„Ist er tot?“ „Er ist tot“ „Der Drache“ „Was will sie hier?“ „Noch ein Dorf?“ „Warum ist der Junge hier?“ „Schau, das Mädchen“ „Wie tapfer“
Amen hörte viele Stimmen in der Ferne, die quer durcheinander redeten. Er hatte keine Schmerzen, sein Kopf war leer. Ohne Ziel driftete er durch die schwarze Masse, die an seinem Körper zog, als wolle sie ihn auseinander reißen. Es war kalt und er hatte Angst
„Bin ich…tot?“, flüsterte Amen mit zittriger Stimme in die Dunkelheit.
„Oh“ „Er wacht auf?“ „huuuh…?“ „Ein Geist?“
„Uh, du bist ein Geist!“, lachte eine weibliche Stimme in sein Ohr und ein Finger tippte Amen auf die Stirn. Ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit durchzog seinen Körper, das ihm zeigte: Du brauchst keine Angst haben. Der Junge öffnete langsam seine Augen und das erste, das er erblickte, waren die himmelblauen Augen eines wunderschönen Mädchens, das sich nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht befand. Amen schreckte auf, rutschte etwas zurück und blickte panisch um sich. Wo war er? Was ist passiert? Er sah viele unbekannte Personen um ihn herum, die ihn anstarrten, als wäre er eine Attraktion in einem Zirkus. Das Mädchen folgte Amen und stoppte wenige Zentimeter vor ihm. Sie legte ihren Kopf schief, wodurch ihr eine lange Strähne ihres silber-schimmernden Haares über ihr Gesicht fiel und Teile davon verdeckte.
„Hmm“, sie runzelte die Stirn und blickte dem Jungen, dem das sichtlich unangenehm war, tief in die Augen.
„Wieso bist du hier?“, sprach sie plötzlich und sah ihn an, als wolle sie, dass er irgendein Geheimnis verrät.
„Wieso ich hier bin?“, antwortete Amen verwirrt und blickte nochmals um sich, doch mehr als unzählige Personen, das Mädchen vor ihm und einen langen, endlos wirkenden Horizont konnte er nicht ausmachen.
„Keine Rache, keine Fluch, nichts?“, enttäuscht seufzte das Mädchen und erhob sich. Bevor Amen etwas sagen konnte - wobei er sowieso nicht wusste, was er hätte sagen sollen – streckte ihm das Mädchen eine Hand entgegen.
„Ich zeig dir was“ Amen ergriff ihre Hand, dabei spürte er wieder diese Wärme, die ihm sagte, er war sicher, und erhob sich. Das Mädchen war etwas kleiner als Amen, hatte eine schmale, jugendliche Figur. Sie deutete in die Ferne. Amen sah nach vor, er erkannte einen…Turm? Das Mädchen tippte ihm auf die Schulter und lächelte.
„Ein letzter Blick?“, ihr lächeln war unschuldig, rein, wunderschön. Doch wovon sprach sie? Amen ging nach vor, dem Bild in der Ferne entgegen. Plötzlich stoppte er, seine Augen weiteten sich. Der Turm, den er sah, es war der zerstörte Turm des Dorfes! Das kleine Fenster vor ihm, das ihm den Kirchenturm zeigte, weitete sich auf den gesamten Horizont aus. Nun konnte er alles sehen: Vor ihm der zerstörte Hauptplatz, zu seiner rechten und linken zerstörte Häuser. Selbst die Schreie der Dorfbewohner hörte er deutlich. Und schließlich hinter ihm…der Drache. Amen lief los, dem Monster entgegen. Vielleicht konnte er das Monster lange genug ablenken, um den Dorfbewohnern die Flucht zu ermöglichen? Doch das Mädchen mit den silbernen Haaren und himmelblauen Augen fing ihn ab, umarmte ihn, stoppte ihn.
„Amen“, sprach sie bedrückt, doch irgendwie wusste der Junge bereits alles, was sie gleich sagen wird,
„Du bist tot“
Amen stand genau dort, wo er sich noch vor wenigen Minuten dem Drachen entgegengestellt hatte. Doch zwischen Amen und dem Drachen, dem Dorf und ihren Bewohnern und Melia, befand sich eine magische Barriere, die er nicht durchbrechen könnte. Er war tot. Ein Gefühl der Hilflosigkeit machte sich in ihm breit und er war dazu verdammt, zuzusehen, wie alle getötet werden. Amen legte seinen Kopf auf ihre Schulter, seine Tränen tropften auf den Boden.
„Kann ich nicht irgendwas machen?“, flüsterte er bettelnd. Das Mädchen schüttelte den Kopf.
„Wie heißt du?“ „Shinra“ Amen schloss die Augen.
Auf Wiedersehen
„Komm her, du Drecks-Drache!“, eine Stimme in der realen Welt schrie auf den Drachen ein und unterbrach die Stille.
Melia!
Amen öffnete seine Augen und sah zur Seite. Neben ihm, und doch unendlich weit entfernt, stand das blonde Mädchen. Ihre grünen Augen verrieten dem Jungen, dass sie eigentlich losheulen und weglaufen will. Doch sie blieb stark.
Was macht sie? Warum rennt sie nicht weg?
Amen atmete tief durch.
„Es tut mir leid, Shinra“, er drückte das Mädchen von sich,
„Ich kann noch nicht sterben.“ „Das Mädchen“, Shinra deutete zu dem kleinen blonden Mädchen neben ihnen und wandte sich dann wieder zum Jungen. Sie begann über beide Ohren zu grinsen und legte ihren Finger auf Amens Brust.
„Liebe, ein gutes Motiv“ Amen spürte die Wärme, die Shinra ausstrahlte und ihm Kraft gab.
„Lass mich dir helfen“, die zahlreichen Personen um Amen und dem Mädchen vor ihm verschwanden und der Horizont färbte sich in ein warmes rot.
„Eine letzte Chance“, Shinra ging einen Schritt nach vorn und ihr Körper verschmolz mit dem von Amen. Eine unglaubliche Kraft fuhr durch seine Adern.

Ohne den roten Pony und mit schulterlangen Haaren