flurs, hinter der Stimmen näher kamen. Kyrian lehnte sich zurück, er ahnte, was nun bevorstehen würde.
Die eine Stimme war unverkennbar Yinyués, die wohl gerade von der Heilerin wiederkam und davon berichtete, die andere - "Ich weiß nicht, ob du störst. Eben wurde es ziemlich laut.." Kurmai öffnete die Tür, sie balancierte einen Bücherstapel in den Händen und sah anders aus, als in Altaris' Erinnerung: Maßgeschneiderte grobe Kleidung und kein bisschen Haut zu viel ließen sie viel seriöser wirken, als sie es am Tag zuvor getan hatte. Nur ihre strenge Brille gab ihr den bekannten scharfen und ernsten Wesenszug. Das sie eine Dämonin war, darauf würde niemand, der es nicht besser wüsste, jemals kommen. Nur der leicht violette Schimmer im Haar verriet dies.
Sie nickte Kyrian schüchtern zu und wollte gerade durch eine naheliegende Tür auf der anderen Seite des Zimmers verschwinden, doch da fiel ihr Blick auf Altaris, und ihre Mimik entgleiste augenblicklich. Sie wurde blass um die Nase herum, lies die Bücher fallen (es knallte ordentlich) und machte einen erschrockenen Schritt an die Wand. "Er. Was macht... er hier?", ihre Stimme war entsetzt und sie schien das Schlimmste zu befürchten. Kyrian machte eine beruhigende Geste und wollte gerade antworten, doch Yinyué war schneller. Sie wechselte mit ihrem Vater einen Blick aus, den Altaris nicht so recht deuten konnte, und nickte ihm zu. "Jetzt oder nie.", sagte sie lediglich und er schien zu verstehen, was sie meinte. "Kurmai, komm doch einfach mal mit mir mit.", Kyrian stand auf und war mit wenigen Schritten bei der zitternden Dämonin. "Nein, nein bitte nicht! Ich will nicht mit ihm mitgehen! Ich will hierbleiben!", rief sie panisch aus und hob abwehrend die Hände. Kyrian lächelte verständnisvoll und griff sanft um ihre Schultern. "Keine Sorge - darum geht es mir gar nicht. Die Sache hat nichts mit dir oder ihm (dabei sah er Altaris ernst an) zu tun, Yin will nur kurz mit Altaris alleine sprechen." Eine Handbewegung und die auf dem Boden verteilten Bücher stapelten sich ordentlich in der Luft und schwebten neben ihm her. "Du wolltest die Bücher in Annìngs Zimmer bringen, oder? Dann machen wir das jetzt." Vorsichtig schob er die Succubi in eben diese Richtung, deren Tür sich in diesem Moment öffnete.
Das bleiche Mädchen stand dahinter, einen unbestimmten Gesichtsausdruck im Gesicht. Ihre Augen bohrten sich für einen kurzen Moment in die von Kyrian, doch irgendwie schien sie auch wieder durch ihn durchzublicken. Beim Vorbeigehen (Kyrian zog Kurmai, die ziemlich verwirrt dreinblickte und ebenso ratlos schien wie Altaris, einfach mit ihm mit und warf Altaris einen letzten, eindringlichen Blick zu, der etwas zu sagen schien wie, "Vermassel es nicht!") berührte sie kurz den Arm ihres Vaters und setzte sich dann an den Tisch, einige Meter von Altaris entfernt, hin. Ihr Blick war ausdruckslos und hätte emotionsloser nicht sein können.
Yinyué stellte sich unsicher von einem Fuß auf den anderen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester war sie die Nervosität in Person. Ihre Beinverletzung war bandagiert und schien verarztet worden zu sein. "Also..", fing sie an und zog einen Stuhl gegenüber von Altaris hervor. Dann schien sie zu überlegen ob sie sich auf ihn raufsetzen sollte. Annìng starrte sie grimmig an. Yinyué setzte sich. Sie grinste den Dämon blöd an. "Hallo. Wie geht's?" Unsicher wohin mit ihren Händen setzte sie sich einfach auf sie drauf.
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