Du öffnest langsam deine Augen. Dein Blick fällt auf die dir vertraute Zimmerdecke, wo sich auch deine neue Lampe befindet. Eine große weiße Kugel, die sich aus vielen Einzelteilen zusammensetzt. Dadurch wird das Licht unterschiedlich gebrochen und eine angenehme, nicht so aufdringliche Beleuchtung des Zimmers entsteht. Ein kleiner Mond, der das Licht, wie Sonnenstrahlen durch ein Blätterdach, etwas zu dämmen versteht. Es war gar nicht so einfach diese Lampe zu bekommen, immerhin hattest du eine sehr genau Vorstellung davon, wie sie aussehen sollte. Zwar kannst du nur ein kleines Reich dein eigen nennen, dafür war alles durchdacht und zu den anderen Farben und Gegenständen passend gestaltet.
Noch etwas schlafgetrunken setzt du dich auf und schlüpfst in deine am Rand deines Betts stehenden Hausschuhe, um nicht barfuß über das Parkett laufen zu müssen. Es gibt Menschen auf der Erde, die zu ihrem Leidwesen offenbar auserkoren waren, die ersten Opfer eines heimtückischen Komplotts zu sein, dass die angeblich toten Gegenstände heimlich ausgetüftelt haben. So viele Zufälle konnte es gar nicht geben, davon warst du zumindest überzeugt. Ständig stürzt du über Sachen, die auf dem Boden liegen, obwohl du natürlich ordentlich bist, andere Gegenstände sind von ihrem gewohnten Aufenthaltsort verschwunden und tauchen später einfach woanders wieder auf und ein so eben sicher abgesetztes Glas. auf dem Tisch, kippt einfach um, damit du die Sauerei im besten Fall auf dem Teppich hast. Du wärst nicht du, wenn du nicht wenigstens diese Suppe den Unruhestiftern versalzen würdest. Genau deswegen hast du dich für den Parkettboden entschieden.
Dein Wecker zeigt 04:48 Uhr, was für eine ungünstige Zeit, da du in einer Stunde ohnehin wieder aufstehen musst und wenn du dich erneut hinlegst, später hundeelend fühlen wirst. Da bleibst du doch lieber wach und machst dir einen Kaffee. Draußen kannst du bereits ein paar Autos hören und deinen liebgewonnen Nachbarn, der zu gerne austestet, wie laut Türen beim Zuschlagen sein können. Leider kannst du nicht aus dem Fenster sehen, da dieses abgeklebt und zusätzlich davor eine Pappe angebracht worden war. Das war sehr ungünstig, da die Fenster deiner Wohnung auf der anderen Seite gegenüber einer Hauswand lagen, sogar so dicht, dass du sie nur anklappen konntest. Da muss ein wahres Genie am Werk gewesen sein. Aus dir unbekannten Gründen wurde auch eine Art Schiene an deiner Zimmerdecke entlang gelegt. Diese Bauarbeiten zogen sich jetzt schon seit zwei Wochen hin. >>Unverschämtheit.<< Denkst du dir immer. >>Ich werde mich darüber beschweren, allerdings erst morgen, heute fühle ich mich nicht so gut.<< Man muss nicht erwähnen, dass dieses morgen bereits einige Tage alt war.
Als du nun aufstehen möchtest, bekommst du auf einmal Kopfschmerzen, ein starkes Stechen, gleichzeitig wird dir schwindlig. Die Welt schien sich um dich herum zu verzerren, alles wurde verschwommen und unscharf. Du lässt dich wieder auf dein Bett sinken. Diese Beschwerden hattest du jetzt ein bisschen länger als zwei Wochen, allerdings gingen sie auch schnell wieder weg. Der Arzt hatte Bettruhe verordnet und du wurdest krank geschrieben. So kam es, dass du seit Beginn dieser Beschwerden keinen Schritt vor die Tür gesetzt hast. Nur mit Mühe konntest du dich wenigstens in deiner Wohnung bewegen. Zum Glück gab es in diesem Block auch nette Nachbarn, zum Beispiel dein Freund Wheatley. Wheatley brachte dir immer gegen 6:15 Uhr dein Essen und andere Dinge vorbei, da er stets in die Frühschicht eingeteilt wurde.
Inzwischen war es 5:45 Uhr, in ungefähr einer halben Stunde würde es wieder an der Tür klingeln. Diesmal schaffst du es aufzustehen, wenn deine Kopfschmerzen heute auch irgendwie nicht weggehen wollten und stärker waren als sonst. Plötzlich kommst du ins Schwanken, was nicht einem Schwindelgefühl zu verdanken war, sondern das ganze Haus schien zu wackeln, bis es es sich schließlich wieder beruhigte. Ein Erdbeben? Nein, doch nicht in dieser Gegend. Vielleicht hatte es mit der Bauchstelle zu tun, so dein Gedanke. Auf einmal waren deine Kopfschmerzen verschwunden, allerdings sah deine Wohnung jetzt ganz anders aus, eher heruntergekommen. Das warst sicherlich nicht mehr in deinem Zimmer aber wie konnte das geschehen? Immerhin kannst du dich nicht daran erinnern unmächtig gewesen zu sein. "Hallo? Bist du wach? Ich bin es, Wheatley!"
Ja, es klang eindeutig nach Wheatley, wenigstens etwas bekanntes in dieser Umgebung. Mühsam gehst du durch das Zimmer und öffnest die Tür. Auf einmal machst du einen gewaltigen Satz zurück, nicht nur ein Abgrund hatte sich vor deiner Tür aufgetan, sondern eine roboterähnliche Kugel, dass wie ein Auge aussah, mit der Stimme von Wheatley, betrat die Schiene entlang fahrend den Flur.
"Oh Gott ... du siehst furchtbar ... furchtbar ... gut aus heute! Keine Angst, ich bin es Wheatley. Das wird jetzt ganz schön überraschend für dich sein aber das gehört alles zum Testdurchlauf. Wie fühlst du dich?" Diese Kugel klang zwar wie Wheatley aber du konntest nicht anders als ihn einfach weiterhin wortlos anzustarren. "Du musst jetzt unbedingt ruhig bleiben, immerhin hast du eine Weile geschlafen und es kann bei manchen Testpersonen zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Aber keine Sorge! In den meisten Fällen kehren alle Sinne und Körperfunktionen nach einer Weile zurück. Hirnschäden, Lähmungen, Unfruchtbarkeit und zum Beispiel Taubheit sind durch den verbesserten Ablauf wirklich selten geworden. Gerade mal bei sechs von zehn Leuten. Verstehst du auch alles was ich dir sage? Jedes Wort? Siehst du den Bildschirm dort an der Wand? Diesen Bildschirm kann man durch Berührungen steuern. Tippe einfach auf dieses kleine Kästchen mit der Beschriftung Spoiler. Dieses Kästchen wird sich öffnen, bitte sage mir was drin steht. Dann können wir weiter machen."
"Drück drauf! Es ist ganz einfach." ...
"Scheinbar bist du noch nicht richtig wach. Das wird sich aber bald legen, hoffe ich zumindest. Wir haben nicht mehr viel Zeit und ich muss dir noch einiges erklären. Du wirst dieses Halsband das du trägst sicherlich schon bemerkt haben. Nein, hast du natürlich nicht. Du kannst es jetzt erst spüren. Weißt du was ein luzider Traum ist? In diesem Fall ist dem Träumer bewusst, dass er gerade träumt. Dadurch kann er seinen Traum beeinflussen. Die Funktion von deinem Halsband ist im Prinzip das genaue Gegenteil. Du bemerkst nicht, dass du nur träumst, obwohl du in Wirklichkeit wach bist und dich die ganze Zeit schon in diesem Zimmer befunden hast. Das ist aber noch nicht alles, außerdem erzeugt es ein Hologramm um um dich herum, um dein wahres Aussehen zu verbergen. Das alles ist wichtig für den Testablauf. Immerhin sollen alle Testpersonen einen ähnlichen Ausgangspunkt für den Versuch haben. Leider mussten wir dafür auch auf dein Gedächtnis zugreifen. Du weißt wie das Spiel funktioniert, dafür wurde gesorgt, doch kannst du dir gerne noch einmal die Übersicht am Bildschirm ansehen. Gehe danach durch die Tür. Sie wartet bereits auf dich."
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Mord in Palermo Vol. 54 - Paprika!
(27. April 2014, 18:32)
