Kurz vor ihrem zu Hause blieb Kyu mitten auf der Straße stehen. "Sie werden mich hassen..." flüsterte sie in den stillen Abend. Auch, wenn Kyuriu sich schlecht fühlte : Sie musste ihre Sachen holen und sich verabschieden. Vorsichtig betrat die Frau das Haus und lauschte, ob noch jemand wach war. Natürlich war jemand wach, es war schließlich erst Abend und noch keine Nacht. Kyuriu ging mit entschlossenem Schritt in die Wohnstube. Dort saßen Meya und Hubrey schweigend auf dem Sofa. "Hallo Mama... Hey Paps..." versuchte sie es zuerst. Stillschweigen. "Hach..." Seufzend setzte sich die Katzenfrau in den Schemel und wartete, dass es geschah.
"Kyu..." fing nach einigen ruhigen Minuten ihr Vater an zu reden, " ... wir möchten dir nichts vorwerfen. Wir danken dir, dass du uns das ermöglicht hast..." Meya übernahm weiter das Wort : "... aber du weißt, dass wir haben, was wir brauchen. Und du sagtest doch selber, dass..." Kyu hielt ihr die flache Hand entgegen und schüttelte den Kopf. Ihre Eltern sahen sich verwirrt an. "Ich habe nicht vor, wieder einer dieser verabscheuungswürdigen Mensch zu werden." Sie sah ernst aus. "Ihr wisst genau, dass mich Mord und Brutalität, ohne Grund, anwidert. Denkt also nicht, dass ich meine Vergangenheit wieder aufnehme. Es ist alles geklärt. Macht euch keine Sorgen." In dem ganzen Gespräch ging es eigentlich um Cupe. Kyuriu's Eltern wussten damals schon von ihrem "Job", ihrem Namen und was sie tat, aber sie wussten auch, wofür sie es tat. "Wir haben die Fahndungsplakate gesehen." Kyu schreckte auf, aber fasste sich dann an den Kopf. "Keine Sorge Mutter, die werden mich nicht finden. Das alles passierte, weil ich einem Freund helfen wollte. Ich habe niemanden mit Absicht töten wollen, aber ich habe handeln müssen, als meine Kameraden in Gefahr waren."
Die Frau machte kurz eine Pause, um sich vor ihre Eltern zu knien. Sie nahm vorsichtig jeweils eine Hand der beiden in die ihre und legte ihren Kopf auf sie. "Ich schwöre euch, das Banditenleben wird mich nicht mehr einholen. Das war eine Ausnahme." Selbstverständlich war Kyu alt genug, um zu entscheiden, was sie tat, aber es war ihr dennoch nicht egal, was ihre Eltern dachten, egal ob erwachsen oder nicht, für sie würde sie immer ihr kleines Mädchen bleiben. Die freien Hände ihrer Eltern streichten ihren Kopf und beide sprachen : "Wir haben nie daran gedacht, dass du wieder dort einsteigst. Wir wissen doch, wer du bist Kyu." Erleichtert umarmten sich die 3 und lächelten zufrieden. Der Rest des Abends verlief harmonisch. Es wurde viel erzählt, gelacht und diskutiert. Erschöpft begab sich Kyuriu mitten in der Nacht ins Bett, nachdem sie einiges für die Abreise, am morgigen Tag, vorbereitet hatte. Suain kuschelte sich wohlig an ihren Rücken, während Gin gemütlich an ihrem Kopf schlief.
___________________________________
Charun schlenderte durch die Straßen. Es war bereits spät und er gähnte ein paar Mal, bevor er in der Unterschicht, am Unterschkupf Séyora's, ankam. Sein Weg führte ihn durch das halbzerfallene Haus, hinauf in ein einzelnes, karges Zimmer, mit einem notdürftig zusammengeschustertem Bett. Es war keineswegs gemütlich, dennoch schaffte er es immer, sich wenigstens etwas auszuruhen. Charun's Augen schlossen sich und die Nacht verging Stunde um Stunde.