Eine weiße, stark leuchtende, Kugel bildete sich zwischen Melia und dem schwarzen Drachen. Sie blitzte auf und ein Strahl weißer Magie schoss dem Himmel entgegen, bis er ins Nichts verblasste und eine Person enthüllte: Amen.
Der Junge atmete die frische Luft ein und spürte die Wärme der Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Er konnte einfach nicht anders, als für einen Moment still zu stehen und die Welt um ihn herum zu bewundern. „Melia“, Amen begann zu lächeln, „Ich liebe dich!“ „A-m…“, das blonde Mädchen war komplett durch den Wind, unfähig irgendein Wort raus zubringen. „Bring die Dorfbewohner von hier weg“, Amen hob seinen rechten Arm, der während der Bewegung von einer weißen Aura umhüllt wurde, die alles unterhalb seines Ellenbogen verschwinden ließ. Gleichzeitig begannen seine schwarzen Haare ihre Farbe zu verlieren, bis sie fast schneeweiß waren. Amen zog seinen Unterarm aus dem magischen Schleier und ein Objekt offenbarte sich in seiner Hand: Das Khopesh seines Meisters. Die Waffe in seinen Händen war kein lebloses Stück Eisen mehr, es war nun Teil seines Körpers. Eine silberne Aura umhüllte das Khopesh, das im Takt seines Herzschlages pulsierte. Die Waffe wirkte in seinen Händen absolut schwerelos als er sie mit beiden Händen über seinen Kopf hob. Amen verstand, was er zu tun hatte und wie er den Drachen besiegen konnte. Sein Gefühl leitete ihn, er musste sich nur seinem Willen hingeben. Das war das „Alhan“ – die erste Haltung: Khawiun. Die „laute“ Haltung.
Der Drache war genauso verwirrt von dem Spektakel vor ihm wie Melia und beide blieben wie fest gefroren stehen, unfähig, irgendwas zu unternehmen. So konnte das schwarze Monster nur dabei zusehen, wie der Junge vor ihm mit seiner pulsierenden Waffe quer hinab schlug. Der Drache heulte kurz auf, ehe sich eine meterlange Schnittwunde auf seinem Körper auftat und ihn zu Boden zwang. Für alle Anwesenden schien die Zeit still zu stehen. Der Drache war geschlagen, sie hatten gewonnen, sie konnten weiter in Frieden leben.
„Amen! Pass auf!“, rief Melia. Amen spürte, dass etwas Eiskaltes seinen rechten Oberschenkel durchstach und ihn auf die Knie zwang. Eine weiße Klinge hatte sein Bein durchbohrt. „Der alte Mann hatte recht, du warst tatsächlich der mit dem meisten Potenzial!“, eine weibliche Stimme begann hinter ihm zu sprechen. „AMEN!“, Melias Stimme heulte durch das Dorf. „Huh?“, die Angreiferin seufzte und blickte abwertend zu dem blonden Mädchen, sie hatte doch tatsächlich auf das kleine Ding hinter ihr vergessen! Sie zog ihr Schwert aus Amens Bein, der einen Schmerzensschrei ausstieß und sich auf sein blutendes Bein griff. „LAUF, MELIA!“, rief der Junge und drehte sich nach hinten. Das einzige, das Amen sehen konnte, war die weiße Klinge, die sich in den Bauch von Melia bohrte.
„Nein, Nein, Nein, Nein!“, Amen verlor die Fassung, hämmerte gegen den Boden, er konnte nicht mehr. Wieder war er zu spät. Wieder war er nutzlos. Warum? Warum konnte er nicht einfach in Frieden leben? Warum musste all das passieren? Die Angreiferin ließ den Körper von Melia auf den Boden sinken und wandte sich wieder zu Amen. Sie führte ihren Monolog fort, „Dabei verstehe ich nicht einmal, was er in dich sieht“, sie seufzte und kniete sich vor dem Jungen nieder, „Der vorherige ließ sich nicht von unnötigen Ballast runterziehen.“ Mit ihrer von Melias Blut überzogenen Hand packte sie Amen an den Haaren und hob seinen Kopf hoch, um einen deutlichen Blick auf sein Gesicht zu haben. "Und seine Augen waren voller Hass", sie atmete genervt aus, "Deine sind tot" Die Person vor Amen hatte das Gesicht und den Körper einer Jugendlichen, aber er war sich sicher, dass sie viel älter war. Die Frau trug die gleiche traditionelle Kleidung wie sein Meister. Doch ihre Kleider waren schwarz mit einem roten Obi. Passend zu ihren schwarzen, langen Haaren und ihren dunkelroten Augen. Sie hatte etwas dämonisches an sich. „Allerdings bist du nicht nur der erste, der vom Reich der Geister zurückgekehrt ist, du konntest sogar den alten in seiner Drachenform besiegen!“, sprach sie erfreut.
„Besiegen?“, eine zweite Stimme sprach über den Hauptplatz, „Es hat mich nur überrascht, dass er die Kraft meiner Waffe entfesseln konnte, Menhit“ Amen kannte diese Stimme. Nein, das konnte nicht sein. Nein, bitte. Das darf nicht wahr sein. Er schüttelte ungläubig den Kopf und sagte sich selbst immer wieder, dass das nur ein Traum ist. „Ich bin stolz auf dich, Amen!“, die Stimme wirkte froh und zufrieden. Amen blickte nach vor. Da war er:
Amun.