Mord in Palermo

Yinyué folgte seiner Bitte. Auch wenn sie mal wieder etwas ungeschickt war, und das Schwert ihr auf den Fuß fiel. Zum Glück
führte Assagar es in einer Scheide. Wenn sie so gefangen hätte und es ein blankes Schwert gewesen wäre... dann hätte sie
nun ein zwei Finger und Zehen weniger. Doch ohne etwas zu sagen, nahm der silberhaarige Mann die tollpatschige Aktion hin
und ließ sich dann einfach von seinem eigenen Langschwert durchbohren. Yinyué schien noch nicht viel Erfahrung zu haben,
als ihr Stoß etwas sich verschob durch die Rippen, die es versuchte zu durchstoßen und so es nicht ganz durch seinen Brustkorb
schaffte. Blut floß sofort aus der Wunde und Assagar legte eine Hand auf Yinyués Hände, die das Schwert umklammerten. "Danke.
Und nun..." Er unterbrach einen Moment und ließ Yinyué etwas von sich zurück treten, als er das Schwert dann wieder entfernte.

Blut spritzte für einige Sekunden aus der Wunde und färbten das weiße Hemd von Assagar in einem ähnlichen rot wie das seiner
Augen. "In meinen Fall zum Beispiel... regeniert mein Körper von allein selbst fatale Wunden für die meisten Lebewesen. Es
ist eine Mischung aus Finsternis-, Licht- und Blutmagie. Anders als Yinyué oder ihr werter Herr..." Assagar machte eine kleine
Pause und säuberte das Langschwert mit seinem Hemd, bis er fortfuhr "... verwende ich fast für jede Art von Magie einen Teil
meines Bluts. Deshalb könnte man sagen, dass Blutmagie involviert ist. Die Sache warum ich solche fatalen Wunden überlebe ist...
das ich bereits tot bin. Allerdings arbeitet mein Körper noch wie jeder andere. Ein schlagendes Herz, eine atmende Lunge und
auch mein Magen arbeitet noch gut. Es ist nicht mehr von nöten, jedoch behalte ich so meine Körpertemperatur und das wohl
menschliche Verhalten. Außerdem beruhigt es mich. Mein Körper mag zwar tot sein, aber nicht meine Seele. Wo wir auch schon
bei einer ganz eigenen Art wären ein Wesen zu heilen oder zu verletzten. Seelenmagie ist gefährlicher als jeder Schwerthieb
oder jeder Feuerball. Man sieht sie meist nicht. Aber darauf wollte ich nicht hinaus. Mehr das es euch möglich wäre auch meine
Wunden zu behandeln, wenn ihr das richtige Verhältnis von Licht- und Finsternismagie hinbekommen würdet. Weil reine Lichtmagie
wie bei Dämonen mir nur Schmerzen zufügen würde..." Nach dieser Erklärung schaute sich Assagar seine Wunde genauer an
und schob das Loch im Hemd grob auseinader. Sie war schon wieder verheilt und das ausgetretene Blut ließ alles viel schlimmer
aussehen, als es eigentlich war...

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Nun meldete sich auch der letzte unter Deck zu Wort. Assagar kannte seinen Namen nicht, aber er hatte in der Zeit
davor weiter gekocht, als der Priester sich um Yinyué gekümmert hatte und die drei ihr kleines Gespräch führten.
"Eure Blutmagie ist interessant, wenn ich das so bemerken darf. Ich kenne mich nicht wirklich mit Magie aus, wie ihr
sie kennt, praktiziere aber eine Methode, die der Magie sehr ähnlich ist und sich Schamanismus nennt. Dabei nutzt
man hauptsächlich die Lebenskraft aus, die alles durchdringt, anstatt Elemente wie Licht oder Finsternis, deswegen
frage ich mich, ob sich damit wohl eure Wunden heilen lassen würden."

"Das würde zu einen gewissen Grad funktionieren. Allerdings ist es gefährlich mit Lebenskraft jemanden zu heilen. Mein
Schüler... Tyreon müsste es am besten wissen. Ich werde euch ihn zu gegebener Zeit vorstellen, wenn ihr mehr interesse
daran habt zu lernen, wie ihr mit Lebenskraft jemanden heilen könnt und sogar eine Seele in einen anderen Körper einpflanzen
könnt..." Assagar schaute etwas verwirrt als Yinyué ihn erstaunt anstarrte. Er mochte es nicht wie eine groteske Gestalt
angeschaut zu werden. "Du bist.. tot? Was.. heisst das?" In ihrer Faszination überprüfte sie die Wunde selbst. "Wie machst du das?"
Etwas verlegen schob er die junge Schwertkämpferin mit dem Zeigefinger am Kopf ein Stück von sich weg. "Ich glaub da-"
Assagar unterbrach seinen Satz, als er gerade den Kommentar machen wollte, dass Yinyué das wahrscheinlich nicht
verstehen würde.

"Also... hmmm... ich weiß ihr seid keine Magierin. Aber stellt es euch so vor. Jeder Magier besitzt ein Gefäß. Gefüllt mit
Energie, welche er benutzt, um Zauber zu wirken. Und bei mir ist dieses Gefäß mit Blut gefüllt. Ich benutze also mein
Blut zum Wirken von Magie. Und wenn ich eine Wunde habe fließt auch Blut durch. Auch wenn meine Heilung rasant schnell
ist, ist sie nicht schnell genug um sofort zu heilen. Deshalb tritt genauso wie bei jedem anderen zuerst etwas Blut aus.
Sobald mein Körper reagiert ersetzt das Blut das fehlende Gewebe und auch Organe und andere Sachen..." Er machte eine
kurze Pause und legte eine Hand über das Loch in seinem Hemd. Als er sie wieder wegnahm war das Hemd wie in einem
ordentlichen Zustand abgesehen von den Blutflecken. "So zum Beispiel. Allerdings ist es unnütige Spiellerei. Eigentlich
könnte ich auch mit einem Loch in der Brust umher wandern, da mein schlagendes Herz und die Lunge nicht von nöten
sind. Wichtig sind für mich mein Kopf und meine Gliedmaßen, damit ich mich wehren kann." Der silberhaarige Mann
beendete seine etwas unklare und vereinfachte Erklärung mit einem Lächeln, als der Priester sich danach zu Worte
meldete.

"Wenn wir schon beim Thema Finsternismagie sind. Ich hatte da eine Frage darüber. Kyrian und Evelin sagten mir, du weißt
vielleicht eine Antwort. Ist dir bekannt, wodurch sich Dunkelheit und Finsternis genau unterscheiden, oder wo die Finsternis
herkommt?"

"Der Unterschied zwischen Finsternis und Dunkelheit. Meine Antwort würde darauf lauten: das eine ist Charakter, das andere eine Materie.
Finsternis ist weder gut noch böse. Es verkörpert nur das Gegenteil von Licht. Während Dunkelheit sich aus den eigenschaften einer
Person bildet. Warum fällt es Dämonen einfacher Finsternismagie zu wirken? Weil sie meist einen dunkelen Charakter besitzen. Sie sind
verdorben und genießen es Leid und Schmerzen zuzufügen. Einfach gesagt bedeutet Dunkelheit das Böse in uns. Das wir überhaupt alle
die Möglichkeit besitzen Finsternismagie zu wirken liegt daran, dass in jedem von uns eine Dunkelheit lauert. Ob klein oder groß..."
Assagar hielt nachdenklich sein Kinn mit einer Hand während die andere sich auf seiner Hüfte befand. Er schien noch nicht fertig mit
seiner Erklärung, doch fand er wohl nicht die richtigen Worte um fortzufahren...

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Yinyué unterbrach die Gedanken des silberhaarigen Mannes und stellte ihm weitere Fragen:
"Aber wenn du untot bist, wo bekommst du das ganze Blut her? Und.. du bekommst dann ganz sicherlich Schwierigkeiten, wenn du KEIN Blut mehr hast, oder?"
"Hmm.. aber ohne Kopf umherwandern.. das ginge nicht, meint ihr? Was macht ihr denn mit anderen abgeschlagenen Körperteilen?"
"Wenn du Untot bist... wie lange bist du dann schon tot? Und ist es praktisch? Ich meine, Verletzungen tun dir nicht weh! Lichtmagie würde es aber."

Assagar hielt einen Moment inne. Er hatte auf die erste Frage nicht sofort geantwortet, was wohl ein Fehler gewesen war. So
häuften sich nur mehr Fragen für die junge Schwertkämpferin und sie bezeichnete oder packte ihn zusammen in einen Haufen
mit Mumien und Zombies, als sie den Priester fragte, ob er gegen diese Kreaturen gekämpft hätte. "Ich glaube kaum, dass der
Priester gegen etwas wie mich gekämpft hat. Dafür hab ich selbst gesorgt...", erstickte er im ersten Moment die Frage an
den Priester. "... ich bin kein Zombie oder Mumie. Ich weiß nicht wie verbreitet die Bücher und Sagen über UNS sind. Doch
beleidigend nannte man uns Blutsauger. Ich glaube das erklärt auch wie ich an das Blut komme. Ich nehme es mir von den
Lebenden. Und... ich komme in Schwierigkeiten, wenn ich wenig Blut habe ja. Aber ich bin es gewohnt..." Auf die Frage mit
den abgetrennten Gliedmaßen und den Kopf wollte er nicht antworten. Sie mussten nicht alles wissen...

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Erneut warf die junge Schwertkämpferin eine Frage nach der anderen auf den silberhaarigen Mann. Doch war schon nach den ersten
paar Worten Assagar zornig und gab das auch zu erkennen. Seine Hände ballten sich zu Fäuste und seine Mimik wurde angespannt.
Dann packte er Yinyué am Kragen. "Habt ihr überhaupt eine Ahnung wie gefährlich ein einzelner Vampir sein kann? Ihr seid viel zu
naiv. Seid froh das ihr nicht in der Zeit geboren worden seit, als meine Artgenossen eures gleichen wie Vieh gehalten haben und
euch abgeschlachtet haben, wann immer es ihnen bliebte..." Nach dieser Ansprache ließ er die junge Schwertkämpferin wieder los,
mit einem leichten Stoß, sodass sie etwas von ihm weg taumelte. "Es ist kein Segen ein Vampir zu sein. Und ich habe tausende und
aber tausende das Leben genommen, genauso wie aber tausende Leben an mir vorbeiziehen hab sehen. Auf ewig gebunden ans
Leben, doch nicht wirklich lebendig. So nah dem Tod und doch so fern dem eigenen. Was ich mit abgetrennten Körperteilen mach?
Sie mir wieder anwachsen lassen. Wenn ich den Kopf verliere? Dauert es nur länger. Und... ich habe die gleichen Schmerzen wie
ein normaler Mensch, wenn mir ein Arm abgetrennt wird. Schmerz ist das einzige, was mich daran erinnert überhaupt meine körperliche
Form beizubehalten..." Nach seinen Ausbruch knirschte der silberhaarige Mann mit seinen Zähnen. Diesmal konnte man deutlich die
Fangzähne erkennen, die er so sehr versteckte sonst. "Blut... ist die Währung des Lebens", murmelte er noch, als er wütend seine
Sachen aufhob, sich den Mantel überwarf und dann aufs Deck ging. Er hatte genug...

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Die Zeit verging für einige wie im Flug für andere war es eine halbe Ewigkeit. Es dauerte noch knapp eine Woche umgeben von
Meer und begleitet von dem Geräusch der Wellen gefüllt mit dem immer gleichen Gerichten, bis die ersten Möven das Schiff umgaben.
Ethan und Kyrian hatten ihre Sturmfreiequote gehalten. Nur einen kleinen Regenschauer hatten sie durchfahren für ein wenig
Abkühlung vor einigen Tagen. Assagar Hatte sich diskret von den anderen Mitgliedern der Gruppe ferngehalten, solange sie auf
See waren. Allein all das Wasser um ihn herum gefiel ihm nicht. Er mochte Wasser nicht. Matthew würde es wohl auch bald bemerken
oder sogar sehen können, jedoch machte sich im silberhaarigen Mann schon ein Gefühl von Freude bemerkbar. Endlich wieder festen
Boden unter den Füßen und mehr Platz für sich selbst.

Es dauerte noch etwa eine Stunde bis sie die Küste von Xeng erreichten. Da die Gruppe unentdeckt bleiben musste, hatte es etwa
noch weitere zehn Minuten gedauert einen geeigneten Ankerplatz zu finden. Doch dann endlich konnten sie den Schoner verlassen.
Da es hier keinen Steg gab und sie den Schoner nicht auf Grund laufen lassen wollte, musste die letzte Strecke bis zum Land im
feuchten Nass überwunden werden, was sich erst als Herausforderung erwies, bis Kyrian auf die Idee kamm einen Weg aus Eis für
die Gruppe zu ebnen. Glücklicherweise schafften es alle Mitglieder unverletzt an die Küste und nun gab Assagar den Ton an:
"Ich werde voraus gehen und die Umgebung auf unserem Weg sichern. Der Rest bleibt bitte organisiert mit Kyrian zusammen.
Evelin wird den Weg vorgeben. Wir werden sicher einige Tage nochmal zu Fuß unterwegs sein. Keine Sorge... gegen die Nacht
suchen wir uns auf dem Weg was zu Essen. Und ich werde etwas jagen in der Zwischenzeit... noch irgendwelche Fragen?"

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